Der Hype um das amerikanische Softwareunternehmen ist ungebrochen. Laut Medienberichten plant der CEO nun die Megaexpansion.
Die Ambitionen des Sam Altman kennen keine Grenzen. Mit Chat-GPT hat der Gründer und Chef von Open AI eine kollektive Euphorie um die künstliche Intelligenz (KI) entfacht.
Nun soll Altman ein neues Ziel gefasst haben: Er will mit Geldgebern aus dem arabischen Raum ein neues Zeitalter der Chipproduktion eröffnen.
Gefährdetes Geschäftsmodell
Laut der «Financial Times» ist Open AI auf bestem Weg dazu, die magische Grenze von 2 Milliarden Dollar Jahresgewinn zu überschreiten. Nur einer Handvoll Unternehmen gelang es, diese Marke innert eines Jahrzehnts nach ihrer Gründung zu knacken.
Open AI ist derzeit einer der grossen Gewinner des KI-Booms. Glaubt man den Aussagen von Sam Altman, so sind die Produkte der kalifornischen Tech-Firma bereits nicht mehr aus dem Arbeitsalltag wegzudenken: 92 Prozent der 500 umsatzstärksten Unternehmen Amerikas benutzen Chat-GPT regelmässig. Weltweit hat der Chatbot rund 100 Millionen wöchentliche Benutzer.
Doch mit der ungehemmten Nachfrage kommen auch die Probleme. Denn KI-Lösungen sind auf hochleistungsfähige Mikrochips angewiesen. Die Chipproduktion ist somit das Nadelöhr der KI-Branche.
Altman hat in der Vergangenheit schon mehrfach beklagt, die angespannte Situation der globalen Lieferketten sei für die Expansionspläne seines Unternehmens ein ernsthaftes Hindernis. Nun will er selber für eine Lösung des Problems sorgen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen investieren
Gemäss dem «Wall Street Journal» sucht Sam Altman nach Investoren, die ihm den Einstieg in die Chipproduktion finanzieren sollen. Er will zwischen 5 und 7 Billionen Dollar auftreiben. Zum Vergleich: Apple und Microsoft, die beiden wertvollsten amerikanischen Firmen, haben zusammengerechnet einen Marktwert von knapp 6 Billionen Dollar.
Solche Summen würden die Chipindustrie in neue Sphären katapultieren. Derzeit belaufen sich die Umsätze aus dem weltweiten Verkauf von Mikrochips auf 527 Milliarden Dollar. Gemäss Prognosen soll diese Zahl bis 2030 die Billionenschwelle durchbrechen.
Gerüchten zufolge hat der Open-AI-Gründer auch schon erste Interessenten gefunden. Altman habe sich in den vergangenen Wochen etwa mit Scheich Tahnun bin Zayed Al Nahyan getroffen, der den Staatsfonds Abu Dhabis und somit ein Vermögen von knapp einer Billion Dollar verwaltet.
Zudem steht Altman laut dem «Wall Street Journal» im Austausch mit dem Geschäftsführer des taiwanischen Chipherstellers TSMC, des weltweit grössten Produzenten von Halbleiterprodukten. Es ist möglich, dass er seine Rolle lediglich als Vermittler sieht. TSMC würde in einem solchen Szenario die neuen Fabrikanlagen aufbauen und betreiben.
Altman hat sich zu den Gerüchten noch nicht geäussert. Auf X (ehemals Twitter) bestätigt er aber, dass Open AI das Augenmerk auf die Halbleiterproduktion gerichtet habe.
we believe the world needs more ai infrastructure–fab capacity, energy, datacenters, etc–than people are currently planning to build.
building massive-scale ai infrastructure, and a resilient supply chain, is crucial to economic competitiveness.
openai will try to help!
— Sam Altman (@sama) February 7, 2024
Eine Pressesprecherin von Open AI hat zudem mitgeteilt, dass die kalifornische Tech-Firma hinsichtlich der Expansionspläne auch mit den US-Behörden im Austausch stehe.
Erhebliche Risiken in der Lieferkette
Der Schritt in die Produktion von Mikrochips ist kein leichter, denn deren Herstellung ist hochkomplex. Sie bestehen aus einem Halbleitermaterial, in das komplexe elektrische Schaltkreise eingebaut sind. Die Chipstrukturen sind winzig klein: Ein menschliches Haar ist knapp 700-mal dicker.
Weil nur wenige Unternehmen über die Grundvoraussetzungen zur Produktion von Mikrochips verfügen, haben die Hersteller eine hohe Marktmacht gegenüber Softwareanbietern wie Open AI. Zudem hielt der Ausbau der Chipproduktion in den vergangenen Monaten nicht mit der wachsenden Nachfrage nach KI-Lösungen Schritt.
Ein Grossteil der Mikrochips wird in Taiwan produziert, weswegen die Lieferketten geopolitischen Risiken ausgesetzt sind. Die chinesische Regierung betrachtet den Inselstaat als Teil ihres Territoriums und hat den Wunsch einer «Wiedervereinigung» offen geäussert. Eine gewaltsame Annexion würde die globalen Handelsströme erschüttern – und Sam Altmans Expansionsplänen einen Strich durch die Rechnung machen.