Mittwoch, Juni 26

Die Grossbank habe seit der CS-Übernahme ihre Margen erhöht, kritisieren Kunden. Sie fordern Auflagen gegen die Marktmacht der UBS. Die Finma entscheidet in den nächsten Tagen.

In zwei Wochen vollzieht die UBS die Fusion mit der CS auch im Heimmarkt. Dann werden die beiden Schweizer Einheiten rechtlich miteinander verschmolzen. Doch zuvor muss noch eine entscheidende Frage geklärt werden: Gefährdet die Fusion den Wettbewerb? Muss die UBS deshalb Teile ihres Geschäfts abspalten oder spezielle Auflagen einhalten?

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) wird den Entscheid in den nächsten Tagen publizieren. Dabei stützt sie sich auf eine Analyse der Wettbewerbskommission (Weko) ab. Diese hatte bei der staatlich arrangierten Zwangshochzeit im März 2023 nichts zu sagen, um den Deal nicht zu gefährden.

Inzwischen hat die Weko die neue Schweizer Finanzgeografie aber eingehend unter die Lupe genommen. Sie klärte ab, in welchen Regionen und Geschäftsbereichen der Zusammenschluss zu Machtballungen und Wettbewerbsverzerrungen führen könnte.

Schon Ende Oktober letzten Jahres lieferte die Weko ihren Bericht der Finma ab. Dem Vernehmen nach soll sie Auflagen für die UBS empfohlen haben. Ob die Finma diese übernimmt, ist offen. Sie entscheidet unabhängig.

Unternehmer wittern Missbrauch der Marktmacht

Bei Unternehmern werden Stimmen lauter, die sich für Auflagen aussprechen. «Die UBS nutzt ihre Marktposition aus», sagt ein Investor. Bei einem Hypothekarkredit verlange sie nun nicht mehr 0,55 Prozent Marge, sondern mehr als ein Prozent. «Aus Sicht der UBS hat das Sinn, doch volkswirtschaftlich ist es schlecht.» Im Windschatten der UBS hätten auch die anderen Banken an den Preisen geschraubt. «Das ist ein Zeichen, dass der Wettbewerb eingeschränkt wurde.»

Ähnliche Erfahrungen machte der Geschäftsführer eines KMU, der seine im Jahr 2021 bei der CS abgeschlossene Saron-Hypothek verlängern wollte. Trotz gleicher Ausgangslage verlangte die UBS neu einen Zuschlag von 0,8. An Verhandlungen zeigte die Bank keinerlei Interesse. Immerhin erhielt das KMU von einer Kantonalbank ein günstigeres Angebot.

Schlicht unanständig sei die Offerte gewesen, die ihm die UBS bei der Refinanzierung einer Hypothek unterbreitet habe, sagt ein grosser Immobilienunternehmer. Die Bank habe den Preis verdreifacht. Auf Nachfrage habe der UBS-Banker zugegeben, dass man übertrieben habe, und Verhandlungen angeboten. «Die Realität ist heute eine andere. Bislang waren Margen von 0,5 Prozent der Courant normal, nun sind es 1 Prozent», sagt er. Wie die anderen Auskunftspersonen pocht er auf Anonymität.

Bei Firmenkrediten habe die UBS ihre Margen ebenfalls erhöht, sagt ein Unternehmer und kritisiert: «Die UBS müsste alles daransetzen, die KMU für sich zu gewinnen. Damit hätte sie einen starken Verbündeten im Kampf gegen schärfere Regulierungen. Stattdessen maximiert sie ihre Gewinne im Heimmarkt.» Der «Sonntags-Blick» hatte vor einer Woche über ähnliche Fälle berichtet.

Auch Privatbanken beschweren sich über die UBS

Auch bei der Einstufung der Risiken zieht die UBS die Schraube an. Dem Geschäftsführer einer Rohstoffhandelsfirma beschied sie, dass er sich eine andere Bank suchen müsse. Er hat einen osteuropäischen Pass, lebt aber schon seit einer Generation in der Schweiz. Aus Compliance-Gründen passe er nicht zur UBS. Erst nach langem Hin und Her erklärte sich die Grossbank bereit, die Kundenbeziehung fortzusetzen – allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen.

Nicht nur Firmenkunden laufen Gefahr, plötzlich ohne Bankverbindung dazustehen, auch andere Banken vermissen die CS schmerzlich. Diese fungierte für viele Privatbanken als Korrespondenzbank im Dollar-Clearing-Geschäft. Kleinere Banken sind auf solche Dienstleistungen angewiesen, da sie keinen direkten Zugang zu ausländischen Notenbanken haben.

