Dienstag, Oktober 8

Im wenig besuchten Süden von Mykonos liegt eine Felsbucht, wo einst die wagemutigsten Fischer der Kykladeninsel wohnten. «The Wild» ist eine Hommage an sie.

Wer morgens früh die in den Fels gehauene Treppe zur kleinen Bucht hinuntersteigt, ins Wasser gleitet und sich später von den ersten Sonnenstrahlen trocknen lässt, weiss, warum das kleine Hotel der Brüder Alex und Philip Varveris «The Wild» heisst: Es ist einer verborgenen Klippe im ruhigen, wenig touristischen Süden von Mykonos abgetrotzt, an die sich die vierzig Zimmer und Suiten auf terrassierten Böden schmiegen, als seien sie schon immer da gewesen.

Wer zum Sonnenuntergang auf einen der beiden Hügel klettert, die auf der Halbinsel vor der Bucht aus dem Wasser ragen und von den Einheimischen liebevoll «Aphrodite’s tits» genannt werden, der stösst auf den wahren Grund für den Hotelnamen: Im verlassenen Fischerdorf am Fluss der göttlichen Brüste aus nämlich stachen einst die verwegensten Fischer ins Meer von Kalafatis, die wegen ihres Wagemutes und ihres unkonventionellen Lebensstils «die Wilden» genannt wurden.

Ihnen haben die Brüder Varveris diesen Ort gewidmet, der die Erinnerung zurückbringen soll an die vielen Sommertage an der Küste ihrer Kindheit in den 1970er Jahren, bevor die winzige Kykladeninsel zur Party-Destination wurde und Touristen aus aller Welt anlockte.

Wer einen Abstecher in die Hauptstadt der Insel macht, die genau so weiss-blau schön und überlaufen ist, wie man sich Mykonos eben vorstellt, der spürt die Sehnsucht nach dem wilden, unberührten Eiland, welche die Varveris überkommen haben muss, als sie das Hotel mit den Architektinnen Sofia und Matina Karavas planten. Dank der traditionellen Bauweise verschwinden die steinfarbenen Villen mit den Strohvordächern in der Fauna und Flora der Klippe, so dass aus der Ferne nur Lichter und leise Musik auf seine Existenz hinweisen.

Natürlich verfügt «The Wild» über einen langen schmalen Infinity-Pool, natürlich bieten die Zimmer alles, was das Herz begehrt. Aber es sind nicht die kleinen Privat-Pools, über die einige Suiten verfügen, und auch nicht die luxuriösen Betten oder Duschen, die den Ort besonders machen, sondern die kleinen, liebevoll ausgewählten Details: eine alte Amphore, aus der ein Kaktus wächst, die geflochtene Strohbank vor der Tür, die Stein-Lounge unter dem alten Olivenbaum mit den handgewobenen Kissen, die traditionellen kleinen griechischen Tische und Stühle der Restaurants.

Davon übrigens hat «The Wild» gleich zwei, so dass man wirklich einen Grund suchen muss, um sich aus dem verborgenen Paradies zu wagen. Die «Taverna» serviert frischen Fisch, Gemüse und Fleisch von lokalen Bauern, einfache traditionelle Gerichte, die wohl genau so schmecken wie einst bei den wilden Kerlen im Fischerdorf. Auf drei terrassierten Ebenen im Fels über der Bucht verteilt sich das Dutzend Plätze des zweiten Restaurants, des «Raw», wo der griechisch-japanische Küchenchef des Hotels eine Art Fusion-Küche serviert, die so gekonnt frech mit den Geschmäcken der beiden Länder spielt, wie das nur eine wilde Phantasie vermag.

Information

Nächster Flughafen

Mykonos

Besitzer

Alex und Philip Varveris

Beste Reisezeit

Juni bis Oktober

Breitengrad

37° 26′ 43» N

Längengrad

25° 19′ 43» O

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