Der Kantonsrat bewilligt knapp 58 Millionen Franken für die Umwandlung in ein Zentrum für Erwachsenenbildung.
Bald ist es fünfzig Jahre her, dass das Zürcher Stimmvolk beschloss, die Ausbildung der Rekruten auf den Waffenplatz Reppischtal vor die Tore der Stadt zu verlegen. Seit 10 Jahren ist beabsichtigt, die dadurch frei gewordene Militärkaserne in Zürich Aussersihl künftig für die Erwachsenenbildung zu nutzen. So ist es in einem Masterplan von 2016 und seit 2018 im kantonalen Richtplan festgehalten.
Jetzt wird es konkret. Am Montag hat der Zürcher Kantonsrat einen Kredit von 57,8 Millionen Franken für den Umbau der Kaserne bewilligt. Es handelt sich nur um einen Teil der Gesamtkosten. Weitere 122 Millionen Franken, die der Regierungsrat bereits bewilligte, sind für die umfangreiche Instandsetzung des lange vernachlässigten Baus nötig. Insgesamt werden also rund 180 Millionen Franken investiert.
Das Vorhaben hat eine lange und bewegte Vorgeschichte. Die in den 1870er Jahren erbaute Militärkaserne ist als wichtiger Zeuge des Historismus ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Sie wird seit Jahrzehnten für verschiedene Zwecke genutzt. Mehrfach musste das Gebäude notfallmässig geflickt werden, etwa weil die Sandsteinfassade bröckelte.
Für eine deutliche Mehrheit der vorberatenden Kommission für Planung und Bau (KPB) handelt es sich um ein geglücktes Projekt. Ihre Präsidentin Barbara Franzen (FDP, Niederweningen) betonte, hier werde respektvoll mit der historischen Bausubstanz umgegangen.
Die Kaserne wird der neue Standort der kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene und der kantonalen Schule für Berufsbildung. Sie ist damit Teil einer umfangreichen Rochade der Bildungsdirektion. So wird dringend benötigter Platz für andere Bildungseinrichtungen frei. Das Erdgeschoss der Militärkaserne wird für die Öffentlichkeit zugänglich, mit einem Gastronomieangebot und einem Mehrzwecksaal.
Der Entwurf der Architekten sieht im Mitteltrakt den Einbau eines Atriums vor, das sich über alle Stockwerke erstreckt und auf dem Dach mit einem gläsernen Aufbau abgeschlossen wird. Auf diese Weise gelangt viel natürliches Licht in die Begegnungsflächen der künftigen Erwachsenenschulen.
Sparantrag würde neues Konzept nötig machen
Die Umnutzung der historischen Soldatenunterkunft war bis anhin kaum umstritten – ganz anders als jene der Zeughäuser und der Polizeikaserne auf dem Kasernenareal in Zürich Aussersihl; diese waren in den letzten Jahren Gegenstand heftiger Kontroversen.
Dennoch gab es am Montag im Kantonsrat Widerstand, vor allem wegen der Kosten. Etwas überraschend stellte die SVP vor der Debatte den Antrag, das Geschäft an die Regierung zurückzuweisen. Diese müsse die gesamten Ausgaben um 10 Prozent kürzen, also um etwa 18 Millionen Franken.
Zwar müssten Schulhäuser gebaut, renoviert und umgebaut werden, aber nicht um jeden Preis, schrieb die SVP zur Begründung. Sie zieht in Zweifel, dass die Militärkaserne das richtige Objekt ist, um es als Schule zu verwenden. Auf eine Luxusrenovation sei zu verzichten, zugunsten einer «normalen Nutzung». Was sich die SVP darunter vorstellt, führte sie nicht weiter aus. Peter Schick (SVP, Zürich) sprach im Rat von Räumlichkeiten für Büros und Vereine.
Der SVP-Antrag stiess in keiner anderen Fraktionen auf Verständnis. Zwar wurden die Gesamtkosten als durchaus hoch eingestuft. Das liege aber vor allen daran, dass der Kanton die Militärkaserne während Jahrzehnten verlottern liess, wurde erklärt. «Das Gebäude droht auseinanderzufallen. Es sagt: Ich will!», sagte die Architektin Nathalie Aeschbacher (GLP, Zürich) zu nötigen Instandsetzung. Simon Vlk (FDP, Uster) verwies wie andere auf die Symbolik, eine Militärunterkunft für die Bildung herzurichten.
Zum Ansinnen der SVP, aus Kostengründen auf das Atrium mit Glasaufbau zu verzichten, sagte Baudirektor Martin Neukom (Grüne), dass dies ein völlig neues Konzept für die Verwendung der Kaserne erforderlich machen würde. Heute liege ein «exzellentes Projekt» für eine attraktive Nutzung vor.
Der Rat lehnte den SVP-Antrag mit 126 gegen 47 Stimmen deutlich ab. Der Kredit überwand das nötige Quorum der Ausgabenbremse mit 129 Stimmen problemlos. Zwar fasst die SVP laut ihrem Präsidenten Domenik Ledergerber kein Referendum ins Auge. Die Absicht, noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten zu beginnen und das Bildungszentrum Kaserne 2027 in Betrieb zu nehmen, bleibt aber sportlich.