Donnerstag, Februar 20

Der Schweizer Meister ist auch das beste Team in Europa. Im Final vor eigenem Publikum schlagen die Zürcher das schwedische Top-Team Färjestad BK 2:1. Sven Andrighetto ist mit zwei Treffern der Matchwinner.

Genf/Servette wurde vor einem Jahr erster Schweizer Sieger der neuen Champions Hockey League. Nur ein Jahr später doppeln die ZSC Lions nach und behalten den Pokal dank ihrem 2:1-Sieg am Mittwochabend über den schwedischen Spitzenklub Färjestads BK für ein weiteres Jahr in der Schweiz. 12 000 Zuschauer in der ausverkauften Swiss Life Arena wurden Zeugen einer lange Zeit reifen Leistung des Schweizer Meisters. Erst in der Schlussphase gerieten die Zürcher unter Druck, als sie sich mit unnötigen Strafen selber aus der Balance brachte und in der Schlussminute Glück hatten, dass die Schiedsrichter grosszügig über eine eindeutige Strafe hinwegsahen.

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Was aber bedeutet dieser Erfolg nun für die Lions und das Schweizer Eishockey? Etwas weniger als einen Monat vor dem Beginn der Play-offs in der Liga (13. März) scheinen die Zürcher zur Titelverteidigung bereit. Offensichtlich hat der überraschende Abgang ihres Headcoachs Marc Crawford, der sein Amt in der Altjahrswoche aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte, keinen nachhaltigen Schaden in der Mannschaft hinterlassen. Sein ehemaliger Assistent Marco Bayer hielt das Team ohne grössere Probleme auf Kurs. Der Gewinn der Champions Hockey League zeigt, dass die Zürcher auch mit dem als Headcoach noch relativ unerfahrenen Bayer an der Bande ein absolutes Top-Team bleiben.

Für das Schweizer Eishockey ist dieser erneute Sieg im wichtigsten europäischen Klub-Eishockey ein Zeichen dafür, dass der Weg, den die Liga vor einigen Jahren eingeschlagen hat, nicht grundsätzlich falsch gewesen sein kann. Während der Covid-Pandemie öffnete sie ihre Türe vorübergehend und stockte das Teilnehmerfeld von zwölf auf 14 Teams auf. Der EHC Kloten und der HC Ajoie profitierten und stiegen auf. Einher ging die Erweiterung der Liga mit der Erhöhung der Ausländerzahl von vier auf sechs sogenannte Import-Spieler.

Die Lockerung der Ausländerbeschränkung provozierte vehemente Kritik aus Kreisen des Verbandes und führte zu einer Zerreissprobe zwischen der Liga und der Dachorganisation. Erst im vergangenen Sommer entspannte sich die Situation, als die Streitparteien sich zu einer neuen Leistungsvereinbarung einigten. Es war das Meisterstück des Kurzzeit-Präsidenten Stefan Schärer, der kurz darauf seinen Posten nach nur einem Jahr wieder räumen musste.

Das Schweizer Eishockey surft auf einer Erfolgswelle

Mittlerweile surfen Verband und Liga auf einer veritablen Erfolgswelle. Das Nationalteam von Coach Patrick Fischer gewann im vergangenen Frühjahr in Prag WM-Silber. Nun halten die ZSC Lions die Klub-Krone Europas in der Schweiz. Es sind Zeichen für eine wirtschaftlich starke, gut funktionierende Liga. Die Monotonie der ersten 20 Jahre des neuen Jahrhunderts, während denen nur vier Klubs den Titel gewannen (Bern, Lugano, Davos und die ZSC Lions) ist vorüber. Zug und Genf/Servette haben diese Phalanx in den vergangenen Jahren durchbrochen. Lausanne und auch Fribourg-Gottéron scheinen bereit, diesem Beispiel zu folgen.

Die Ausgeglichenheit ist das neue Merkmal der National League. Auch wenn im Moment die ZSC Lions alle anderen überstrahlen. Für sie ist es der zweite europäische Titel. 2009 hatten sie die Champions Hockey League ein erstes Mal gewonnen. Damals hatten sie für den Final gegen den russischen Klub Magnitogorsk nach Rapperswil-Jona ausweichen müssen, weil das Hallenstadion anderweitig besetzt war.

Nun haben die Lions in Zürich-Altstetten eine eigene Arena, die auch ihre finanzielle Ausgangslage massiv verbessert. Noch immer ist der spendable Präsident Walter Frey der wichtigste Taktgeber dieser erfolgreichen Organisation. Doch die neue Arena macht den Klub wirtschaftlich etwas weniger abhängig von der Gunst des spendablen Auto-Importeurs.

