Die Beschränkung für Ausländer im Schweizer Freibad sorgte international für Schlagzeilen – aber nirgends war das Echo so euphorisch wie in Deutschland.
Es waren Jubelmeldungen. «Nach Ausländer-Verbot: Schweizer halten ihr Freibad wieder für sicher», titelte Deutschlands grösstes Boulevardblatt, die «Bild»-Zeitung. Ein anderes Medium schrieb, die Einheimischen würden seit der Aussperrung der Fremden «ihr Freibad stürmen».
Letzte Woche erliess die Gemeinde Pruntrut im Kanton Jura Restriktionen für ihr öffentliches Schwimmbad. Zugang erhält nur noch, wer in der Schweiz lebt, arbeitet oder Ferien macht. Damit reagierte das Städtchen nahe der französischen Grenze auf Probleme mit jugendlichen Badegästen aus Frankreich. Diese hätten Frauen belästigt und sich nicht an die Regeln gehalten, liess die Gemeinde verlauten. Kürzlich sei sogar ein Mitarbeiter tätlich angegriffen worden. Bereits 23 Personen seien dieses Jahr wegen unangemessenen Verhaltens von der Badi verwiesen oder mit einem Hausverbot belegt worden, grösstenteils Franzosen mit Migrationshintergrund.
Nicht nur das Verhalten gewisser Badegäste war ein Problem, sondern auch der grosse Andrang. Nachdem französische Gemeinden aus Spargründen Schwimmbäder geschlossen hatten, wichen viele in die Schweiz aus. Die Badi kam immer wieder an die Kapazitätsgrenze. Bereits vor einigen Jahren hatte die Stadt zeitlich beschränkt eine ähnliche Regelung eingeführt. Danach wollte man mit unterschiedlichen Tarifen für Einheimische und Nichteinheimische den Zustrom mässigen, mit wenig Erfolg.
Schlägerei mit Eisenstangen und Steinen
Die Meldung über das «Ausländerverbot» in einem Schweizer Schwimmbad machte international die Runde. «Swiss public pool bans foreigners», schrieb etwa die britische «Daily Mail». In Frankreich protestierten zwar einige Lokalpolitiker – selbst ein Mitglied des migrationskritischen Rassemblement national sprach von einer «diskriminierenden Massnahme» –, mehrheitlich zeigten sie aber Verständnis. Man hat dort genug Erfahrung mit jungen Männern aus migrantisch geprägten Vierteln.
Die Zeitung «Le Figaro» stellte den Fall Pruntrut denn auch in Zusammenhang mit der ausufernden Gewalt in französischen Schwimmbädern. Im Wasserpark von Le Mans zum Beispiel gingen 200 bis 300 Jugendliche mit Eisenstangen und Steinen auf das Personal los. Andere Badeanstalten mussten schliessen, nachdem die Situation ausser Kontrolle geraten war. Viele stellten zusätzliches Sicherheitspersonal ein. Angesichts der massiven Vorfälle erscheint das Vorgehen in Pruntrut geradezu vernünftig. Der zuständige Gemeindevertreter sagt im Artikel: «Die Einwohner von Pruntrut zahlen Steuern für ihr Schwimmbad, sie wollen es in aller Ruhe geniessen können.»
In der Schweiz richtete sich das mediale Interesse weniger auf die Ursachen als auf die Frage, ob eine solche Zutrittsbeschränkung überhaupt zulässig ist. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) äusserte wie immer ihre Bedenken: «Ein pauschales Badi-Verbot für ausländische Personen ist problematisch und irritierend.»
Die meisten begrüssen den Entscheid
Das grösste Echo allerdings fand die Massnahme in Deutschland. Unzählige Medienartikel widmeten sich dem jurassischen Städtchen. In den Leserkommentaren und in sozialen Netzwerken war das Lob überschwänglich. Allein unter dem Facebook-Beitrag der Zeitung «Die Welt» gibt es über 3000 Kommentare, fast alle begrüssen den Entscheid. Deutschland solle von der Schweiz lernen, heisst es etwa, die Schweiz wisse, wie mit Problemen umzugehen sei. Es war wie bei der Masseneinwanderungsinitiative, dem Minarett- und dem Burkaverbot, als viele Deutsche verwundert, ja fast schon neidisch in Richtung Schweiz schauten, wo solche Diskussionen und Entscheidungen möglich sind.
Die Unterstützung für das «Ausländerverbot» erhielt zusätzlichen Schub, als grosse deutsche Medien einige Tage später die Massnahme als grossen Erfolg verkauften. Die Badefreude der Einheimischen habe seither merklich zugenommen. «Wir verzeichneten einen Anstieg bei den Abo-Verkäufen, weil die Bürger endlich das lang ersehnte Sicherheitsgefühl zurückgewonnen haben», zitierte die «Bild»-Zeitung den politischen Verantwortlichen für das Schwimmbad, Lionel Maître.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die AfD auf das Thema aufsprang. «Die Schweiz schützt ihre Bürger, indem sie Ausländer bei Fehlverhalten aus Freibädern ausschliesst», schrieb etwa die bayrische Bundestagsabgeordnete Carina Schiessl auf X – und forderte ähnliche Massnahmen in Deutschland.
Die Meinungen sind gemacht
Was Schiessl und die meisten anderen übersehen, die die Schweiz einmal mehr als Vorbild im Umgang mit der Migration preisen: Beim Entscheid von Pruntrut handelt es sich keineswegs um ein Ausländerverbot. Alle Menschen, die auf der Schweizer Seite der Grenze wohnen oder arbeiten, dürfen weiterhin in die Badi, egal, welcher Nationalität sie angehören oder welchen Aufenthaltsstatus sie haben. Die Massnahme hängt allein mit der besonderen Grenzlage des Ortes zusammen und ist kaum auf andere Städte übertragbar.
Doch solche Details spielen bei dem emotionalen Thema keine Rolle. Die Badi Pruntrut, diese vermeintlich ausländer- und problembefreite Zone, ist längst zum Sehnsuchtsort vieler Deutscher geworden.