Die UBS stieg nach dem Steuerstreit mit den USA vor mehr als zehn Jahren aus dem Bereich aus – und legt nun auch das Dollar-Clearing-Geschäft der CS still. «Das stellt vor allem kleine Banken vor grosse Probleme, denn Alternativen sind entweder nicht vorhanden oder dann sehr teuer», sagt Jan Langlo, Direktor der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (ABPS). Die UBS werbe mit dem Slogan «The Bank for Banks». In der Realität werde sie dem aber nicht gerecht.

Zinsniveau steigt in der Schweiz auf breiter Front

Auch unabhängige Beobachter kommen zum Schluss, dass sich die Wettbewerbssituation auf dem Bankenplatz Schweiz verschlechtert hat. Investoren müssten sich auf steigende Finanzierungskosten gefasst machen, schreibt die Beratungsfirma CBRE in einer Analyse. Als Treiber nennt sie schärfere Kapital- und Nachhaltigkeitsauflagen – aber auch den Grossbankendeal. «Die höhere Marktkonzentration durch die CS-UBS-Fusion beeinträchtigt den Wettbewerb innerhalb des Bankenplatzes negativ», schreibt die Beratungsfirma.

Das schlägt sich in einem höherem Zinsniveau nieder: «Seit September 2023 haben wir bereits einen Anstieg der Zinsmargen um mindestens 15–20 Basispunkte bei verschiedenen Banken beobachtet», steht in der Analyse. «Dies könnte zu Problemen bei der Refinanzierung bestehender Kredite führen, da eine Finanzierungslücke entstehen kann.» Die Schweiz verfüge zwar über 250 Banken, doch komplexe Finanzierungen würden nur ganz wenige anbieten.

Kommt die Finma zu einer ähnlichen Einschätzung, würde dies Auflagen für die UBS begründen. Die Verbände stellen entsprechende Forderungen: «Wir erwarten, dass die Finma aktiv wird», sagt Privatbankenvertreter Jan Langlo mit Blick auf das Dollar-Clearing-Geschäft.

Zurückhaltender gibt sich der Industrieverband Swissmem. Sollte die Weko-Analyse zeigen, dass für grosse Industriefirmen der Wettbewerb für Finanzdienstleistungen eingeschränkt sei, bestehe Handlungsbedarf, sagt Sprecher Noé Blancpain. Die Finma müsse die Rahmenbedingungen aufzeigen, «damit global aufgestellte ausländische Bankinstitute auf Augenhöhe mit der UBS im Schweizer Markt agieren können». Die UBS mit zusätzlichen Auflagen zurückzustutzen, sei aber «nicht im Interesse des Werkplatzes».

Weko wird nicht ruhen

Selbst wenn die UBS ohne Finma-Auflagen davonkommt, wird sie künftig die Weko im Nacken haben. «Wir beobachten die Situation und sammeln Informationen über allfällige Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht», sagt Olivier Schaller, Vizedirektor der Weko. Bisher gingen bei der Behörde zwar nur wenige Klagen ein. Dreht die UBS aber weiter an der Zinsschraube, könnte sich dies ändern. Schaller verspricht auch, die Weko-Analyse zu veröffentlichen, sobald die Finma ihren Entscheid getroffen habe.

Die UBS verwahrt sich gegen den Vorwurf, ihre Marktmacht auszunutzen, und verweist auf ein Interview von Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse Anfang Woche in der NZZ. Bei Neueinteilungen der Risikoklasse handle es sich um Einzelfälle, versicherte Keller-Busse: «Bei der Mehrheit der Firmenkunden stellt sich kein Problem in Bezug auf unseren Risikoappetit.»

Wenn Margen angehoben würden, beende die UBS nur das Preisdumping der CS, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti verschiedentlich. «Das Geschäftsmodell der CS war nicht nachhaltig – zu hohe Kosten, zu tiefe Einnahmen, zu hohe Risiken», so Ermotti bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen. Die UBS sei daran, dies zu korrigieren. «Natürlich macht dies nicht alle glücklich – wer ist schon glücklich, mehr zu zahlen?»

Am nächsten Dienstag hält Ermotti ein Referat an der Universität Luzern. Der Titel: «Eine globale Bank als Pfeiler einer wettbewerbs- und zukunftsfähigen Schweiz». Dass die UBS dank der CS-Übernahme an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat, ist unbestritten. Doch ob das auch für die Schweiz der Fall ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Ein Artikel aus der «»

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