An der grossen Elektronikschau in Las Vegas zünden die Autohersteller ihre ersten Technikfeuerwerke. In diesem Jahr hält vor allem die künstliche Intelligenz Einzug ins Auto.
Bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas dreht es sich nicht mehr ausschliesslich um Unterhaltungselektronik. Seit ein paar Jahren präsentieren hier Autohersteller ihre Neuheiten oder einzelne Technologien.
Die Messe Anfang Januar hat den einstigen Autoshows in Detroit, Frankfurt, Genf oder Paris längst den Rang abgelaufen, auch wenn die Ausstellungsfläche für die Marken recht klein ausfällt. Dafür konzentrieren sich die Hersteller auf das Wesentliche: die Technologie. Zwei grosse Trends der nächsten Jahre werden beim Hallenrundgang der CES deutlich: künstliche Intelligenz und Flugfahrzeuge.
Gleich drei der fliegenden Autos parkieren auf dem Messegelände und warten auf die Starterlaubnis. Der Supernal Helicopter S-A2 ist ein Multikopter, bei dem Hyundai seine Finger im Spiel hat. Design und Technik stammen von den Koreanern, das Startup selbst kommt aus den USA.
Das elektrische Fluggerät soll leise wie eine Spülmaschine (45 bis 65 dbA) und sein Surren dadurch in der Luft kaum zu hören sein. Die acht Propeller treiben die Kabine an und transportieren bis zu vier Passagiere oder Güter bis zu 60 Meilen weit. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei über 190 km/h in einer Höhe von bis zu 450 Metern. 2028 sollen die ersten Serienfluggeräte in die Luft gehen, anfangs mit einem ausgebildeten Piloten, in der zweiten Ausbaustufe auch autonom.
Der chinesische Hersteller Xpeng Aero-HT kombiniert einen Sportwagen mit einem Helikopter und nennt das Fahrflugzeug eVTOL (electric vertical take-off and landing aircraft) Flying Car. Beim Fahren verstecken sich die Propeller unter der flachen Karosserie. Per Tastendruck fahren sie im Stand heraus und können das Fahrzeug in die Luft heben. Erste Tests hat das zwei Tonnen schwere Fluggerät erfolgreich bestanden.
Das eVTOL Flying Car ist schon das zweite Fluggerät von Xpeng Aero-HT, dem grössten Unternehmen für Fluggeräte in Asien. An der CES gab das Unternehmen ausserdem bekannt, dass 2025 der modular aufgebaute Land Aircraft Carrier auf den Markt kommen soll, mit dem mehrere Fluggäste für Kurzstrecken in die Luft gehen können.
Auch die Zulieferfirma Schaeffler zeigt im Aussenbereich einen Single-Multikopter für den kurzen Zwischenflug in der Stadt. Chance für einen Serienstart? Noch nicht bekannt.
KI kommt als Sprachassistent ins Auto
Mehr Chancen auf die baldige Serieneinführung in vielen Autobereichen dürfte der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) haben. BMW will seinem eigenen Assistenzsystem mehr Intelligenz einhauchen. In Zusammenarbeit mit Amazon soll eine KI entstehen, die eine natürlichere, menschenähnliche Sprache zur Interaktion erlaubt. Auch Mercedes-Benz setzt auf KI als virtuellen Assistenten, um künftig eine natürliche Interaktion mit dem Auto zu bieten.
Hyundai entwickelt mit seiner «Software-defined everything»-Strategie (SDx) ein neues Mobilitätsökosystem, um die Bedürfnisse der Nutzer schneller, besser und jederzeit erfüllen zu können. Hard- und Software lassen sich dabei unabhängig voneinander aktualisieren und weiterentwickeln und werden dabei von KI unterstützt.
Volkswagen ist einen Schritt weiter und hat an der CES schon den Serieneinsatz der KI in seinen Fahrzeugen verkündet. So wird im nächsten Quartal in den Modellen Tiguan, Passat und Golf sowie den Stromer-Baureihen ID.3 bis ID.7 künftig Chat-GPT den Sprachassistenten IDA unterstützen. Die KI kommt immer dann zum Einsatz, wenn das VW-System allgemeine Infos oder Wissensfragen der Insassen nicht mehr beantworten kann. Auch die Steuerung von Infotainment, Navigation und Klimatisierung soll über die neue Software natürlicher werden.
Fahrzeugpremieren an der CES
Doch auch ein paar neue Strassenfahrzeuge zeigen sich in den Hallen. Honda feiert in Las Vegas seine neue Sub-Marke Honda 0 Series mit zwei Konzeptautos, die ersten Modelle sollen 2026 erscheinen. Die neuen Fahrzeuge sollen schlank, leicht und weise werden und dem Trend von immer grösseren und schwereren Autos entgegenhalten. Der Saloon ist ein schnittiges und futuristisches Coupé mit viel Platz und nachhaltigen Materialien. Der Van Space Hub soll für den Alltag das Leben der Besitzer bereichern.
Kia stellt eine neue, modulare Fahrzeugplattform mit unterschiedlichen Aufbauten vor. Die «Purpose-Built Vehicles» (PBV) genannten Spezialfahrzeuge für Unternehmen und Privatpersonen fahren elektrisch und unterscheiden sich in Aufbau, Länge, Innenausstattung und Assistenzsystemen. Dabei gibt das Kia Concept PV5 Ausblick auf das erste Serienfahrzeug, das 2025 auf den Markt kommen soll. Das E-Auto kann als Lieferwagen für Ruf- oder Versorgungsdienste je nach Einsatzgebiet unterschiedlich angepasst und vernetzt werden.
Der vietnamesische Hersteller Vinfast präsentiert in Las Vegas den über 5,3 Meter langen elektrischen Pick-up-Truck VF Wild. Dank einem ausziehbaren Bett eignet sich der VF Wild nicht nur als Arbeitstier, sondern auch als Freizeitgefährt. Mercedes-Benz zeigt eine (noch getarnte) elektrische Version des klassischen Geländewagens G-Klasse.
Auch ein paar neue Motorräder präsentieren sich zwischen den Autos, wie der Horwin Senmenti 0 EV, ein elektrischer Roller mit bis zu 99 PS. Damit beschleunigt der E-Scooter in rund 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fährt bis zu 200 km/h schnell. Bei der Verge Motorcycles TS Ultra helfen künftig Kameras und Radar, den Motorradfahrer vor Gefahren zu warnen. Das Starmatter-Vision-System soll mit sechs Kameras und einem Front- und Heckradar die Verkehrssituation überwachen.
Die TS Ultra mit einem E-Motor im Hinterrad leistet 150 kW und besitzt ein Drehmoment von bis zu 2000 Newtonmetern. Von 0 auf 100 km/h vergehen keine 2,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Mit einer Akkuladung sollen bis zu 375 Kilometer Reichweite möglich sein. Genügend Energie, um abends ein paar Runden über den Strip von Las Vegas zu fahren.
Wie in jedem Jahr sind die neuen Ideen der Autohersteller zum Teil arg ihrer Zeit voraus. Viele von ihnen werden es nicht bis zum Kunden schaffen, am grössten sind sicherlich die Chancen der künstlichen Intelligenz im Fahrzeug – lange bevor Autos fliegen können.