Samstag, Februar 22

Während das gestrauchelte Regionalspital erst wieder auf die Beine kommen muss, ziehen seine potenziellen Kooperationspartner davon.

Es muss einiges zusammenpassen, damit das in finanzielle Schieflage geratene Spital Wetzikon überleben kann. Die Verantwortlichen haben einen kurzfristigen und einen längerfristigen Plan – und beide müssen aufgehen.

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Um den unmittelbaren Konkurs abzuwenden, muss das Spital zunächst die Bilanz sanieren. Dazu benötigt es 50 Millionen Franken von den Gemeinden, denen es gehört, und zudem die Bereitschaft seiner Gläubiger, auf rund 180 Millionen Franken zu verzichten.

Damit das Spital aber auch längerfristig erfolgreich sein kann, soll es Teil eines Spitalverbunds werden. Dies schwebt auch den Eigentümergemeinden vor. In einer Medienmitteilung schreiben sie, dass mit der finanziellen Sanierung die Voraussetzung für einen Beitritt zu einem «Spitalverbund Ost» geschaffen werde, «in dem die medizinischen Leistungen künftig besser koordiniert sind».

Die Sache hat aber einen Haken: Für einen solchen Spitalverbund braucht es willige Partner. Und während das Spital Wetzikon noch mit dem Lösen seines ersten Problems beschäftigt ist – der Geldbeschaffung –, ziehen die potenziellen Kooperationspartner bereits davon.

So haben die benachbarten Regionalspitäler Männedorf und Uster kürzlich angekündigt, dass sie im Bereich der Gynäkologie und der Geburtshilfe zusammenspannen wollen. Die Kliniken werden ab dem 1. April unter eine gemeinsame Leitung gestellt.

Und nicht nur das, auch mit dem Spital Zollikerberg laufen Gespräche. In einer Medienmitteilung wird die Kooperation so angekündigt: «Es ist das Ziel, die Zusammenarbeit der drei Spitäler im Interesse der Patienten verstärkt voranzutreiben.» Interessant ist vor allem, welcher Betrieb dabei keine Erwähnung findet: das Spital Wetzikon.

Dabei hatte das Spital Uster einst konkrete Pläne für eine Fusion mit Wetzikon. Diese platzten aber im Dezember 2020. Heute spielt das Nachbarspital offenbar keine Rolle mehr, wenn es um eine engere Zusammenarbeit geht.

Bleibt Wetzikon bei diesen Verbundsplänen auf der Strecke? Und was heisst das für seine Zukunft?

Wetzikons Pech: Gefragt sind nur gesunde Spitäler

Sacha Geier ist Verwaltungsratspräsidentin des Spitals Uster. Schon kurz nachdem die Wetziker ins Straucheln geraten waren, machte sie klar, dass eine Fusion in Uster nicht mehr auf der Agenda steht. Denn eine solche würde die finanziellen Probleme des angeschlagenen Nachbarspitals nicht lösen. Das war im vergangenen Mai.

Inzwischen hat Wetzikon zwar einen Sanierungsplan vorgelegt, doch eine Kooperation ist laut Geier trotzdem kein Thema. «Am Verhandlungstisch können nur finanziell gesunde Spitäler sitzen», sagt sie. Wetzikon gehöre derzeit nicht dazu, entsprechend liefen auch keine Gespräche.

Zu den Erfolgsaussichten des anderen Spitals will Geier nichts sagen. Und sagt dann doch etwas, was tiefe Zweifel erkennen lässt: Yvonne Bürgin habe die richtigen Fragen aufgeworfen. Bürgin ist die Gemeindepräsidentin von Rüti – einer von zwei Eigentümergemeinden des Spitals Wetzikon, die nicht bei der Sanierung mitmachen wollen. In einem Interview mit der NZZ sprach sie von einer «Hochrisiko-Investition».

Laut Bürgin gibt es zu viele Fragen, auf die man keine befriedigenden Antworten erhalten hat. Werden die Gläubiger wirklich bereit sein, auf so viel Geld zu verzichten? Kann ein Businessplan aufgehen, der auf Wachstum bei stationären Patienten setzt, obschon dieser Bereich in den nächsten Jahren in der Schweiz schrumpfen dürfte? Und wie soll es mit dem nicht fertiggestellten Neubau weitergehen?

