Mittwoch, März 19


Tipps der Redaktion

Der Kaffee kommt ohne Latte-Art, die Aussenbestuhlung ist aus Plastik, und Birkenfeigen sucht man vergebens: Diese Zürcher Lokale gefallen, weil sie nicht zu durchdesignt sind.

1. Café Schlauch

Mittlerweile ein seltener Effekt in der Stadt Zürich: eine Gaststube im Stadtzentrum, die eine Gemütlichkeit ausstrahlt, die man in all den durchdesignten Gastroschuppen vergebens sucht. Man findet solche Adressen noch im Nieder- und Oberdorf. Eines der Lokale ist das Café Schlauch. Der Haupteingang ist in der Oberen Zäune. Aber auch über die Münstergasse, neben der Andorra Bar gegenüber der Bodega Española, kommt man über einen schlauchartigen Treppenaufgang hinein.

Das Interieur ist in der Zeit stehengeblieben, nostalgisch (wir schätzen Anfang, Mitte 20. Jahrhundert), aber nicht erdrückend, sondern aufgeräumt, gar luftig. Ein grosses Oberlicht und eine Fensterfront zur seitlichen Terrasse lassen genug Tageslicht herein. Eine Besonderheit ist der grosse Bereich im hinteren Teil mit schönen, alten Billardtischen. Alles hier wäre auf seine Art instagrammable, aber die unaufgeregte Atmosphäre veranlasst dazu, sein Handy für einmal in der Tasche zu lassen. Das Publikum wie auch das Personal ist durchmischt.

Die Menukarte ist bodenständig. Es werden ausschliesslich Produkte aus Demeter-, wild- oder aus kontrolliert biologischem Anbau verwendet. Das Café Schlauch trägt auch das Schweizer Gastro-Gütesiegel «Goût Mieux» für nachhaltige Gastronomie (Bio, Regio, Fairtrade und Tierwohl). Nebst wechselnden Menus und Gerichten mit und ohne Fleisch gibt es feste Klassiker, etwa Gemüsebouillon natur (mit oder ohne Freilandei, 6 Franken bzw. Fr. 7.50).

Liebling ist die Rösti, die laut Angaben des Restaurants «unerreicht und stadtbekannt ist»: nicht fein geraffelt und mit intensivem Aroma, das sie vermutlich auch den schweren alten Gusspfannen verdankt. Preis: 17 Franken, mit Bio-Ei drauf Fr. 18.50. Schön, gibt es hier auch eine breite Dessertkarte, die mehr als die übliche Panna cotta bietet, sondern auch Nektarinenquarkcrème mit Agavensirup (Fr. 7.50), Mürbeteigbödeli mit Schlagrahm und Saisonfrucht (Fr. 9.50), Meringues, Käsetellerli oder Caramelköpfli mit Syramena-Rohrzucker (Fr. 8.50) führt.

Café Schlauch, Obere Zäune 17, Zürich

Text: Kim Dang

2. Bodega Española

Mit der Bodega Española findet sich ein weiteres traditionsreiches Lokal im Zürcher Niederdorf, in dem alles so geblieben ist wie vor 150 Jahren. So zumindest fühlt es sich an. Der alte, dunkle Kachelofen, die Holzmöbel und die weinroten Wandkassetten strahlen eine angenehme Wärme aus, der abgetretene Linoleumboden und die etwas zu starke Deckenbeleuchtung die Bodenständigkeit eines kleinen Lokals in Katalonien.

So laut wie in Spanien geht es nicht zu, dennoch kommt man kaum umhin, von Sommer, Sonne und der letzten Reise in den Süden zu träumen. Das liegt auch an den wunderbar authentischen Patatas Bravas, Albondigas, Croquetas de Jamón, Pan con Tomate, Ensaladas und verschiedenen Käsesorten, die von den zwischen den Tischen hin- und herflitzenden (und sehr herzlichen) Mitarbeitenden serviert werden. Rund zwei Dutzend Tapas-Sorten stehen in der Glasvitrine ganztags zur Auswahl. Wie in der Einrichtung wird auch hier Vielfalt mit Einfachheit vereint – eine unwiderstehliche Kombination!

Bodega Española, Münstergasse 15, Zürich

Text: Sonja Siegenthaler

3. Babi’s Bagel Shop

Die bis ins Detail durchdesignten Bagel-Geschäfte, die in und um Zürich eröffnet haben, in Ehren – ich hole mir meinen in London aufgegabelten Bagel-Fix am liebsten bei Babi’s in der Enge. Dort schmückt neben dem Wort «Bagel Shop» noch immer das altbekannte Coca-Cola-Logo die gestreifte Ahne; die Aussentische stehen auf ehemaligen Parkplätzen.