Auch dank der neuen Arena machen die Lions in der diesjährigen Champions-Hockey-League-Season einen Gewinn, auch wenn der noch nicht riesig ist. Hätten sie den Final verpasst, sie hätten sogar leicht rote Zahlen geschrieben.

Doch die Lions verloren den Final nicht, sie gewannen ihn und knüpften damit an eines ihrer ruhmreichsten Kapitel an, den Sieg von 2009 gegen russische Konkurrenz. Die Zuschauer begrüssten ihr Team beim Einlauf mit einem Transparent mit der Aufschrift: «Zrugg ad Spitze vo Europa.» Ari Sulander, der legendäre finnische Torhüter, der einer der Baumeister jenes gloriosen Sieges vor 16 Jahren war und bis heute in Zürich eine Ikone geblieben ist, war extra aus Finnland angereist und stimmte das Publikum mit ein paar Worten auf dem Eis auf die Aufgabe ein.

Champions Hockey League Finals 2009 - Zurich Lions vs Metallurg Magnitogorsk HDTV

Mit dem Titel am Dienstag haben die Zürcher gleichzeitig ihre Ambitionen für die nahenden Play-offs nachhaltig unterstrichen. Doch die Konkurrenz ist stark, stärker beinahe als auf europäischer Ebene. Doch die Lions werden vom Rhythmus profitieren, den sie aus der Champions-Hockey-League mitnehmen. Denis Vaucher ist seit 2020 Direktor der National League und seit zwei Jahren 2022 auch Präsident der europäischen Ligen-Vereinigung Hockey Europe. Er sagt: «Das Niveau und der Spielrhythmus in der National League sind hoch, von den internationalen Partien profitieren alle. Nicht zuletzt auch unsere Nationalspieler.»

Die National-League gehört im interkontinentalen Vergleich zu den herausragenden Playern. Ausserhalb von NHL und der russischer KHL setzt keine Liga mehr Geld um. Das liegt in erster Linie auch am Zuschauer-Interesse, das ungebrochen hoch ist. In der vergangenen Saison verfolgten alleine in der Regular Season durchschnittlich über 7000 Zuschauer jeden einzelnen Match. Die Auslastung der Stadien betrug 90 Prozent. Dazu beigetragen hat die neue Swiss Life Arena in Zürich, deren 12 000 Plätze regelmässig voll besetzt sind. Klassenprimus bleibt zumindest zuschauermässig weiterhin der SC Bern, der allerdings seine Leader-Funktion im vergangenen Frühjahr erstmals nach 22 Jahren in Folge an den Kölner Haie hat abgeben müssen.

Die Infrastruktur ist sicher ein entscheidender Punkt des Publikumerfolges, den das Schweizer Eishockey feiert. Mittlerweile spielen zwölf der 14 National-League-Teams in neuen oder zumindest renovierten Hallen. Einzig in Bern und Genf gibt es immer noch eklatanten Nachholbedarf.

Zuschauer-Boom dank verbesserter Infrastruktur

Zürich und Freiburg zeigen, wie wichtig der Komfort heute für das Publikum ist. Die Lions steigerten ihren Zuschauerschnitt nach dem Umzug vom Hallenstadion in Oerlikon in die Swiss Life Arena nach Altstetten mit einem Zuschauerzuwachs um 43 Prozent. In Freiburg gibt es eine Warteliste für Zuschauer und Sponsoren, die sich gerne in der neuen BCF-Arena zeigen würden. Mit 9000 Plätzen ist die Arena tendenziell zu klein für die Eishockey-Begeisterung, die im Üchtland unverändert herrscht. Die beiden Stadien werden in einem guten Jahr auch Schauplatz der nächsten Weltmeisterschaft in der Schweiz sein.

Doch Vaucher sagt, der Erfolg und die Qualität der Liga, die mittlerweile auch sportlich langsam Früchte trägt, sei nicht nur eine Folge dieser besseren Infrastruktur. Sie sei auch eine Konsequenz des seit drei Jahren schwelenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Seit das russische Eishockey aus der europäischen Familie ausgeschlossen worden ist, fluteten hochkarätige Ausländer aus Schweden, Finnland oder Tschechien die National League. Diese Qualität zeigt sich auch in der sportlichen Qualität auf dem Eis. Finnen (8,8 Prozent) und Schweden (8,6 Prozent) sind mittlerweile die wichtigsten Spielerlieferanten hinter den Schweizern in der National League.

Vaucher sagt: «Die CHL ist sportlich hoch attraktiv. Wir erhalten bestätigt, was wir schon immer gewusst haben: Unsere Liga ist nicht nur gut, sondern auch ausgeglichen. Durch die Aufstockung der Liga und die Ausländer, die dadurch kamen, ist das Niveau schon in den Trainings besser, als das bis vor kurzem gewesen war. Davon profitieren alle.» Am Dienstagabend auch die ZSC Lions.

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