Mittwoch, Januar 15

In der Rekordzeit von 64 Tagen, 19 Stunden und 23 Minuten triumphiert der 40-jährige Franzose an der legendären Einhand-Weltumsegelung. Vor vier Jahren erlebte Dalin ein Drama, nun ist er der Triumphator.

Am Dienstag in den frühen Morgenstunden überquerte Charlie Dalin die Ziellinie der Vendée Globe vor Les Sables-d’Olonne als Erster. Dalin hat die Erde nonstop und allein in Rekordzeit umrundet, für die Vendée Globe brauchte er 64 Tage, 19 Stunden und knapp 23 Minuten. Beim 40-jährigen Franzosen dürfte die Genugtuung nicht nur wegen des Rekords grösser gewesen sein als bei allen früheren Vendée-Globe-Gewinnern.

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Sein härtester Gegner, Yoann Richomme, der ihm wochenlang einen harten Zweikampf geliefert hatte und voraussichtlich am Dienstagnachmittag als Zweiter ankommen wird, übermittelte schon vor ein paar Tagen folgende Botschaft: «Das Szenario der letzten Vendée Globe war ungerecht für ihn, und er verdient diesen Sieg.»

Richomme erinnerte an die letzte Ausgabe der härtesten Regatta der Welt, als Dalin ebenfalls als Erster die Ziellinie überquert hatte. Die Jury versetzte ihn allerdings auf den zweiten Platz zurück, weil Yannick Bestaven wegen der Teilnahme an der Suche nach dem gekenterten Segler Kevin Escoffier eine Zeitgutschrift erhalten hatte. Zweieinhalb Stunden fehlten Dalin damals für den Sieg.

Mit Richomme lieferte sich Dalin dieses Jahr einen epischen Zweikampf. Meistens aber lag Dalin vorne. Kap Horn passierte dennoch Richomme noch als Spitzenreiter, doch im Atlantik setzte sich Dalin, dessen Boot die besseren Allroundbedingungen aufweist, wieder vor seinen Gegner. Er behielt die Nerven und hielt dem Druck stand. Für Michel Desjoyeaux, den einzigen zweifachen Gewinner der Vendée Globe, war Dalin klar der Bessere, weil er eine fehlerfreie Leistung erbracht hat. Desjoyeaux sagte: «Charlie schliesst sich als zweifacher Erstüberquerer der Ziellinie mir an. Das hat er verdient.»

Die Niederlage 2021 nagt an Dalin

Die Niederlage von 2021 machte ihm lange zu schaffen. Yann Eliès, einer seiner Freunde, meinte kürzlich, dass Dalin «seit vier Jahren jeden Tag daran denkt». Dalin sagte einmal, er sei nachts aufgewacht und habe versucht, «die Minuten zu finden, die ich verloren hatte». Dalins Biografie gleicht nicht derjenigen der meisten französischen Hochseesegler. Er stamme «aus einer Familie von Landratten», sagte er einst. Seine Mutter ist Verkäuferin, sein Vater Tourmanager für Rockbands, der auch einen Radiosender betreibt.

Das Segeln entdeckte Dalin als Sechsjähriger während der Sommerferien bei den Grosseltern im Département Finistère am Atlantik. Seine Mutter sagte, das Segelvirus habe ihn nie mehr losgelassen. Als Bub tapezierte Dalin die Wände seines Zimmers mit Bildern seiner Lieblingsskipper, am Esstisch simulierte er mit Besteck die Windrichtung und überlegte sich die besten Manöver.

Auch beruflich orientierte sich Dalin zum Meer. In Southampton liess er sich zum Schiffsarchitekten ausbilden. Dort traf er auf Richomme, der in einer anderen Abteilung Jachtdesign studierte. Sein erster Erfolg auf dem Wasser war ein Sieg in der Mini-Transat, wo er 2009 in Salvador da Bahia in Brasilien die zweite Etappe gewann. Es folgten Spitzenplätze in verschiedenen Offshore-Rennen, darunter die Solitaire du Figaro. Seit 2019 segelt Dalin in der Imoca-Klasse, im selben Jahr triumphierte er an der Transat.

Sein Privatleben hält Dalin unter Verschluss. Bekannt ist, dass er mit seiner Partnerin und seinem Kind in Finistère lebt. Dort arbeitet sein Team im Rennstall von François Gabart, dem Vendée-Sieger von 2013. «Ich denke, Charlie ist nicht weit vom Gipfel seiner Kunst entfernt», sagte sein Teammanager Jean-Luc Nélias französischen Medien. Im selben Artikel wurde auch Dalins Pressesprecherin zitiert. Sie sagte: «Er ist nicht der spassigste Segler, den ich kenne. Aber es gibt zwei Charlies: einen auf See und einen an Land. Auf See geht es um Leistung und nichts anderes. An Land ist er cooler.»

Im Gegensatz zu früher sei Dalin heute gelassener. Nach einer Erkrankung im Jahr 2023 gönne er sich jetzt auch ab und zu Ferien, was er früher strikt abgelehnt habe. Jetzt steht dem Vendée-Globe-Sieger ein tagelanger Marathon in der Öffentlichkeit bevor. Der Brauch will es, dass der Sieger seine Konkurrenten am Quai empfängt.

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