Ein ehemaliges Bürogebäude im Zentrum Mailands ist zu einem der neusten Fünfsternehotels der Stadt geworden. Es ist – zum Glück und entgegen seiner Geschichte – auf Entspannung und gutes Essen ausgelegt.
Ein rationalistisches Bürogebäude: Das schreit nicht nach Vergnügen. Doch das Fünfsternehotel Casa Brera im gleichnamigen Viertel Mailands setzt sich geschickt mit seiner Geschichte auseinander. Genauer: mit dem geschickten Design der Architektin und Designerin Patricia Urquiola. Sie hat das rechteckige Gebäude an der Piazzetta Bossi, in den fünfziger Jahren entworfen vom italienischen Rationalisten Pietro Lingeri, zu ihrer Spielwiese gemacht.
Urquiolas Auge für unerwartete Farbkombinationen und rohes Material macht sie zu einer beliebten Wahl für Luxushotels von Rom bis Barcelona. Denn sie vermag es, die klinische, manchmal abgekapselte Atmosphäre aufzubrechen, die in Fünfsternehotels herrschen kann. In der Casa Brera hat sie das strenge Raster der Fassade genommen und es in den Teppichen des Hotels und in der Decke der Bars und Restaurants repetiert.
Zwischen Boden und Decke wechseln sich wild geäderter Marmor und bunte Bezüge ab, poliertes Walnussholz und glänzendes Metall scheinen sich gegenseitig zu reflektieren. Symmetrien erinnern an andere rationalistische Bauwerke in Mailand, sei es die nahe gelegene Villa Necchi oder der massive Torre Velasca.
Die Badezimmer in der Casa Brera sind mit ihren verschiebbaren Wänden und flauschigen Frette-Bademänteln kleine Oasen. Es lohnt sich aber, diese zu verlassen: Noch immer gehüllt in die weisse Baumwolle, den Lift bis ganz nach oben nehmen. Dort schwebt man im beheizten Pool über den Dächern Mailands. Man sieht die Spitzen des Doms und von weitem das Bankenviertel Porta Nuova und blickt von einem überbordend begrünten Balkon zum nächsten.
Ein Epizentrum des Luxus
Mit den Sterneküchen und High-Fashion-Geschäften sind Brera und seine Umgebung ein Epizentrum des Luxus. Genauso gibt es aber exquisit vollgestopfte Vintage-Boutiquen, das Museo Poldi Pezzoli und das ratternde Tram. Es macht die Casa Brera zu einem idealen Ausgangspunkt für städtische Entdeckungstouren, besonders, wenn man zum ersten Mal in Mailand ist.
Das merkt man auch an den Gästen, einer Mischung aus Freundinnengruppen, gut betuchten Familien, Pärchen und den Marriott-Kunden, die ihre Mitgliedschaft bevorzugt für einen Aufenthalt in einem «Luxury Collection»-Haus nutzen. Und an dem sehr freundlichen Personal, das einem beim Verlassen des Gebäudes gerne ein gekühltes Wasser in die Hand drückt.
An sich eine Destination
Doch die Casa Brera, eines der neuesten unter den mittlerweile sehr zahlreichen Fünfsternehotels Mailands, ist auch an sich eine Destination. In den Restaurants Odachi und Scena gibt es japanische und italienische Küche; konzipiert von Sterneköchen. Das Rooftop-Restaurant Etereo badet seine Gäste – sie trudeln ab etwa 20 Uhr ein – in rotes Licht und serviert ihnen sorgfältig zubereitete Klassiker wie Pizza mit Büffelmozzarella und Lachsfilet mit Spinat und Sesam. Die Terrasse ist so spektakulär, dass einige Gäste auch an einem kühlen Frühlingsabend dort sitzen. Oder sich zumindest für ein paar Fotos nach draussen stehlen.
Manche von ihnen sieht man am nächsten Morgen beim Frühstück in der Lounge wieder, wo sie mit grossen Augen das Gebäck im Miniformat betrachten, das ihnen von einer reich befüllten Platte angeboten wird. Pistacchio-Gipfel? Blaubeer-Muffin? Marmorkuchen? Oder doch lieber ein Avocado-Toast, auf Wunsch mit einem perfekt pochierten Ei serviert?
Die Lounge ist der Treffpunkt des Hauses und die daran angeschlossene Terrasse an der fast stillen Piazzetta Bossi ein guter Ort zum Auftanken. Sobald man sie verlässt, ist man wieder mittendrin in Mailand.
Auf einen Blick
Adresse
Casa Brera, Piazzetta M. Bossi, 2, 20121 Mailand, Italien; casabrera.com
Preis
Doppelzimmer ab etwa 590 Franken.
Publikum
Herausgeputzte Städtereisende.
Design
Emotional trifft rational.
Gastronomie
Japanisch im «Odachi», Italienisch im «Scena» und im entspannteren «Etereo».
Dieser Besuch wurde vom Hotel unterstützt.