Die Chinesen kaufen im eigenen Land endlich wieder mehr ein. Umtauschaktionen für Haushaltsgeräte und veraltete Autos geben der Bevölkerung etwas mehr finanziellen Spielraum. Nachhaltig ist die Trendumkehr aber noch nicht.

Chinas Konsumenten haben nach langer Zurückhaltung damit begonnen, ihre Geldbeutel wieder zu öffnen. Während der Monate Januar und Februar stiegen die Umsätze im Detailhandel um 4 Prozent. Experten hatten lediglich mit einem Zuwachs von 3,8 Prozent gerechnet. Im Dezember hatten die Detailhandelsumsätze nur um 3,7 Prozent zugelegt, im November um 3 Prozent.

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Für Impulse sorgte unter anderem das von der Regierung im vergangenen Jahr aufgelegte Umtauschprogramm. Dabei können die Menschen alte Hausgeräte, veraltete Autos mit Verbrennermotor und Elektronikprodukte wie Handys und Tablets zurückgeben. Im Gegenzug können sie mit einem Preisabschlag versehene Neugeräte erwerben. Allein im Januar subventionierte die Regierung das Programm mit umgerechnet knapp 10 Milliarden Franken.

Während des chinesischen Neujahrsfests Ende Januar gaben Chinesinnen und Chinesen ausserdem wieder mehr Geld für Restaurantbesuche, Reisen und Kinobesuche aus – so viel wie seit 2019 nicht mehr.

Auf der Prioritätenliste der chinesischen Regierung steht die Ankurbelung des privaten Konsums an erster Stelle. Im Vergleich zu Europa und den USA trägt der private Verbrauch unverhältnismässig wenig zur Wirtschaftsleistung bei. In seinem Arbeitsbericht an der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses vor zwei Wochen hatte Ministerpräsident Li Qiang zahlreiche Massnahmen präsentiert, die Menschen zum Konsum bewegen sollen.

Staatliche Hilfen für Familien mit Kindern

So plant die Regierung unter anderem, Familien von den Gebühren für den Besuch einer Vorschule zu entlasten. Paare mit Kindern sollen darüber hinaus in den Genuss staatlicher Zuschüsse kommen, und für die Landbevölkerung sehen die Behörden Subventionen für die Krankenversicherung sowie eine kleine Erhöhung der Pensionen vor.

Zudem will Peking dafür sorgen, dass Wanderarbeiter in den Städten, in denen sie arbeiten, Zugang zu sozialen Einrichtungen wie Kindergärten bekommen und die örtliche Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen können.

Warten auf die konkrete Umsetzung

Experten und die chinesische Öffentlichkeit warten nun auf die konkrete Umsetzung der Vorschläge. Eine gemeinsame Sitzung des Staatsrates und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei am Wochenende lieferte aber noch kaum neue Einzelheiten. Vor allem fehlen konkrete Pläne zur Finanzierung der Vorhaben.

Die Erholung des privaten Konsums im Januar und Februar ist nicht mehr als ein zartes Pflänzchen. Von einer nachhaltigen Trendumkehr kann noch nicht die Rede sein.

Für Unsicherheit unter den privaten Verbrauchern dürfte der nach wie vor schwache Immobiliensektor sorgen. Hier sind rund 70 Prozent der privaten Vermögen der Chinesinnen und Chinesen gebunden.

Weniger Verkäufe von Häusern und Wohnungen

Im Januar und Februar fielen die Verkäufe von Wohnungen und Häusern, gerechnet nach Quadratmetern, im Jahresvergleich um 3,4 Prozent, nachdem sie im November und Dezember leicht hatten zulegen können. Auch die Investitionen der Immobilienentwickler gingen während der ersten beiden Monate des Jahres um 10 Prozent zurück. Dies drückt den ohnehin verunsicherten Privatverbrauchern weiter auf die Stimmung.

Zusätzliche Unsicherheit entsteht durch die höheren Zölle der USA auf chinesische Waren. Bisher hat Washington die bestehenden Zölle in zwei Schritten um jeweils 10 Prozentpunkte angehoben.

Sollte der US-Präsident weiter an der Zollschraube drehen, könnte dies gravierende Folgen für die Industrieproduktion und die Investitionen der chinesischen Unternehmen haben. Die Folge wären Entlassungen und damit womöglich wieder ein schrumpfender privater Konsum.

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