Donnerstag, Oktober 10


Weinbau im Kanton Waadt

Chasselas ist untrennbar mit dem Waadtland verbunden. Die oft unterschätzte Weissweinsorte kann lange reifen. Die herausragende Domaine La Colombe in Féchy in der Côte liefert den Beweis.

Gerne gebe ich es zu: Chasselas zählt nicht zu meinen bevorzugten Weissweinsorten. Dabei steht die Traube wie keine andere für die Identität des Weinbaus im Kanton Waadt. Es ist unvorstellbar, dass an den atemberaubend steilen Hängen im Lavaux und in den Rebbergen in der Côte kein Chasselas mehr wächst.

Eigentlich passen die Weine nicht zum Zeitgeist. Sie sind weder aromatisch noch kraftvoll, sondern zeichnen sich vielmehr durch Feinheit, Finesse, Leichtigkeit und Bekömmlichkeit aus – sie sind für mich Liebe auf den zweiten Schluck.

Chasselas sollte gelagert werden

Nur wenige wissen, dass Chasselas ein Wein zum Lagern ist. Den Beweis angetreten hat die Winzerin Laura Paccot von der Domaine La Colombe in Féchy an einem NZZ-Weinabend. Sie mag keine marktschreierischen Töne und lässt ihre biodynamisch produzierten Einzellagen-Weine für sich sprechen. So steht der Petit Clos Grand Mont-sur-Rolle 2010 immer noch perfekt da – trotz seinen stolzen 14 Jahren.

Der Weisswein zeigt in der Nase feine Töne von Haselnüssen, gerösteten Mandeln und vielleicht etwas Honig – keine Spur von Oxidation. Im Gaumen ist der Chasselas erstaunlich frisch, elegant, geschmeidig und langanhaltend.

Der Petit Clos aus Mont-sur-Rolle ist ein Vorzeigewein aus Chasselas

Ein Vorzeige-Beispiel für einen gereiften Cru aus dieser oft unterschätzten Rebsorte. Da bleibt nur ein Tipp: Man lagere den jugendlichen Petit Clos 2022 ein. Er wächst auf einer Parzelle auf 510 Metern über Meer.

Brez aus Féchy beeindruckt durch Mandel- und Trüffelnoten

Eine weitere Einzellage befindet sich in Féchy. Brez ist der Name einer Parzelle im Osten des Dorfes. Der tiefgründige, kiesige, braune Boden besteht vor allem aus Kalk. Der Wein reift ebenfalls hervorragend. Der mineralische, geradlinige 2010er wirkt gar noch etwas jugendlicher als der Petit Clos.

Brez überzeugt mit seinem intensiven Bouquet von Mandel- und Trüffelnoten, ist im Gaumen trocken, mittelschwer, tiefgründig und endet mit langem Nachhall.

Dieser Chasselas ist im Mémoire des Vins Suisses vertreten. Die Organisation will aufzeigen, dass die besten Schweizer Weine über ein Alterungspotenzial von 10 und mehr Jahren verfügen. Brez schafft das ebenfalls locker.

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