Montag, September 30

Am neuen Standort soll ein französisches Restaurant die Zürcher Luxusmeile beleben.

Das Grieder-Haus gehört zu den markantesten Liegenschaften am Zürcher Paradeplatz: Schmale Säulen ziehen das Gebäude optisch in die Höhe, an der Front des steilen Satteldachs sind verspielte Elemente angebracht. Hanseatische Renaissance wird dieser Stil genannt, der Architekt hat sich auch an der Gotik bedient.

Seit 1913 hat hier das Edelkaufhaus Grieder seinen Sitz – mitsamt einer Bar auf einer der schönsten Dachterrassen der Innenstadt, von wo der Blick auf den Paradeplatz geht. Doch Grieder, das zur Bongénie-Grieder-Gruppe gehört, wird nur noch wenige Monate am traditionellen Standort bleiben. Die Swatch-Gruppe, der das Gebäude seit 2014 gehört, hat den bis Ende Jahr laufenden Mietvertrag nicht verlängert.

Deshalb zieht das Kaufhaus nun 200 Meter weiter Richtung See, an die Bahnhofstrasse 3, in unmittelbarer Nähe des Bürkliplatzes. Die Liegenschaft mit Baujahr 1880 war die erste Börse in Zürich und wird gegenwärtig saniert. Vermieterin ist die Genossenschaft Baugarten Zürich.

Mit dem Umzug wird auch der Name Grieder von der Bahnhofstrasse verschwinden. Am Mittwoch gab das Familienunternehmen bekannt, dass das Kaufhaus am neuen Standort Bongénie heissen wird. Auch die anderen Grieder-Filialen in der Deutschschweiz werden umbenannt. Insgesamt ist Bongénie 15 Mal in der Schweiz vertreten.

Grieder sei als Marke vor allem in Zürich und der Deutschschweiz ein Begriff gewesen, erklärte der Mitbesitzer Pierre Brunschwig an einer Pressekonferenz. Nicht so in der Westschweiz, wo die Familie Brunschwig ihren Ursprung hat: 1891 eröffnete Adolphe Brunschwig in Genf seinen ersten Laden und nannte ihn «Bongénie». Beinahe zeitgleich eröffnete Adolf Grieder in Zürich sein Seidengeschäft und benannte es nach sich selbst. 1972 verkaufte die dritte Generation der Familie Grieder das Geschäft an die Brunschwigs.

Anfang Dezember soll das Kaufhaus unter dem neuen Namen an der Bahnhofstrasse eröffnet werden, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft. Und mittlerweile freut man sich bei der Familie Brunschwig, die das Unternehmen in fünfter Generation führt, auf den neuen Standort. Dass die Swatch-Gruppe den Vertrag nicht habe verlängern wollen, sei ein Schock gewesen, sagt Pierre Brunschwig. «Aber hätte ich heute die Wahl zwischen dem Paradeplatz und der Bahnhofstrasse, würde ich mich für die Bahnhofstrasse entscheiden.»

Die Räumlichkeiten am alten Standort sind verwinkelt, was es schwierig macht, Ware zu präsentieren. Künftig kann Bongénie Luxuslabels auf drei Etagen und weiten Flächen präsentieren. Neben Mode wird der Fokus verstärkt auf den Bereichen Wohnen, Schuhe, Kinder, Parfümerie und Beauty liegen. Dafür steht deutlich mehr Platz zur Verfügung – 4000 statt wie am Paradeplatz 3000 Quadratmeter. Dank den raumhohen Fenstern gelange viel Tageslicht ins Innere, was ebenfalls ein Pluspunkt sei, sagte Brunschwig.

Auch ein gastronomisches Angebot wird es wieder geben: ein Café sowie ein Restaurant mit «ausgefallener Speisekarte», in dem leichte französische Küche serviert wird. Ein dezenter Hang zur Exzentrik machte sich auch am Pressetermin bemerkbar: Da wurde den Journalisten Champagner mit Blue Curacao serviert – als Verweis auf die Farbe Blau, die für das Redesign der Marke Bongénie gewählt wurde.

Das Restaurant heisst Émile, benannt nach dem Sohn des Bongénie-Gründers Adolphe Brunschwig. Es wird auch abends geöffnet sein und soll zur Belebung der oberen Bahnhofstrasse beitragen. Dort ist es heute nach Ladenschluss sehr ruhig.

Einziger Wermutstropfen: Eine öffentlich zugängliche Dachterrasse wird es an der Bahnhofstrasse nicht mehr geben. In den oberen Stockwerken hat sich die amerikanische Bank Goldman Sachs eingemietet.

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