Sonntag, Februar 23

Swiss Clean Battery will die Akku-Technologie revolutionieren. Doch weder die vom Unternehmen geplante Gigafactory noch der versprochene Grossinvestor sind in Sicht. Stattdessen gibt es einen prominenten Abgang im Verwaltungsrat.

Wenn man mit Ankündigungen Strom produzieren könnte, dann hätte das Startup Swiss Clean Battery definitiv ein Geschäftsmodell gefunden. Das 2022 gegründete Unternehmen wollte in der Schweiz innert kürzester Zeit eine Gigafactory hochziehen, in der fünfzig Mitarbeitende pro Jahr Hunderttausende Exemplare ihrer neuartigen Akkus herstellen sollten. Doch die Fabrik steht bis heute nicht.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Im Oktober 2024 dann folgte die nächste Mitteilung: Das Unternehmen habe einen bekannten Schweizer Milliardär als Investor an Bord geholt. Dieser soll schon bald in den Verwaltungsrat des Jungunternehmens einziehen. Wie er heisse, dürfe erst «in einigen Wochen» kommuniziert werden, sagte der Verwaltungsrat Thomas Lützenrath damals der «NZZ am Sonntag».

Vier Monate später wartet die Öffentlichkeit noch immer auf den Namen des mysteriösen Grossinvestors. Im Handelsregister taucht er nicht auf. Dafür ist dort eine Meldung vom 13. Dezember über eine erstaunliche Mutation zu entdecken. Thomas Lützenrath, der im Oktober den Einzug des Milliardärs ankündete und seit Gründung der Swiss Clean Battery dabei war, ist aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden.

Gespräche haben sich verzögert

Warum? Thomas Lützenrath sagt auf Anfrage, im Sommer sei Philipp Hammans als neuer CEO der Firma berufen worden, womit das operative Management erfolgreich neu aufgestellt worden sei. Darauf habe er den Verwaltungsrat verlassen. Lützenrath hat kein Mandat mehr bei der Swiss Clean Battery, er arbeitet inhaltlich aber noch immer im Hintergrund mit, wie er sagt.

Die Gespräche mit dem angekündigten Milliardär hätten sich verzögert. Dieser ist offenbar kein Phantom: Es handle sich um einen international tätigen Schweizer Unternehmer und Investor, sagt Lützenrath.

Damit bleibt offen, wer der Milliardär ist. Und weshalb dieser geplant haben soll, Mitglied des Verwaltungsrates der Swiss Clean Battery zu werden. Schwerreiche übernehmen solche Aufgaben üblicherweise nicht selber, sondern beauftragen Vertraute damit.

Anstatt des versprochenen Milliardärs sind nun zwei neue Personen in den Verwaltungsrat des Unternehmens eingezogen: eine Mitarbeiterin von Swiss Clean Battery, die sich um das Beschaffungswesen kümmerte, und eine weitere Person, über die nur wenig bekannt ist.

Gemäss den verfügbaren Informationen sind beide in der Batterie- und Energieindustrie wenig vernetzt. Wie sie ein Grossprojekt wie den Bau einer Batteriefabrik für die Produktion einer neuen Batterietechnologie stemmen sollen, bleibt unklar.

Drei Standorte sollen im Gespräch sein

Der Ex-Verwaltungsrat Lützenrath gibt sich dennoch optimistisch. Das Vorhaben von Swiss Clean Battery sei «zu hundert Prozent» realistisch, sagt er. Auch wenn die Finanzierung des Vorhabens «schwieriger ist, als ich mir das jemals vorgestellt habe».

Drei Standorte seien derzeit für die Batteriefabrik in Diskussion. Die Technologie funktioniere, sagt Lützenrath. Derzeit werden pro Jahr 160 Batteriezellen im Labor in Deutschland gefertigt. Diese Zellen werden beispielsweise für Tests verwendet.

Die neuartige Technologie wurde vom deutschen Forscher Günther Hambitzer in jahrzehntelanger Arbeit entwickelt. Swiss Clean Battery hat sie von einem deutschen Unternehmen namens High Performance Battery (HPB) lizenziert.

Trotz der verwirrenden Kommunikation des Schweizer Startups und seinem Auftritt am Rand der Seriosität: Forscher sehen in der Technologie Potenzial.

Ingo Krossing, Professor an der Universität Freiburg in Deutschland, hat sie bereits getestet und attestiert ihr Vorteile. Bei Hambitzers Erfindung handelt es sich um einen sogenannten Feststoff-Akku, der keine brennbaren Flüssigkeiten enthält. Wissenschafter der Empa sagen, das von Hambitzer angemeldete Patent ergebe durchaus Sinn.

Schwierige Massenfertigung

Doch einmal mehr zeigt sich: Es ist das eine, ein neues Produkt zu erfinden. Und etwas völlig anderes, dieses dann in riesigen Mengen herzustellen und erfolgreich auf den Markt zu bringen. Das belegt das Beispiel der schwedischen Batteriefabrik Northvolt. Sie ist bisher daran gescheitert, eine Massenfertigung für die längst etablierte Lithium-Ionen-Technologie auf die Beine zu stellen. Inzwischen hat sie fast 6 Milliarden Dollar Schulden angehäuft.

Die Hürden sind enorm, denn bei der Produktion wird nicht der geringste Fehler verziehen. Branchenkenner sagen: Übersteigt der Ausschuss einer Batteriefabrik vier Prozent, wird sie unrentabel. Der Bau solcher Anlagen benötigt darum enorme Expertise. Von dieser ist bei Swiss Clean Battery zumindest im Verwaltungsrat wenig zu sehen.

Swiss Clean Battery nimmt auf Anfrage nicht detailliert Stellung. «Wir befinden uns weiterhin in der Finanzierungsphase», sagt der CEO Philipp Hammans. Das Unternehmen wolle sich erst wieder zu Details äussern, «wenn es wirkliche Neuigkeiten zu verkünden gibt».

Die Lizenzgeberin der SCB, die deutsche High Performance Battery, äussert sich auf Anfrage ebenfalls nicht zu den Vorgängen in der Schweiz. Sie hat in der Zwischenzeit aber bereits einen weiteren Schritt getan. Sie hat sich in den USA Sendezeit in einer kommerziellen Börsensendung gekauft: um sich Investoren an der Wall Street vorzustellen.

Ein Artikel aus der «»

Exit mobile version