Montag, Februar 24

Sie war einst die bestbezahlte Schauspielerin Hollywoods – dann zog Cameron Diaz sich zurück. Nun ist sie wieder da, in einer Branche, die älter gewordene Frauen plötzlich wieder umarmt. War ihre Pause nur ein kluger Karriereschritt?

Hollywood liebt Comebacks. Adrien Brody, Demi Moore oder Eddie Murphy kehrten alle im vergangenen Jahr zur grossen Leinwand zurück. Cameron Diaz tat es ihren Branchenkollegen gleich und ist zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt in einem Film zu sehen. In «Back in Action» spielt Diaz mit Jamie Foxx ein CIA-Paar im Ruhestand. Eine Rückkehr mit Nachdruck, denn im neuen Film rennt sie herum, schiesst mit Pistolen und verteilt Fäuste.

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Ihr Comeback war kein grosses Hollywood-Event – keine Blitzlichter, keine roten Teppiche. Stattdessen ein Telefongespräch mit Jamie Foxx, der sie zurück ins Filmgeschäft lockte. «Ich bin so nervös», sagte Cameron Diaz im Video, das Foxx vor einiger Zeit auf X teilte. Doch die Überraschung folgt erst: Foxx fügt die Football-Legende Tom Brady zum Anruf hinzu – als Experten für das Thema «Zurückkommen». Diaz lacht, Brady gibt Tipps, und die Welt wusste: Sie ist wieder da.

Back In Action | Jamie Foxx, Cameron Diaz | Offizieller Trailer | Netflix

Cameron Diaz gehörte in den 2000ern zu den gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Und wo verblassende Schauspielsternchen in der Regel ein langsames Ausscheiden erleben – kleinere Rollen, schlechtere Filme –, kündigte Diaz im Jahr 2018 ihren Rücktritt in einem Interview an. Nonchalant, als wäre es einfach nur ein Job. Was war geschehen?

Augenschmaus mit Persönlichkeit

Im Jahr 1994 gab Diaz als 21-Jährige ihr Debüt auf der Leinwand, zuvor arbeitete sie als Model. An der Seite von Jim Carrey spielte sie dennoch in der Komödie «The Mask». Im Gegensatz zur damals verbreiteten Tendenz in Hollywood, attraktive junge Frauen vor allem für die Optik vor die Linse zu stellen, hatte Diaz in dem Film mehr zu tun, als dekorativ zu sein. Ihre Figur war eine Sängerin mit Grips, die ein gefährliches Doppelleben führte.

Der Regisseur Chuck Russell erinnert sich an ihr erstes Vorsprechen: «Cameron war von Anfang an mutig und voller Herz. Sie hat eine kluge und humorvolle Art – und steht für sich ein, wie es nur wenige können.»

Es folgten weitere Erfolge, wie etwa ihre Hauptrollen in «There’s Something About Mary» (1998) oder in «Charlie’s Angels» im Jahr 2000. Beide waren weltweite Kinoerfolge und spielten Hunderte von Millionen Dollar ein. Innert weniger Jahre etablierte sich Diaz neben Namen wie Tom Cruise oder Leonardo DiCaprio. Doch anders als diese verkörperte sie nie das klassische Hollywood-Ideal eines Filmstars.

Diaz spielte keine tragischen Heldinnen, keine methodisch erarbeiteten Charakterrollen. Sie war keine Meryl Streep, keine Cate Blanchett. Ihr Talent lag woanders: Sie brachte Leichtigkeit in eine Zeit, die noch wenig Platz für Frauen hatte, die gleichzeitig verführerisch, komisch und selbstbewusst sein konnten. Sie war das kalifornische Strahlen in einer Ära, in der sich der amerikanische Traum noch glamourös anfühlte – bevor sich Hollywood in düsteren Franchises und immergleichen Superheldensagas verlor.

Auf Beliebtheit folgt im Showbusiness schnell der üppige Zahltag: Diaz wurde zur bestbezahlten Schauspielerin der Welt. Dafür, dass sie der Figur Fiona im dritten Teil von «Shrek» (2007) ihre Stimme lieh, soll sie eine Gage von 30 Millionen Dollar erhalten haben. Zum Vergleich: Zendaya erhielt laut Medienberichten gerade einmal einen Zehntel – 3 Millionen Dollar – für ihre Rolle im 2024 erschienenen «Dune: Part 2».