Auch der Verwaltungsratspräsidentin des Spitals Uster «fehlen Antworten auf diese wichtigen Fragen». Ganz will Sacha Geier den Wetzikern aber die Tür nicht verschliessen: «Wenn das Spital wieder als finanziell gesunder Betrieb dasteht, dann sind wir offen für Kooperationsgespräche.»

«Es ist einfach zu ungewiss, was dort passiert»

Beim Spital Männedorf sieht man es ähnlich. Die Verwaltungsratspräsidentin Beatrix Frey-Eigenmann sagt, dass man derzeit keine Gespräche mit Wetzikon führe. «Es ist einfach zu ungewiss, was dort passiert.»

Natürlich würden sie das Zürcher Oberland mitdenken im Hinblick auf einen möglichen Spitalverbund. Im Moment stehe aber die Zusammenarbeit mit Uster im Zentrum, die auch auf das Spital Zollikerberg ausgedehnt werden könnte.

Es gehe darum, erste konkrete Schritte zu machen, denen mit der Zeit weitere folgen sollen, sofern sie erfolgreich seien, sagt Frey-Eigenmann. «Alle träumen zwar vom grossen Wurf, einem Verbund von mehreren Spitälern. Aber in der Praxis ist das aufwendig und schwierig umzusetzen.»

Ganz im Sinne dieses schrittweisen Vorgehens ist Männedorf nun auch eine Kooperation mit der Privatklinik Hirslanden eingegangen. Die beiden Spitäler werden in Meilen gemeinsam eine ambulante Klinik betreiben, die 2027 eröffnet werden soll. Unter anderem sollen dort in drei bis vier Operationssälen ambulante Eingriffe angeboten werden. Das längerfristige Ziel ist es, bis zu 8000 Operationen im Jahr durchzuführen.

Beide Spitäler rüsten sich damit für einen Wandel, der im Schweizer Gesundheitswesen im vollen Gange ist: die Verschiebung von stationären zu ambulanten Eingriffen. Bei Letzteren können die Patienten noch am gleichen Tag wieder nach Hause gehen.

Was, wenn Wetzikons Neubau gar nicht gebraucht wird?

Das Spital Zollikerberg ist ebenfalls integriert in die Gespräche um eine künftige Zusammenarbeit mit Männedorf und Uster. Noch sei man nicht zu einem konkreten Ergebnis gelangt, sagt der CEO Christian Etter. «Aber wir prüfen derzeit, wo wir zusammenspannen können und ob in Zukunft gar ein Verbund sinnvoll wäre.»

Es sei davon auszugehen, dass sich die einzelnen Spitäler künftig noch stärker auf bestimmte Leistungen konzentrieren müssten und nicht mehr alle alles machen könnten. Umso wichtiger werde die Zusammenarbeit.

Etter ist überzeugt, dass sich die drei Spitäler gut ergänzen würden. Mit Wetzikon führten auch sie derzeit keine Gespräche. «Die Situation ist zu ungewiss, um Zukunftspläne zu schmieden.» Sollte sich das Spital Wetzikon aber aus seinen Problemen befreien können, dann wäre es aus Etters Sicht nur logisch, es in die Diskussionen einzubeziehen.

Während Wetzikon noch mit den Problemen der Vergangenheit kämpft, kümmern sich die anderen Spitäler der Region bereits um die Herausforderungen der Zukunft.

Für Wetzikon ist das heikel. Denn selbst wenn es gelingt, die Finanzen wieder in den Griff zu bekommen, stellt sich die Frage, was mit dem nicht fertig gebauten Neubau passiert. Das Spital Wetzikon würde diesen gerne in einen Verbund einbringen, um ihn dann gemeinsam mit den neuen Partnern fertigzustellen. Was aber, wenn die Pläne der anderen so weit fortgeschritten sind, dass der Bau nicht zu ihren Zielen passt?

Darüber will man beim Spital Wetzikon nicht spekulieren. Eine Sprecherin sagt auf Anfrage nur, sie seien sich sehr wohl bewusst, dass das Gelingen des angestrebten Spitalverbunds nicht allein von den eigenen Ambitionen abhänge. Es brauche dazu auch die Kooperationsbereitschaft möglicher Partner.

Und an diese glaubt man in Wetzikon offenbar weiterhin – auch wenn es gerade aussieht, als würden die anderen Spitäler davonziehen. «Wir wurden im Vorfeld über ihr Vorhaben informiert und verstehen die Notwendigkeit», sagt die Sprecherin und fügt optimistisch an: «Wir lesen diese Kooperation durchaus als Vorläufer für künftige Modelle.»

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