Mittwoch, Januar 15

Erneut hat Apple weniger Smartphones verkauft, und im wichtigen Markt China macht Huawei Apple weiter Anteile streitig. Apple setzt seine Hoffnungen ganz auf sein neues KI-System – doch dessen Start wird immer weiter nach hinten verschoben.

Im zweiten Quartal in Folge hat Apple weniger iPhones verkauft: Zwischen April und Juni setzte der Konzern 39,3 Milliarden Dollar mit dem Smartphone um, 1 Prozent weniger als im Jahresvergleich. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres war der Umsatz mit dem iPhone um 10 Prozent gesunken.

Apple leidet darunter, dass viele Nutzer kaum Unterschiede zwischen den iPhones der 13., 14. oder 15. Generation erkennen und jahrelang an ihren Smartphones festhalten. Doch das iPhone ist die Lokomotive des ganzen Konzerns – schon ein prozentual leichter Rückgang belastet Apples gesamten Geschäftsgang.

Zudem zieht das rückläufige Geschäft in China den iPhone-Umsatz herunter: Das Reich der Mitte ist der drittgrösste Markt für Apple, der Umsatz dort sinkt allerdings seit Monaten. Auch zwischen April und Juni ging das Geschäft nun um 6,5 Prozent auf 14,7 Milliarden Dollar zurück. Denn der chinesische Technologiekonzern Huawei hat neue High-End-Smartphones herausgegeben, die direkt mit dem iPhone konkurrieren. Huawei konnte die Zahl seiner Lieferungen im Juni-Quartal um 45 Prozent steigern, während die von Apple in China um 5 Prozent sanken.

Der CEO Tim Cook spielte die Bedenken zu China am Donnerstag aber erneut herunter: Rund die Hälfte des rückläufigen Umsatzes erkläre sich durch Währungsschwankungen, sagte er im Telefonat mit Investoren, insgesamt erhole sich die Nachfrage aus China bereits. Er verwies auf eine Untersuchung der Marktforschungsfirma Kantar, gemäss der die drei führenden Smartphones in China alle von Apple stammten. «Ich weiss nicht, wie jedes einzelne Quartal in China laufen wird, aber langfristig bin ich sehr zuversichtlich», sagte er – wortwörtlich die gleiche Beschwichtigung wie schon im letzten Quartal.

«Apple Intelligence» als Hoffnungsträger

Doch bessere Zeiten sollen nun tatsächlich kommen: Apple setzt seine Hoffnungen ganz auf das an der Entwicklerkonferenz im Juni vorgestellte KI-System namens «Apple Intelligence» – ein Mix aus, erstens, eigens entwickelten KI-Funktionen auf dem Smartphone für personalisierte KI und, zweitens, dem Angebot des Marktführers Open AI und seines Chatbots KI in der Cloud für allgemeine Wissensfragen. «Apple Intelligence» werde verändern, wie Kunden mit Technologie interagierten, sagte Cook am Donnerstag.

Im Vergleich mit anderen Tech-Konzernen ist Apple bis jetzt sehr langsam darin, die Schlüsseltechnologie in seine Produkte zu integrieren. Während Meta, Microsoft, Google und Amazon bereits seit langem generative KI in ihre Produkte eingebaut haben, wartete Apple bis zur Entwicklerkonferenz, um auch nur eine Strategie zu präsentieren.

Und bis seine Kunden die neuen Produkte testen können, wird es nochmals einige Monate dauern: Anfang der Woche teilte Apple mit, dass die neuen Funktionen nun doch noch nicht mit dem Software-Update iOS 18 im September parat sein werden, sondern erst einige Wochen später in der Version 18.1.

Auch Entwickler können erst seit Montag dieser Woche «Apple Intelligence» in einer Betaversion testen – und selbst sie müssen sich vorab auf eine Warteliste setzen lassen, denn Apple will verhindern, dass seine Server-Kapazitäten überlastet werden. Wann die Öffentlichkeit «Apple intelligence» zumindest in einer Beta-Version testen kann, ist ebenfalls unklar.

Obwohl noch niemand Apples KI wirklich ausprobieren konnte, honorieren die Anleger bereits Cooks Versprechen: Seit der Ankündigung Mitte Juni ist der Aktienpreis um 11 Prozent gestiegen und Apple somit zurück auf den Thron des wertvollsten Technologiekonzerns geklettert, mit einer Börsenbewertung von 3,3 Billionen Dollar.

Bemerkenswert ist, dass Apple es geschafft hat, im Vergleich zur Konkurrenz weniger Geld für KI ausgeben zu müssen, auch, da es diese zum Teil über die Firma Open AI einkauft. Zum Vergleich: Andere Tech-Konzerne haben inzwischen Milliarden für Sprachmodelle und Chips ausgegeben – und Investoren beginnen kritisch zu fragen, wie sich diese Summen jemals amortisieren sollen.

Werden Apples Kunden ihre Smartphones upgraden?

Die grosse Frage für Apple ist nun, ob seine Wette aufgehen wird: dass «Apple Intelligence» so gut sein wird, dass es die Kunden dazu bringt, auf neuere iPhones upzugraden. Denn um die neuen KI-Anwendungen nutzen zu können, braucht man mindestens ein iPhone 15 Pro oder 15 Pro Max – sprich: die neuesten iPhones in den besten Ausführungen. Bei den Mac-Computern und iPads benötigen die Kunden mindestens Geräte mit den Siliziumchips aus dem Jahr 2020.

Wird Apples KI tatsächlich die Millionen von iPhone-Nutzern, die auf älteren Geräten sitzen, in die Läden locken und den Umsatz mit dem inzwischen 17 Jahre alten iPhone wieder beflügeln? Wall-Street-Analysten glauben: ja. Apple stehe vor einem «Super Cycle», schrieb etwa der Investor Dan Ives von Wedbush Securities auf der Plattform X.

Apples Dienstleistungssparte wächst weiter rasant

Sieht man über die sinkenden Verkäufe von iPhones hinweg, verlief das Quartal insgesamt erfreulich für Apple. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 5 Prozent auf 85,8 Milliarden Dollar und der Gewinn um 8 Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar.

Dazu trug wesentlich die Dienstleistungssparte bei, die um 14 Prozent auf den höchsten Stand kletterte: Mehr als 24 Milliarden Dollar setzte Apple mit seinen Angeboten im Streaming, mit Computerspielen, Finanzleistungen, Musik usw., um.

Man werde auch weiter in neue Dienstleistungsangebote investieren, kündigte Apples Finanzchef Luca Maestri an, weil die Kunden so «immer stärker mit Apples Ökosystem interagieren» – sprich: an Apple gebunden blieben.

Im nachbörslichen Handel sanken die Apple-Aktien leicht.

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