Sonntag, März 16

Das Chaos ist gross in den USA. Die hoch bewerteten Aktien dort geraten unter Druck. Mit diesen Anlagefonds setzt man auf die Börsenwelt ausserhalb Amerikas.

«Wie kann ich ein Exposure zum amerikanischen Aktienmarkt vermeiden und trotzdem weltweit diversifizieren?», fragt ein Leser. Er findet die Regierung Trump «widerwärtig und gefährlich» und hält US-Aktien für stark überbewertet. Bis jetzt ist der MSCI World ETF, in dem amerikanische Aktien ein Gewicht von gegen 70 Prozent haben, sein wichtigster Depot-Bestandteil.

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Die Befürchtung, dass es mit US-Aktien weiter bergab gehen könnte, scheint uns durchaus begründet. Obwohl die Investoren am Freitag erleichtert darauf reagiert haben, dass die USA einen Shutdown vermeiden konnten, ist die Bewegung der letzten Wochen eindeutig: US-Aktien sinken, europäische und chinesische Aktien legen zu. Wenn ein solcher Trendwechsel einmal eingeläutet ist, kann er für längere Zeit andauern.

Trump 2.0 ist ein Ideologe

Der grösste Schock für Investoren ist, dass sie Trump falsch eingeschätzt haben. Natürlich wusste man, dass er diesmal sein Amt besser vorbereitet antreten und nur noch von Loyalisten umgeben sein würde. Nach den Erfahrungen seiner ersten Amtszeit konnte man trotzdem annehmen, dass Trump zwar ein übler Narzisst ist, bei ihm unter dem Strich der Pragmatismus aber überwiegt. Und dass er namentlich davor zurückschreckt, die Anleger vor den Kopf zu stossen.

Nun müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Trump 2.0 ein Ideologe ist. Und das ist – wie der Leser schreibt – gefährlich. Der US-Regierung sind nicht nur die Turbulenzen an der Börse egal. Sie scheint selbst eine Rezession in Kauf zu nehmen, um ihre übergeordneten Ziele zu erreichen. Was diese Ziele genau sind, das kann man aber auch nach Wochen des Chaos nicht richtig einschätzen. Wir wissen nicht einmal, was Trump mit seinen absurden Zöllen genau erreichen will.

Wenn etwas klar ist, dann, dass die Unsicherheit steigt und steigt, und die ist bekanntlich Gift für die Wirtschaft. Die Stimmung bei Konsumenten, Unternehmen und Investoren trübt sich rasch ein. Banken und andere Auguren nehmen ihre Wachstumsprognosen zurück und sehen sogar ein erhöhtes Risiko für eine Rezession in den USA.

Immer noch hoch bewertet

Das sind natürlich schlechte Vorzeichen für die Börse. Zumal die Bewertungsunterschiede auch nach den jüngsten Korrekturen frappant bleiben. US-Aktien weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 auf, bei europäischen Börsen beträgt diese Kennzahl bloss 17.

Das Gewicht von US-Aktien radikal zu beschneiden, könnte deshalb für die kommenden Monate gute Resultate bringen. Eine einfache Möglichkeit für unseren Leser, das mit ETF umzusetzen, wäre, bei seiner Kernanlage umzusatteln: vom MSCI World zum MSCI World ex USA. Es gibt zahlreiche ETF-Anbieter, die diesen Index als Produkt anbieten. Die jährlichen Kosten belaufen sich bei den meisten auf 0,15 Prozent.

Wenn man auf eine Version des MSCI World ohne US-Aktien setzt, wird die japanische Börse zum grössten Posten (19 Prozent), es folgen Grossbritannien, Kanada und Frankreich. Auch Schweizer Aktien sind in diesem Index mit rund 9 Prozent prominent vertreten – natürlich primär Titel wie Nestlé, Novartis oder UBS.

Für die meisten Anleger ist es sinnvoll, ein höheres Gewicht an Schweizer Aktien (und somit auch Franken) zu haben als diese 9 Prozent. Auch wenn man den MSCI World ex USA als seine Kernanlage betrachtet, kann man diese ja beliebig ergänzen.

Schweizer Midcaps als Ergänzung

Auf der Hand läge ein ETF mit mittelgrossen Schweizer Aktien: zum Beispiel Produkte, die den SPI Mid abbilden, wo Novartis und Co. fehlen und dafür Titel wie Lindt & Sprüngli, Schindler, Logitech oder Sonova dominieren. Der SMIM-Index, für den es ebenfalls ETF gibt, ist zu weiten Teilen identisch mit dem SPI Mid.

Weil im MSCI-World-Index nur die Börsen von Industrieländern enthalten sind, könnte man sich mit einem Schwellenländer-ETF noch etwas China, Indien und Co. ins Depot holen.

Und natürlich sollte man jetzt nicht gleich extrem werden und den amerikanischen Aktienmarkt ganz aus seinem Portefeuille streichen. Selbst wenn amerikanische Titel noch ein paar Monate unter Druck sein sollten, wird irgendwann eine Gegenbewegung einsetzen.

Konzentrationsrisiko

Allerdings bleibt die Dominanz der grossen Tech-Unternehmen in den gängigen US-Indizes ein Problem. Diesem Klumpenrisiko können Investoren entgegenwirken, indem sie als Ergänzung zum MSCI World ex USA einen ETF wählen, der den S&P 500 oder den Nasdaq-Index nicht kapitalgewichtet abbilden, sondern in einer Version, die jede Aktie zu gleichen Teilen berücksichtigt. So dass zum Beispiel Apple-Aktien nicht stärker vertreten sind als Nike-Aktien.

Diese Produkte lassen sich mit einer Internetsuche rasch identifizieren, wenn man den gewünschten Index sucht und mit dem Begriff «equal weight» ergänzt. Also zum Beispiel «Nasdaq 100 equal weight».

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Noch vor kurzem waren bei Investoren Schwellenländer-Produkte ohne chinesische Aktien hoch im Kurs. Jetzt plötzlich fragen sie Industrieländer-Anlagefonds ohne US-Titel nach.

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