Sonntag, September 8

Der Chef der Darts-Profis überlegt sich, die WM künftig in Saudiarabien austragen zu lassen. Was auf den ersten Blick absurd wirkt, könnte auch andere Sportorganisationen dazu bringen, neue Märkte zu erschliessen.

Wer seinen Sport promoten will, muss sich etwas einfallen lassen. Das sagte sich wohl Barry Hearn, Vorsitzender der professionellen Darts-Spieler. Und so kam er auf die Idee, die WM künftig dort stattfinden zu lassen, wo Sportorganisationen derzeit das Geld hinterhergeworfen wird: in Saudiarabien.

Traditionell findet die WM im Alexandra Palace in London statt, von den Fans «Ally Pally» genannt, weil man das wohl einfacher lallen kann, wenn man ein paar Bier intus hat. Bier, in Zwei-Liter-Pitchern ausgeschenkt, ist der wesentliche Treiber der exaltierten Stimmung auf den Rängen, die dazu beigetragen hat, dass Darts heute als TV-Spektakel funktioniert.

Hauptsache, die Kohle stimmt

Es mag deshalb verwundern, dass man auf die Idee kommen kann, den Anlass künftig in einer Halle durchzuführen, wo es am Zapfhahn nur Süssgetränke gibt. Und wo man sich schwer vorstellen kann, dass die Zuschauer sich als Schweinswürstchen, Senftube oder Bierflasche verkleiden. Aber hey – wenn die Kohle stimmt?!

Der Darts-Boss rennt mit dieser Haltung nur einem Trend hinterher, den die grossen Sportarten längst gesetzt haben. Olympische Spiele in Schurkenstaaten, eine Fussball-WM in einem Land, das Terrorgruppen finanziert – haben wir alles schon gehabt. Und immer war am Ende die Kasse gut gefüllt.

Dass auch Schweizer keine Berührungsängste haben, wenn es darum geht, noch etwas mehr Geld in die Kasse zu bekommen, bewies Roger Federer im Jahr 2019, als er durch Lateinamerika tourte. Er spielte vor den Reichen, und auf den Strassen demonstrierten die Armen. Als diese in Kolumbien so sehr randalierten, dass der Staatschef eine Ausgangssperre verhängte und das Spiel ausfiel, weinte der Maestro. Federer soll innerhalb von sieben Tagen zehn Millionen Dollar verdient haben. Und der TV-Sender produzierte eine rührende Doku.

So wird Schwingen zur Weltsportart

Die Darts-Initiative zeigt, dass man sich mit etwas Kreativität neue Märkte erschliessen kann. Man könnte zum Beispiel die Pferderennen von Aintree auf die Kamelrennbahn von Dubai auslagern. Die Hufe würden wirbeln, dass der Sand stiebt, was doch wirklich spektakulär ist. Auch die Modejournalisten hätten ihre Freude. Sie könnten aufhören, am Ladies Day über aufgebrezelte Hüte zu sinnieren, und stattdessen die diversen Möglichkeiten des dezenten Faltenwurfs beim Hijab analysieren.

Wie wäre es, wenn unsere Schwinger endlich aufhörten, darüber zu debattieren, wie viel Profitum für sie gerade noch erträglich ist? Wir raten ihnen, eine Neuauflage des Rumble in the Jungle ins Auge zu fassen. Sie erinnern sich? Muhammad Ali und George Foreman verdroschen einander in Kinshasa, finanziert wurde das Spektakel von Mobutu, einem der blutrünstigsten Tyrannen Afrikas. Trotzdem gilt der Kampf bis heute als Meilenstein der Schwarzenbewegung.

100 000 Zuschauer drängten sich damals im Stadion. Man stelle sich einen Schlussgang vor dieser Kulisse vor! Die grossen TV-Networks kämen angeflogen, Schwingen würde endlich als Weltsportart anerkannt. Und in Kongo gäbe es einen neuen Modetrend: Zwilchhose und Edelweiss-Hemd.

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