Die Freiheit, Nein zu sagen

Obwohl Diaz in den Jahren nach dem grossen Zahltag von «Shrek 3» weiter grosse Rollen spielte, veränderte sich ihre Haltung zum Filmgeschäft allmählich. Sie war nicht eine jener Schauspielerinnen, die langsam in kleinere Produktionen abrutschten – sie blieb gefragt, stand mit Tom Cruise und Brad Pitt vor der Kamera. Doch es kam der Punkt, an dem sie sich bewusst gegen Hollywood entschied.

Ihre letzte Rolle spielte sie 2014 im Film «Annie». Diaz distanzierte sich in den Jahren darauf zunehmend vom Schauspielerdasein. Im Jahr 2018 kündigte sie während eines Interviews an, sie sei mit Hollywood «fertig» und bereit für ein Leben «als Hausfrau». Sie lehnte Rollen ab, heiratete den Musiker Benji Madden und veröffentlichte zwei Bücher.

Vielleicht war es eine persönliche Entscheidung. Vielleicht aber auch eine vorausschauende. Diaz entging damit dem Hollywood-Schicksal vieler Schauspielerinnen, denen nach dem 40. Geburtstag keine brauchbaren Rollen mehr angeboten werden. Sie musste sich nicht dem Versuch aussetzen, in einer Branche zu überleben, die Frauen, wenn sie nicht mehr als «leading lady» taugen, entweder in Nebenrollen abschiebt oder gar nicht mehr besetzt. Während andere Kolleginnen ab einem gewissen Alter um Anerkennung kämpfen mussten, nahm Diaz sich selbst aus dem Rennen. Sie ging nicht in die zweite Hollywood-Liga über – sie stieg einfach aus.

Der Komiker Kevin Hart fragte sie einige Jahre später in seiner Talkshow nach ihren Beweggründen. «Es fühlte sich an wie eine Notwendigkeit, um mein eigenes Leben zurückzufordern», sagte Diaz. Ihr Ruhm habe dazu geführt, dass sie wichtige Aspekte ihres Lebens aus den Händen gab: «So viele Bereiche meines Lebens mussten andere für mich managen.»

«Ich wollte ein Leben aufbauen, das ich wirklich führen wollte. Und für mich war es der Wunsch, eine Familie zu gründen», sagte Diaz damals.

«Mama soll ihr eigenes Ding machen»

2019 und 2024 kamen ihre Kinder Raddix und Cardinal zur Welt. 2020 brachte Diaz ihre eigene Bio-Weinmarke auf den Markt, postete Kochvideos auf Instagram. Ein Lebenswandel, den sie mit vielen ihrer Promi-Kolleginnen teilte. In einer Zeit, in der Hollywood-Stars immer häufiger neue Standbeine suchten, wurden Schauspielerinnen wie Jennifer Garner oder Gwyneth Paltrow zu Lifestyle-Entrepreneuren – ob mit Kochkanälen, Wellness-Marken oder eigenen Produktlinien.

Doch ganz konnte sie die Branche nicht hinter sich lassen. Jetzt ist sie mit «Back in Action» in die Hauptstadt der Filme zurückgekehrt. Bereits gibt es Gerüchte über «Shrek 5», bei dem Diaz wieder die Synchronstimme von Fiona übernehmen soll. Mit Keanu Reeves sei bereits ein weiterer Film in Produktion.

Diaz selbst sagte dem «Hollywood Reporter», für sie sei die Rückkehr «zum richtigen Zeitpunkt» gekommen. Nach der Pandemie habe ihre Familie viel Zeit zu Hause verbracht, sie hätte das Gefühl gehabt, «festzustecken». Ihr Mann habe sie schliesslich ermutigt, diesen Schritt zu wagen.

Vielleicht war es aber nicht nur das. Hollywood hat sich verändert. Frauen jenseits der 40 werden wieder gebucht – nicht nur als Nebendarstellerinnen oder in Mutterrollen, sondern als Hauptfiguren mit Tiefe. Nicole Kidman, Demi Moore oder Kate Winslet haben sich ihren Platz auf der Leinwand zurückerobert, Streamingdienste setzen vermehrt auf reifere Frauenfiguren. Diaz kehrt in eine Industrie zurück, die plötzlich wieder Platz für sie haben könnte.

Eine gewisse Überzeugungsarbeit für ihr Comeback dürfte allerdings auch das Checkbuch geleistet haben: Laut der Wirtschaftszeitschrift «Bloomberg» bot Netflix Cameron Diaz 45 Millionen Dollar für zwei Filme. Am Ende sprach also wohl auch die Geldbörse – in der Muttersprache des Showbusiness.

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