Ein Topf, ein Display und 1001 Möglichkeiten. Unsere Kochexpertin wagt sich an die kochende Küchenmaschine, obwohl sie eine solche immer abgelehnt hatte.

Als die Küchenmaschine bei mir einzog, musste ich meine Küche umräumen. Mit fast 14 Kilogramm ist sie zu schwer und mit den Massen 31×34,5×46 Zentimeter zu gross, um sie täglich irgendwo zu versorgen. Da stand er also, der Cookit, eine Küchenmaschine mit Kochfunktion, die ich eigentlich nie wollte.

Ich sehe mich als Köchin, die ausser Messer, Schneidebrett und Gusseisentopf nichts zum Kochen benötigt. Freunde, die mir erzählen, dass sie die Pasta all’arrabbiata in ihrer Küchenmaschine zubereiten, ernten von mir verwirrte Blicke. Bei ihnen kocht also die Sauce nicht in der einen und die Pasta in der anderen Pfanne? Ich werde bald eines Besseren belehrt.

Das Gerät, das ich teste, sieht ein bisschen aus wie eine Kreuzung aus Dampfkochtopf und automatischem Rasenmäher. Es kann in seinem 3-Liter-Kochtopf bis 200 °C heiss kochen und mit diversen Accessoires zerkleinern, mischen, kneten, raspeln, pürieren, hacken und aufmixen. Es kann Zutaten abwägen, sautieren, dünsten, dämpfen, kochen und gleichzeitig umrühren und sogar sous-vide kochen.

Steuerzentrale ist ein Display, das Zubereitung, Zeit, Geschwindigkeit und Temperatur kontrolliert und ein Rezeptregister enthält. Statt im Kochbuch nachzusehen, tippt man sich hier von einem Rezept zum nächsten und kann sich die Einkaufsliste aufs Handy laden.

Eine Maschine, viele Funktionen

Ich wage mich an ein erstes Rezept: einen Briocheteig. Es ist schon spät, und mir graust es davor, dass ich den Teig noch zwei Stunden gehen lassen muss, bevor er über Nacht ruht. Ich habe die Rechnung ohne meinen neuen Küchenhelfer gemacht: Ist der Topf einmal aufgesetzt, kann ich darin alle Zutaten aufs Gramm abwägen und mit dem 3-D-Rührer zu einem samtenen Teig mischen. Den lasse ich im Kochtopf bei 37 °C konstanter Wärme ruhen. In unter einer Stunde ist er ums Doppelte aufgegangen, und ich kann eine Stunde früher ins Bett.

Backen kann die Maschine den Brioche am nächsten Tag nicht, aber sie ersetzt mir bei der Zubereitung die Kitchen Aid, die Waage und auch den von mir lang ersehnten Gärofen, der mir die Teige für meine Brote perfekt aufgehen lässt.

Umdenken muss man, wenn man von Standmixer und Herd auf die kochende Maschine wechselt. Statt wägen und rühren gilt es, den Deckel richtig einrasten zu lassen und die Geschwindigkeit anzupassen.

Insgesamt ist mit dem Cookit weniger Hand-, dafür mehr Denkarbeit nötig. Das Gerät diktiert jeden Schritt. Und geht dann in einem Teufelstempo an die Arbeit.

Die Mayonnaise ist in unter einer Minute sämig aufgeschlagen. Das Crush-Messer (ein scharfes Mixmesser mit Zacken) hat die gefrorenen Erdbeeren in 45 Sekunden zu Granita verarbeitet. Wer Puderzucker und Rahm hinzufügt, hat vier Minuten später ein frisches Erdbeereis.

Ich habe es hier mit dem Streber unter den Küchenmaschinen zu tun: Er kann sowohl sachte rühren als auch heftig zerkleinern und bei niedriger Temperatur garen oder bei hoher Hitze kochen. Auch anspruchsvollere Saucen wie Zabaglione oder Béarnaise, die gleichmässige Hitze und ständiges Rühren erfordern, sind schnell zubereitet.

Mit dem Thermomix fing alles an

Angefangen hat der Hype um die Küchenmaschine mit dem Thermomix – von seinen Anhängern «Thermi» genannt. Er ist der Platzhirsch auf dem Markt, und seine neueste Version, der TM7, wurde Anfang Jahr präsentiert, als wäre er das neue iPhone von Apple.

Erfunden wurde das Gerät 1971 von der deutschen Firma Vorwerk in Wuppertal. Der Ur-Thermomix war ein Heizmixer, der Speisen pürieren und warm halten konnte. 1982 kam dann das erste offizielle Gerät auf den Markt, das ausser mixen auch kochen konnte.

Der Rest ist Geschichte: Rund um den Erdball machen über 100 000 Beraterinnen und Berater das Gerät der Kundschaft schmackhaft. Genaue Verkaufszahlen werden vom Hersteller nicht genannt, bekannt ist aber der Verkaufspreis: Für stolze 1700 Franken ist die Allrounder-Küchenmaschine exklusiv im Direktverkauf erhältlich.

Mittlerweile gibt es viele gute und teilweise auch günstigere Alternativen. Von WMF stammt die Avantgarde-Küchenmaschine mit Kochfunktion für zirka 1200 Franken, von Xiaomi gibt es eine Version für den Zweipersonenhaushalt für gut 800 Franken, und von Bosch kommt der besagte Cookit für zirka 1500 Franken. Die Maschinen sehen etwas anders aus, verfügen aber über ähnliche Funktionen und können im Gegensatz zum Thermomix im Handel gekauft werden.

Kochen für Gestresste und Grossfamilien

Als ich schliesslich eine Polenta im Gerät koche, fühle ich mich wie das dritte Rad am Wagen. Ich vermisse es, die frischen Zutaten in der Hand zu halten, selber zu schnippeln und zu rühren. Das Gerät entfernt einen vom Kochen, im Sinne der Zubereitung. Andererseits habe ich noch nie so schnell eine so gute Polenta hinbekommen wie mit dem Cookit. Gerade einmal drei Minuten Arbeitszeit hat sie mich gekostet. Das ist perfekt für Gestresste oder für Familien, die regelmässig für vier bis acht Leute kochen.

Und dann meldet mir das Gerät, dass die Kichererbsen für meinen Hummus weich gekocht sind. Ich füge Tahini dazu und schaue durch den Deckel hindurch zu, wie das Universalmesser den Hummus mixt. Spätestens als ich den Löffel durch den ultrasämigen Hummus ziehe, bin ich bekehrt. Ich bin jetzt auch eine, die alles in einem Topf kocht.

Exit mobile version