Mittwoch, Juni 26

Richard Olsen, der Gründer und Chef der Handelsplattform, sagt, was vorgefallen ist. Und was das nun für Tausende von Lykke-Kunden bedeutet, die nicht mehr auf ihre Konten zugreifen können.

Es ist die Art von Nachricht, die man als Nutzer einer Krypto-Börse nie erhalten möchte: Richard Olsen, der Gründer und Chef von Lykke, informierte seine Kundinnen und Kunden vor kurzem ziemlich knapp über einen Cyberangriff, der sich am 4. Juni ereignete. 22 Millionen Dollar seien gestohlen worden, die Börse bleibe bis auf weiteres geschlossen.

Dass in solchen Fällen meist auch die Kundenvermögen weg sind, wissen die Fans digitaler Vermögenswerte genau: Vor zehn Jahren ging der Handelsplatz Mt. Gox unter, nachdem ihm Hunderttausende von Bitcoin abhandengekommen waren. Diese Geschichte hat sich seither in Variationen x-fach wiederholt.

Die Achillesferse der Branche

Krypto-Handelsplätze sind so etwas wie die Achillesferse der Branche: Werden digitale Vermögenswerte gestohlen oder veruntreut, dann in der Regel, wenn sie auf einer Börse liegen.

Lykke ist zwar eine internationale Firma, aber sie wird dem Zuger Krypto-Valley zugerechnet, wo sie den Ruf einer Pionierfirma hat. Olsen spricht denn auch Schweizerdeutsch. Daher steht auch der gute Ruf der hiesigen Branche auf dem Spiel.

Der Lykke-Chef schildert der NZZ die Ereignisse so: «Die Hacker sind in unser Firmennetzwerk eingedrungen und konnten eine unserer Partnerfirmen dazu bringen, Krypto-Werte im Gegenwert von 22 Millionen Dollar an eine Adresse der Hacker zu transferieren», sagt der Unternehmer in einem bemerkenswert gelassenen Tonfall. «Die Partnerfirma glaubte, in unserem Auftrag zu handeln. Obwohl es sich um eine sehr unübliche Transaktion handelte, schrillten dort keine Warnglocken.»

Kann Lykke das Geld zurückholen?

Jetzt durchleuchte Lykke seine Systeme mithilfe von externen Spezialisten. Um sicherzugehen, dass sich das nicht wiederholen könne, und um mögliche Schwachstellen zu beheben. Weil Krypto-Transaktionen relativ einfach zurückverfolgt werden könnten, sei sogar denkbar, dass Lykke das Geld oder Teile wieder zurückholen könne.

Olsen versichert: «Selbst für den Fall, dass dies nicht möglich sein sollte: Weder unsere Existenz als Firma noch die Gelder unserer Kunden sind gefährdet.» Man müsse jetzt einfach Unterhaltsarbeiten durchführen – und könne noch nicht sagen, wie lange diese dauern würden. «Während dieser Zeit können unsere Kunden weder handeln noch auf ihre Vermögenswerte zugreifen. Für diese Unannehmlichkeiten möchten wir unsere Kunden auch entschädigen.»

Der Serienunternehmer, der bereits 1985 seine erste Firma gründete und der später auch die Devisenhandelsplattform Oanda schuf, kann dem Angriff sogar noch etwas Positives abgewinnen: «Wir haben Glück im Unglück, dass wir vor einem wichtigen Expansionsschritt stehen. Die gegenwärtigen Erfahrungen sind für unser Team eine wertvolle Lehre, wir werden das Augenmerk bei der Entwicklung noch stärker auf Resilienz und Sicherheit legen.» Die Kunden würden das bestimmt schätzen.

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