Mittwoch, November 27

Marcel Hirscher hält mit seinem Comeback die Ski-Welt in Atem, jetzt will es auch Lindsey Vonn noch einmal wissen. Sie könnten damit ein neues Erfolgsmodell für den Sport prägen.

Gerade haben wir ein paar Tränen verdrückt, weil mit Rafael Nadal ein ganz Grosser des Tennis den Abnützungskampf gegen seinen Körper aufgibt. Da erreicht uns das Gerücht, dass eine andere Versehrte des Sports wieder ernsthaft trainiert. Lindsey Vonn übt auf dem Gletscher Gleitkurven, es steht wohl das grösste Comeback seit Lazarus bevor.

Wir erinnern uns: Die Skifahrerin Vonn wollte rasend die Zeit anhalten, pendelte von 2013 bis 2019 zwischen Rennpiste und Spital und verabschiedete sich dann humpelnd vom weissen Zirkus. Danach postete sie neben Glamour-Bildern auch immer wieder Aufnahmen von Reparaturen an ihrem Körper, einmal wurde am Knie herumgemetzelt, einmal an den Zähnen gefuhrwerkt.

Seit letztem Frühling hat sie ein künstliches Kniegelenk und stellt nun Filmchen ins Netz, in denen sie Gewichte stemmt oder Ski fährt. Lindsey Vonn trainiert! Und sie sagt, sie finde nirgendwo so viel innere Freude wie auf den Bergen. Der «Blick» hat recherchiert und herausgefunden, dass Vonn an den Rennen im Dezember in Beaver Creek als Vorfahrerin starten will.

Das Vorhaben der Amerikanerin löst in der Skiwelt Fieberschübe aus. Dabei ist die Temperatur ohnehin schon erhöht, weil Marcel Hirscher bereits im Frühling erklärt hat, er werde noch einmal eine Saison im Weltcup absolvieren – nur zum Spass! Hirscher, 35, trat wie Vonn, 40, 2019 zurück.

Wie ernst es der Österreicher nimmt, zeigt die Tatsache, dass aus seinem Umfeld ständig Meldungen ventiliert werden, wonach er nicht wisse, ob er genügend fit sei, um beim Saisonstart bereits Spass am Rennfahren zu verspüren. Hauptsache Schlagzeilen.

Das denkt sich wohl auch Johan Eliasch, Alleinherrscher im Ski-Weltverband FIS. Er hat flugs eine Regel durchgedrückt, wonach ehemalige Stars, die weniger als zehn Jahre weg waren vom Fenster, beim Comeback mit der Startnummer 31 fahren dürfen.

Das wirkte wohl für Vonn wie ein Weckruf. Denn mit Nummer 31 hat man erstens ganz valable Chancen und zweitens gute TV-Präsenz. Und das ist die Währung, in der Karrieren vergoldet werden. Dass sie sich in Szene zu setzen wissen, haben Hirscher und Vonn nach ihrem Rücktritt mehrfach bewiesen.

Beide nutzten dabei auch die Streif als Bühne, die gefährlichste Abfahrt der Welt. Hirscher startete 2022 in Kitzbühel unter falschem Namen als Vorfahrer und löste damit das grössere Tamtam aus als seine noch aktiven Landsleute. Vonn befuhr 2023 die Strecke in der Nacht, einzelne Passagen waren beleuchtet – was für ein wunderbares Werbefilmchen!

Lindsey Vonn - die Streif in Kitzbühel in der Nacht absolviert

Jetzt folgen also die «echten» Comebacks, für Thrill ist gesorgt. Das müsste eigentlich auch andere Sportarten inspirieren: Netflix-Dokus sind von gestern, die Zukunft gehört den Altstars. Roger Federer liesse sich bestimmt mit einer Wildcard für alle Grand-Slam-Finals zum Comeback bewegen, Fabian Cancellara mit einem Elektromotörchen. Und schliesslich kehrt Muhammad Ali als Hologramm zurück in den Ring. Nur ein Toter kann dem Preisboxen wieder richtig Leben einhauchen.

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