Die Integration der Credit Suisse in die Grossbank verläuft nach Mass. Doch um sich auch politisch Gehör zu verschaffen, muss sie mehr Fingerspitzengefühl zeigen.
Die UBS gibt sich keine Blösse. Mit einem satten Gewinn für 2024 von 5,1 Milliarden Dollar im Rücken kündigt die Grossbank am Dienstag höhere Dividenden und ein neues Programm für Aktienrückkäufe an. Dieses knüpft sie allerdings daran, dass sich die Kapitalregeln in der Schweiz nicht plötzlich wesentlich ändern.
Während die UBS bei der Integration der Credit Suisse einen Meilenstein nach dem anderen passiert, läuft es politisch weniger gut für die Grossbank. Die Aktionäre der Grossbank, denen Kapitalrückführungen in Aussicht gestellt sind, befinden sich sozusagen in Geiselhaft vonseiten der Politik.
Um die künftige Eigenkapitalausstattung der UBS ist ein heftiger Streit entbrannt. Während es für Politik und Behörden ausgemacht ist, dass die einzige verbliebene globale Grossbank der Schweiz sicherer werden muss, damit der Bund im Krisenfall nicht mehr mit Notrecht und Staatshilfe bereitstehen muss, wehrt sich die UBS naturgemäss gegen eine weitergehende Verschärfung der Regulierung.
Die UBS ist momentan in der Defensive
In den Diskussionen um die weitere Bankenregulierung ist die Grossbank momentan in der Defensive. Am Steuer ist der Bund. Konkret geht es um die Frage, mit wie viel Eigenkapital die UBS ihre ausländischen Beteiligungen unterlegen muss. Der Bundesrat zieht in Betracht, diese von gegenwärtig rund 60 auf 100 Prozent zu erhöhen. Eine Änderung der Eigenmittelverordnung ist derzeit in Arbeit. Der Start der Vernehmlassung ist für Mai geplant.
Setzt sich der Bundesrat mit seiner Maximalanforderung durch, wird es für die Grossbank sehr teuer. 15 bis 25 Milliarden Dollar stellte Finanzministerin Karin Keller-Sutter im vergangenen Frühling als zusätzlichen Kapitalbedarf für die UBS in den Raum. Konkreter ist sie seit damals nicht geworden. Die Finanzministerin geht auf Distanz zur Grossbank. Der Dialog zwischen ihr und der Bank sei abgerissen, ist aus dem Inneren der UBS zu hören.
Das Schweigen von Keller-Sutter in der Öffentlichkeit macht die Spitze der Bank nervös. Sie sieht sich durch die Pläne des Bundesrates ungerecht behandelt und zu wenig in die Diskussionen um die Eigenmittelverordnung einbezogen. Vehement wehrt sich die Bank dagegen. Der Bankchef Sergio Ermotti warnt vor der Gefahr eines Überschiessens bei der Regulierung, einer im internationalen Vergleich extrem strengen Behandlung und hohen Kosten für die Wirtschaft.
Seit der Veröffentlichung des Berichts der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) ist der Ton rauer geworden. An einer Branchenveranstaltung sprach Ermotti unlängst von einer «Provokation» und nannte den Vorschlag, Auslandsbeteiligungen vollständig mit Eigenkapital zu unterlegen, «völlig unausgeglichen» und «total übertrieben».
An seiner Position hält Ermotti bis jetzt fest. Den Diskussionen, dass die Grossbank einen Teil des zusätzlichen Kapitals durch frei werdendes Kapital aus der CS-Übernahme aufbauen könnte und so schärfere Anforderungen zumindest abfedern könnte, erteilte er eine Absage. In den vergangenen Monaten hat die Bank aus Grossbritannien und den USA 13 Milliarden Dollar in die Schweiz zurückgeholt. Dabei handelt es sich nicht um neues Kapital, sondern die UBS hat dieses bereits in ihre Kapitalberechnungen mit einbezogen.
Mehr Kapital bedeutet Einschnitte in das Geschäft
Es ist im Sinne der UBS und ihrer Aktionäre, dass sie sich in den Diskussionen durchsetzt. Dies nicht nur, weil sie bei strengeren Eigenkapitalanforderungen weniger Geld an ihre Aktionäre zurückführen kann und damit für Anleger weniger attraktiv wird. Ein Vorgeschmack darauf waren die heutigen Verluste an der Börse. Der Aktienkurs hat zeitweise rund 6 Prozent an Wert verloren. Für die Grossbank hätte dies auch Einschnitte in ihr Geschäft zur Folge. Zukäufe oder der Ausbau des Geschäfts im Ausland werden schwieriger.
Doch nicht nur für die UBS, auch für Keller-Sutter steht bei der Anpassung der Bankenregulierung viel auf dem Spiel. So ist eine gewisse Distanz von Politik und Behörden zur Grossbank aus ihrer Sicht durchaus angebracht. Der PUK-Bericht hat aufgezeigt, wie die untergegangene Credit Suisse ihre Interessen bei der Bankenregulierung durchbrachte und wie nahe das Finanzdepartement unter ihrem Vorgänger Ueli Maurer den Banken war. Diesen Eindruck will Keller-Sutter diesmal vermeiden.
Auf die ganz harte Tour wird es für den Bundesrat wie auch die Grossbank jedoch schwierig werden, ihre Ziele bei der Bankenregulierung zu erreichen. Vor diesem Hintergrund lassen auch die jüngsten Aussagen des Bankchefs Ermotti das nötige Fingerspitzengefühl vermissen.