Seinen Bagel stellt man sich hier nach eigenem Wunsch zusammen. Meine Bestellung lautet: Mohnbagel, Rauchlachs, Cream-Cheese, Gurken, Sprossen, zum Mitnehmen. Die Bedienung ist freundlich und packt den Bagel in Papier ein, als sei er ein übergrosses Bonbon. Er ist schwerer, als man denken würde, wie es sich gehört, und auf genau die richtige Art ein wenig zäh. Je nach Zutaten zahlt man um die zehn Franken. Einziger Nachteil: Babi’s hat nur von Montag bis Freitag offen.

Babi’s Bagel Shop, Bederstrasse 102, Zürich

Text: Jana Schibli

4. Restaurant Rubina

Das leuchtend rote Haus an der Zürcher Universitätsstrasse im Kreis 6 ist nicht zu übersehen. Hier ist das Quartier-Restaurant Rubina zu Hause, ein unkompliziertes, gemütlich eingerichtetes Lokal, das umsichtig von Desirée Eggli geführt wird, der Tochter des einst legendären Gastrokritikers Daniel E. Eggli. Für das Wohlbefinden der Gäste sorgen nicht nur die Chefin und das Ambiente, sondern auch eine traditionelle Schweizer Küche mit französischem Einfluss.

Hier gibt es Klassiker wie etwa den Hackbraten-Muffin vom Kalb oder gebeizte Rindskopfbäggli. Diese Gerichte passen perfekt zu diesem traditionellen Restaurant, das im Sommer mit einer kleinen Terrasse aufwartet. Die gut kuratierte Weinkarte bietet für jeden Geschmack etwas. Fündig wird man mit einem gereiften Bordeaux oder einem südafrikanischen Tropfen von Kleinproduzenten, die selbst importiert werden.

Restaurant Rubina, Unversitätsstrasse 56, Zürich

Text: Peter Keller

5. Les Halles

Ein Ort, an dem ich mich in Zürich nicht wie in Zürich fühle, ist das Restaurant Les Halles. Dort hat eine Freundin vor ein paar Wochen mit einer grossen Gruppe ihren Geburtstag gefeiert. Der Ort war ideal dafür: ungezwungen, zentral und preiswert. Wer Hunger hatte, konnte sich etwas bestellen, und der Rest nutzte die Bar.

Das Restaurant ist gemütlich mit wild zusammengesuchten Möbeln und Blumen eingerichtet. An den Wänden hängen Velos, die man auch kaufen kann, Discokugeln und verschiedene Bilder. Man kann dort gut «People Watching» betreiben und entdeckt immer wieder Neues in der Einrichtung. Wer davon genug hat, spielt eine Runde Tischfussball oder mit dem Flipperautomaten.

Bekannt ist das «Les Halles» für die Moules-frites für 32 Franken. Leider gibt es nur eine vegetarische Option als Hauptspeise, einen Salade de Chèvre Chaud für Fr. 19.50. Doch als Bar ist es top. Das Essen und die Getränke bestellt man an der Theke. Wodurch man am Tisch seine Ruhe hat und sich ab und zu bewegt, wenn es Zeit für die nächste Runde ist.

Les Halles, Pfingstweidstrasse 6, Zürich

Text: Hannah Hitz

6. Lè Cuisine

Lè Cuisine zählt zweifellos zu den besten chinesischen Restaurants in Zürich. Jasmine und James Cheng, das Paar, das ursprünglich aus Schanghai stammt, hat die Aufmerksamkeit der Zürcher Gastronomieszene schon seit geraumer Zeit auf sich gezogen; im ersten Lokal in der Neugasse hat sich das «Lè Cuisine» mit Chef Jasmine Cheng 13 «Gault Millau»-Punkte erkocht. Absolut berechtigt: mit seidenweichem Tofu mit eingelegten Eiern, dem Okra-Salat mit Chili, dem saftig-fettigen Schweinebauch Schanghai-Style oder der Sezchuan-Fischsuppe etwa heben die Chengs die chinesische Küche auf ein für Zürich neues Niveau.

Anfang 2023 eröffneten sie einen zweiten Standort an der St. Jakobstrasse im Zürcher Stauffacher. Dieser bietet nicht nur eine umfangreichere Speisekarte, sondern auch mehr Sitzplätze als noch an der Neugasse. Doch auch in grösserer Ausführung wird das Lokal seinem Namen treu: «Lè» bedeutet Glück auf Chinesisch, was die Atmosphäre perfekt beschreibt. Nicht ein stimmiges Designer-Interior oder eine perfekt durchgestaltete Menukarte macht diese aus, sondern das leidenschaftliche Treiben, das in der offenen Küche zu beobachten ist, und die familiäre Wärme, die Jasmine und James Cheng und ihr kleiner Sohn, der manchmal wie ein Grosser im Service aushilft, rüberbringen.

Lè Cuisine, St. Jakobstrasse 7, Zürich

Text: Sonja Siegenthaler

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