Dienstag, April 29

Im Jahr 2024 konnten wieder deutlich mehr Besucher ins Kunsthaus gelockt werden. Dazu trug auch die Ausstellung mit dem internationalen Performance-Star Marina Abramovic bei. Dennoch hat das grösste Museum der Schweiz das Budget noch nicht im Griff.

Mit insgesamt 513 162 Besuchern konnte das Kunsthaus Zürich grosses Publikumsinteresse verzeichnen. Die Ticketeinnahmen stiegen bei einem Total von rund 5,5 Millionen um fast eine Million gegenüber dem Vorjahr: nämlich exakt um 977 939 Franken. Damit ist die Zürcher Institution eines der meistbesuchten Museen der Schweiz.

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Das ist einigermassen erfreulich, denn die Eintrittspreise wurden erhöht. Das war ein Entscheid im Rahmen der Sparmassnahmen, für die man sich letztes Jahr entschieden hatte. Das grösste Schweizer Kunstmuseum geriet 2024 wegen tiefroter Zahlen in die Schlagzeilen. Die Einnahmen durch Eintritte waren rückläufig, das Defizit in der Jahresrechnung betrug innerhalb von zwölf Monaten um die 1,5 Millionen Franken. Die Verschuldung der Zürcher Kunstgesellschaft, des Trägervereins des Kunsthauses, wuchs auf 4,5 Millionen Franken.

Ein Hauptgrund für den Fehlbetrag war allerdings die Kunsthaus-Erweiterung. Der doppelt so grosse Betrieb führte zu viel höheren Betriebskosten als ursprünglich berechnet. Personal- und Betriebsaufwand waren denn auch genau um 1,5 Millionen Franken gestiegen. Dieser Betrag konnte auch nicht durch die substanzielle Erhöhung der städtischen Subventionen von 4,5 Millionen nach Eröffnung des Erweiterungsbaus aufgefangen werden. Jährlich steuert die Stadt mit 13,3 Millionen Franken fast die Hälfte der Gesamteinnahmen des Kunsthauses von schätzungsweise rund 28 Millionen Franken bei.

Mässiger Erfolg mit Abramovic

Auch jetzt beläuft sich das Jahresdefizit erneut auf rund 1,5 Millionen. Die Betriebskosten scheinen weiterhin zu wachsen. Damit liegt die Zürcher Kunstgesellschaft noch tiefer in den roten Zahlen, nämlich mit 6 Millionen. Um das vom Kunsthaus angestrebte Ziel eines ausgeglichenen Budgets zu erreichen, braucht es noch mehrere Jahre. Immerhin konnten im Jahr 2024 durch Fundraising und Partnerschaften mit 3,8 Millionen Franken rund 1,7 Millionen mehr als im Vorjahr generiert werden. Mit 2,6 Millionen stabil geblieben sind die Mitgliederbeiträge.

Ein Ereignis im vergangenen Jahr stellte die Retrospektive der Performancekünstlerin Marina Abramovic dar. Es war die erste Ausstellung von wirklich internationaler Strahlkraft seit der Eröffnung der Erweiterung des Kunsthauses durch den Chipperfield-Neubau im Herbst 2021. Allerdings verzeichnete diese Schau nur gerade 66 000 Eintritte. Das sind keine wirklich atemberaubenden Zahlen. Zum Vergleich sei an die erste Präsentation der Sammlung Bührle im Kunsthaus im Jahr 2010 erinnert, die rund 100 000 Besucher gesehen haben. Die Picasso-Schau im selben Jahr generierte nochmals so viele Eintritte.

Gegenwartskunst hat neben der klassischen Moderne immer noch einen relativ schweren Stand, und Picasso ist ein sehr grosser Name. Geht man noch weiter in der Geschichte der Zürcher Kunstinstitution am Pfauen zurück, so findet man die magische Zahl von 160 000 Eintritten für eine Cézanne-Ausstellung im Jahr 2000. Und mit Klimt 1992 zählte das Kunsthaus sogar mehr als eine Viertelmillion Besucher.

Keine Klassiker in Aussicht

Dass die goldenen achtziger Jahre heute vorbei seien, ist indes kein Argument. Damals wurde das Konzept der Blockbuster-Ausstellung erfunden. Heute hört man immer wieder, die Bilder der grossen Namen seien nicht mehr so leicht verfügbar. Allerdings besuchten erst im vergangenen Jahr rund 260 000 Kunstinteressierte die Fondation Beyeler: Zu sehen war eine Matisse-Schau. Mit Edward Hopper im Jahr 2020 konnte das Museum in Riehen bei Basel 255 000 Besucher anlocken, und mit dem jungen Picasso der Blauen und Rosa Periode im Jahr 2019 wurden gar über 330 000 Eintritte verbucht.

Das Kunsthaus verfügt spätestens seit der Bührle-Sammlung über starke Bestände im Bereich der klassischen Moderne. Da wäre eine grosse Sonderschau in diesem Bereich vielleicht wieder einmal eine gute Idee. Eine solche mit einem Leitstern steht dieses Jahr aber leider nicht in Aussicht.

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