Dienstag, Oktober 22

Der Computerzubehörhersteller Logitech verbessert sich kontinuierlich. Erneut passt er die Prognose für das laufende Geschäftsjahr nach oben an. Weil die Markterwartungen darüber lagen, tauchte der Aktienkurs trotzdem. Das schafft Raum für künftige positive Überraschungen.

«Sell on good news»: Obwohl das Ergebnis von Logitech im zweiten Quartal (Juli bis September 2024) besser ausfiel als erwartet worden war, hat es die Investoren nicht zufriedengestellt – im Gegenteil. Nach anfänglichen Kursavancen tauchten die Aktien des Computerzubehörherstellers während des Handels am Dienstag um fast 7%. Mittlerweile haben die Valoren ihre von April bis Juni markierte Avance um gut einen Viertel bereits wieder eingebüsst.

Diese Ernüchterung hat wenig mit der vor einem Jahr zur neuen Konzernchefin nominierten Hanneke Faber zu tun. Ihren bisher eher vorsichtig formulierten Ankündigungen ist sie treu geblieben. Schon beim Antritt ihrer neuen Stelle machte sie klar, dass das laufende Fiskaljahr keine Trendwende darstellen werde, sondern eher von einer kontinuierlichen Verbesserung geprägt sein wird.

Es war deshalb eher der Euphorie der Investoren und ihren wohl zu hohen Erwartungen zuzuschreiben, dass der Aktienkurs zum Anfang dieses Jahres der Realität zu stark vorausgeeilt ist.

Auch gute Quartalsergebnisse reichten nicht aus, um die Hausse am Leben zu halten. Die heutige Kursreaktion war eine Wiederholung dieses Musters.

Solide operative Leistung

An den heute vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal kann wenig ausgesetzt werden. In Lokalwährung lag der Umsatz mit 1,12 Mrd. $ um 6% über Vorjahr. Die Endnachfrage nahm um 4% zu. Damit wurden die zuvor als eher etwas zu knapp bemessenen Lager bei den Detailhändlern wieder gefüllt. Der Betriebsgewinn (non-GAAP) verbesserte sich um 5%, der Gewinn pro Aktie sogar um 10%.

Wie schon im ersten Quartal (März bis Juni) hat Logitech auch dieses Mal die Konsensprognosen übertroffen, beim Umsatzwachstum um etwa 1%, beim Betriebsergebnis um 3%.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr (per Ende März 2025) wurde erneut nach oben angepasst. Im Mittel rechnet das Logitechmanagement für das Fiskaljahr 2025 nun mit einem um 3% (bisher 2%) höheren Umsatz sowie einer rund 5%-igen (2%) Verbesserung des Betriebsgewinns. Damit haben sie sich jedoch lediglich den Erwartungen der Analysten angenähert, die höhere Schätzungen führen. Und es würde heissen, dass der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte bestenfalls stagnieren wird. Das könnte die heutige Kursreaktion erklären.

Das hat jedoch vor allem damit zu tun, dass die Lager gefüllt sind und der Detailhandel weniger bestellt, was jedoch durch eine anziehende Endnachfrage kompensiert werden sollte.

Die beiden wichtigsten Produktekategorien, Gaming (Umsatz +7%) und Videokonferenzhardware (+5%) verzeichneten einen Zuwachs. Der Marktführer konnte damit zwar bestenfalls seinen Marktanteil verteidigen. Zuversichtlich stimmt, dass das im Aufbau befindliche Servicegeschäft rasant wächst. Erneut rückläufig waren erwartungsgemäss die Kategorien Webkameras (–9%) sowie Lautsprecher (–6%).

Europa schwingt obenauf

Regional läuft es dem Unternehmen derzeit in der Region Emea am besten (+13%). Die kleinste Region Asien-Pazifik, aus der rund ein Viertel der Einnahmen kommen, stagnierte. Das war vor allem dem nach wie vor rückläufigen Geschäft in China anzulasten, das knapp 15% der Einnahmen beisteuert. Lediglich der Bereich Gaming laufe weiterhin gut in China, dort sei eine einstelliger Prozentzuwachs erzielt worden, erklärte die Konzernchefin an der heutigen Webkonferenz.

Laut Faber gebe es nun aber erste Hoffnungsschimmer in China. Zur Verstärkung der lokalen Aktivitäten sei mehr in Forschung und Marketing investiert worden. Weil zusätzlich mehr Geld für Produktelancierungen ausgegeben wurde, nahmen die Betriebskosten unüblich stark zu. Faber versprach indes, bei den Kosten «weiterhin diszipliniert» zu sein. Für das laufende Fiskaljahr soll der Kostenanteil erneut im angepeilten Band von 24 bis 26% (Q2: 26,9%) zu liegen kommen.

China hat für Logitech eine strategisch grosse Bedeutung, vor allem als Produktionsstandort. Vor der Pandemie kamen alle Logitechprodukte aus China. Angesichts des Handelskriegs zwischen den USA und China und des Risikos steigender Zölle war das ein Klumpenrisiko, das das Unternehmen so rasch als möglich reduzieren wollte. Laut dem neuen Finanzchef Matteo Anversa würden mittlerweile 40% der Produkte ausserhalb von China gefertigt, bald sollen es 50% sein.

Nach einer längere Phase der Schrumpfung ist im Berichtsquartal endlich auch in den USA (+5%) wieder ein Umsatzwachstum verbucht worden. Für die bevorstehende Feiertagssaison stünden die Sterne günstig, hiess es. Laut Umfragen beabsichtigen US-Konsumenten dieses Jahr 2,5 bis 3,5% mehr auszugeben.

Gedämpfte Erwartungen

Die anfängliche Begeisterung, die die Investoren für die neue Logitechchefin hegten, ist mittlerweile verflogen. Das schlägt sich auch in den Einschätzungen der Analysten nieder. Sechs Kaufempfehlungen stehen acht Halte- und fünf Verkaufsempfehlungen gegenüber.

Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in der Bewertung der Logitechaktien. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) hat sich im Jahresverlauf tendenziell reduziert. Oder mit anderen Worten, die Kursentwicklung hat mit der Resultatsverbesserungen nicht Schritt gehalten.

Für längerfristige Engagements ist das keine schlechte Ausgangslage. Vor der entscheidenden Feiertagssaison sind die Erwartungen dieses Mal gedämpft. Die Innovationskraft des Unternehmens indes scheint ungebrochen zu sein, die Lager sind gefüllt, aber nicht übervoll und die Stimmung der Konsumenten ausserhalb Chinas recht solide. Das schafft Raum für positive Überraschungen.

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