Sonntag, Oktober 27

Grieder nennt die «administrative Langsamkeit» der Stadt und die Rad-WM als Gründe für die Verzögerung.

Der Zeitplan war von Beginn an knapp. Per Ende Jahr sollte das Edelkaufhaus Bongénie (vormals Grieder) seinen langjährigen Standort am Paradeplatz verlassen und in ein neues Geschäft an der Bahnhofstrasse 3 ziehen. Die Liegenschaft unmittelbar beim Bürkliplatz wird derzeit umgebaut und sollte per Anfang Dezember bezugsbereit sein.

Nun zeigt sich: Die Zeit reicht nicht. Das neue Geschäft kann erst nächstes Jahr, am 4. Februar, eröffnet werden – rund zwei Monate später als geplant. Bongénie nennt in einer Mitteilung Gründe für die Verspätung, die «ausserhalb unserer Kontrolle» lägen, und hält dabei nicht mit Kritik zurück.

Zunächst habe sich die Erteilung der Baubewilligung durch die «administrative Langsamkeit» der Zürcher Verwaltung verzögert. Dann hätten die Rad-WM, die vom 21. bis zum 29. September in der Stadt Zürich stattfanden, die Planung «stark durcheinandergebracht».

Die Weltmeisterschaften hätten die Versorgung der Baustelle während fast fünfzehn Tage verunmöglicht – «eine Zeit, die für den Fortschritt der Arbeiten entscheidend war». Die Einschränkungen während der WM hatten auch bei anderen Gewerbetreibenden zu Unmut geführt.

Das Kaufhaus wollte rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft umziehen, die wichtigste Saison im Detailhandel. Der Wechsel an die obere Bahnhofstrasse war nötig geworden, weil die Swatch-Gruppe als Besitzerin der Liegenschaft am Paradeplatz den Vertrag nicht verlängert hatte. Dies sei ein Schock gewesen, sagte Pierre Brunschwig im Sommer. «Aber hätte ich heute die Wahl zwischen dem Paradeplatz und der Bahnhofstrasse, würde ich mich für die Bahnhofstrasse entscheiden.»

Mit dem Umzug ändert Grieder seinen Namen in Bongénie. So heissen auch die Läden in der Westschweiz, wo die Besitzerfamilie Brunschwig ihren Ursprung hat. Adolphe Brunschwig eröffnete im Jahr 1891 seinen ersten Laden Bongénie in Genf. Auch die anderen Grieder-Filialen in der Deutschschweiz werden umbenannt. Schweizweit gibt es fünfzehn Filialen.

Am neuen Standort stehen dem Kaufhaus 4000 statt wie bisher 3000 Quadratmeter Ladenfläche für Luxuslabels wie Chanel, Akris oder Chloé zur Verfügung. Neben Mode wird der Fokus in Zukunft verstärkt auf den Bereichen Wohnen, Parfümerie und Beauty liegen. Geplant ist ausserdem ein französisches Restaurant mit «ausgefallener Speisekarte» und einer Lounge. Es soll auch abends geöffnet sein.

Trotz der Verzögerung bei den Bauarbeiten bleibt Bongénie nicht heimatlos, bis die neue Filiale bezugsbereit ist. Die Swatch-Gruppe hat sich bereit erklärt, den Mietvertrag am Paradeplatz bis Juni laufen zu lassen. Dies erklärt die Bongénie-Sprecherin Claudia Torrequadra gegenüber der NZZ.

Die Erleichterung ist gross. Dank der Verlängerung könne man das Weihnachtsgeschäft und den Schlussverkauf am bisherigen Standort im «Griederhaus» durchführen, sagt Torrequadra.

Das Geschäft bleibt bis zum 1. Februar geöffnet. Danach beginnen der Abbau und der Umzug an den neuen Ort 200 Meter weiter Richtung See. Drei Tage später öffnet die umgebaute Filiale – rechtzeitig zur neuen Saison.

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