Mittwoch, Februar 26

Der Umbau eines Trams 2000 zu einem Event-Tram hat 1,7 Millionen Franken gekostet. Es soll zehn Jahre im Einsatz bleiben – und rentieren.

Seit gut dreissig Jahren gibt es in der Stadt Zürich besondere Tramausflüge: Rundfahrten verbunden mit einer Weindegustation, einem Frühstück, einer Lesung, Sushi oder einem Fondue-Plausch.

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Ein grosser Reiz besteht darin, dass die Fahrten mit einem speziellen Fahrzeug absolviert werden. Seit 2016 kommt ein inzwischen fast hundert Jahre altes Tram zum Einsatz, der «Elefant» von 1930. Der Name, so schrieb die NZZ einst, sei «auf die Zugkraft, das Gewicht und auf seine Fähigkeit, in Kurven wie ein Rüsseltier zu heulen, zurückzuführen».

Die Plauschfahrten mit dem alten Elefanten finden nun aber ein Ende. Die Verkehrsbetriebe Zürich haben das Fahrzeug zurück ins Depot gestellt; es soll dieses Jahr überholt werden.

An seiner Stelle kommt ab Anfang April ein umgebautes Tram 2000 zum Einsatz. Fans von historischen Trams mögen ob dieser Fahrzeugwahl die Nase rümpfen: Von den von 1976 bis 1993 eingeführten Trams 2000 sind nämlich noch diverse im Alltag auf dem Stadtnetz unterwegs.

Der für die Trams zuständige Stadtrat Michael Baumer (FDP) erzählte am Dienstag an der Taufe des Fahrzeugs, dass er sich bestens daran erinnern könne, wie er mit den damals neuen Trams ins Gymnasium gefahren sei. Die Trams seien genauso älter geworden wie er selbst. Das neue Zürcher Party-Tram wurde im September 1987 in Betrieb gesetzt –Baumer war damals zwölf Jahre alt.

Dass das Tram 2000 zu wenig nostalgischen Charme versprühe und deshalb als Event-Fahrzeug nicht geeignet sei, glaubt der Stadtrat nicht. Die älteren Generationen seien sich das Tram zwar noch aus dem Alltag gewohnt, doch schon in wenigen Jahren würden die letzten Fahrzeuge ausgemustert, sagte er im Gespräch mit der NZZ.

Es ist wohl tatsächlich nicht übertrieben, den auf den ersten Blick recht unscheinbaren Trams 2000 eine gewisse historische Bedeutung für Zürich zuzusprechen. Während der Pandemie zum Beispiel wurde ein Modell des Typs zu einer mobilen Impfstation umgebaut. Andere Trams 2000 wurden an die kriegsgebeutelte Ukraine verschenkt, wo sie nach wie vor in Zürcher Farben ihren Dienst verrichten.

Optik im Stil der 1970er Jahre

Äusserlich unterscheidet sich das neue Event-Tram kaum von seinen gewöhnlichen Cousins aus dem Linienverkehr. Der weiss-blaue Anstrich ist geblieben, ebenso die typischen Falttüren – man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass die hinterste Tür zugeschweisst worden ist. Im Schwanz des Trams ist die Bordküche untergebracht.

Das weiss-blaue Äussere ist ergänzt worden um eine stilisierte Skyline in Neonoptik, welche an die 1970er und 1980er Jahre erinnern soll, also an die Zeiten, in denen das Tram bei den VBZ eingeführt wurde. Die Malereien könnten von weitem durchaus mit einer Sprayerei verwechselt werden.

Gelungen ist der Innenraum. Er ist in dezenten Blautönen mit Akzenten in Pink und Braun gehalten und bietet 48 Sitzplätze – fast doppelt so viele wie im alten Event-Tram. Die Bestuhlung an Zweier- und Vierertischchen ist tramtypisch eng, aber für die Dauer einer zweistündigen Rundfahrt ausreichend bequem. Alle Komponenten für den Umbau wurden intern bei den VBZ gefertigt.

Um mehr Platz zu schaffen, können die Tische entfernt und die Sitzbänke um 90 Grad gedreht und parallel zu den Wänden aufgestellt werden. Im Tram sind zwei grosse Bildschirme aufgehängt, dazu ist eine Soundanlage vorhanden. In der Decke gibt es eine Ambientebeleuchtung, auf den Tischchen kleine Lampen.

Der Innenraum soll an die 1970er und 1980er Jahre erinnern.

Fondue-Fahrten im Juli ohne Klimaanlage

Die Trams 2000 waren in ihrer Urversion nicht rollstuhlgängig – erst in einer späteren Version wurden sie um ein Niederflur-Mittelteil ergänzt. Auch das neue Party-Tram bietet keinen Tiefeinstieg, es gibt aber eine Rampe und einen Rollstuhlplatz. Ebenfalls tramtypisch ist, dass es kein WC gibt – auf den Touren wird jeweils ein Toilettenhalt eingelegt.

Im Originalzustand geblieben ist zudem die Klimaanlage – es gibt nämlich keine. Trotzdem sollen für Touristen sogar im Juli Fondue-Fahrten angeboten werden.

1,67 Millionen Franken für den Umbau

In den Umbau des Trams wurden über 5500 Arbeitsstunden investiert, gekostet hat er 1,67 Millionen Franken. Das sei ein gutes Investment, sagte der VBZ-Co-Direktor Thomas Hablützel an der Einweihungsfahrt. Der Business-Case sei intakt, es dürfe kein Defizit geben. Die Trams 2000 versprühten zwar einen anderen Charme als der Elefant von 1930. Dafür seien sie zuverlässiger. Das bisherige Tram sei ab und zu ausgefallen.

Das neue Event-Tram soll mindestens zehn Jahre im Einsatz bleiben – und dürfte somit dereinst das einzige Tram 2000 sein, das noch auf Zürcher Schienen verkehrt.

Günstig ist eine Fahrt mit dem Event-Tram nicht. Eine Rundfahrt mit Frühstück kostet 90 Franken, das ist nicht viel weniger als ein Brunch im «Dolder Grand» (128 Franken). Wer während der Fahrt im Fondue-Caquelon rühren möchte, muss sogar 99 Franken aufwenden. Wer das ganze Tram für sich mieten möchte, bezahlt pro Stunde 1500 Franken und für jede weitere halbe Stunde 200 Franken; Catering nicht inbegriffen.

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