South Pole verdient sein Geld mit Klimaprojekten. Die Firma ist in den vergangenen Monaten jedoch stark kritisiert worden, der bisherige Geschäftsführer und Mitgründer Renat Heuberger musste den Hut nehmen. Das Unternehmen muss verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen.
Daniel Klier heisst der neue Mann, der das in Zürich angesiedelte Unternehmen South Pole in ruhigere Gewässer führen soll. Die 2006 gegründete Firma ist eine Pionierin am Markt für CO2-Zertifikate und entwickelte sich über die Jahre rasant. Gestartet als kleines Startup, zählt South Pole nun rund 1200 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. Das Unternehmen galt als ein Einhorn, ein Jungunternehmen, das mehr als eine Milliarde Dollar wert ist.
Flut an negativen Schlagzeilen
Im November vergangenen Jahres trat der Mitgründer und Firmenchef Renat Heuberger von seiner Funktion zwar unvermittelt, aber wenig überraschend zurück. In den Monaten zuvor hatten die negativen Schlagzeilen zugenommen. Das Unternehmen entwickelt weltweit Klimaprojekte. Die damit eingesparten Tonnen CO2 verkauft oder vermittelt South Pole dann in Form von Zertifikaten an seine Kunden. Firmen können so freiwillig ihre eigenen Emissionen wettmachen und von sich behaupten, klimaneutral zu sein.
Medien und Nichtregierungsorganisationen warfen dem Unternehmen mit dem Pinguin im Logo vor, seine Versprechen nicht einzuhalten. So seien beim Waldschutzprojekt Kariba in Simbabwe Millionen Tonnen von CO2 nur auf dem Papier eingespart worden. Ende Oktober stieg South Pole aus dem Kariba-Projekt aus. Die Kritik an den Waldschutzprojekten blieb jedoch haften.
Für weitere Unruhe im Unternehmen sorgten offenbar auch Geheimverträge mit Erdöl- und Erdgasunternehmen, die bei South Pole Zertifikate zur Kompensation einkauften. Die Geschäfte wurden zunächst öffentlich nicht eingestanden, was auch Mitarbeiter befremdete, die die Zusammenarbeit mit Erdölfirmen als «unethisch» brandmarkten. Die Probleme von South Pole wurden Heuberger angelastet.
Klarere Strukturen
Mit Daniel Klier wird nun ein Manager an Bord geholt, der eine lange Karriere im Bereich der Nachhaltigkeit hat und dem Unternehmen klarere Strukturen geben soll. Das Startup ist relativ schnell gewachsen. In der Branche wird deshalb gemutmasst, dass die Qualität der Unternehmensführung mit dem Wachstum nicht habe Schritt halten können. South Pole ist gleichzeitig in der Entwicklung von Projekten, der Beratung von Unternehmen bei Zertifikatskäufen und dem Verkauf von Emissionsscheinen tätig, was teilweise zu Interessenkonflikten führen kann.
Klier, der unter anderem auch an der Universität St. Gallen studiert hat, wechselt vom Posten des Chefs des britischen Unternehmens ESG Book im Mai nach Zürich. ESG Book bietet Daten zu Umwelt, Sozialem und Governance (ESG) für die Finanzbranche an. Zuvor war der Deutsche als Global Head of Sustainable Finance bei der britischen Bank HSBC für die Entwicklung der Klimastrategie des Finanzinstituts und für das Geschäft nachhaltiger Finanzierungen zuständig. Seine Sporen verdient hat er beim Beratungsunternehmen McKinsey.
Der neue Chef soll laut Medienmitteilung das Unternehmen in die nächste Wachstumsphase führen und innerhalb der Organisation die Strukturen für Risikomanagement, Integrität und Compliance schaffen. «Vertrauen und Transparenz werden im Mittelpunkt unseres nächsten Kapitels stehen», lässt sich Klier zitieren. Die Schlagworte sind wenig überraschend. South Pole will verlorengegangenes Vertrauenskapital wieder aufbauen.
Druck der Investoren
Ende Januar war bereits die Stelle eines Leiters für Risikomanagement geschaffen worden, die mit Antoine Prédour besetzt wurde. Zugleich ernannte das Unternehmen eine Leiterin der Rechtsabteilung und einen Assistenten für den Unternehmenschef, der diesen bei der Neustrukturierung unterstützen soll. Eher ungewöhnlich ist, dass diese wichtigen Posten besetzt wurden, bevor noch der neue Chef sein Amt antritt. Es dürfte aber auch ein Zeichen dafür sein, wie dringend die Schritte sind.
Offenbar haben auch die Investoren Druck gemacht. Am Unternehmen, das nicht an einer Börse kotiert ist, sind unter anderen der Staatsfonds Temasek aus Singapur über das Vehikel GenZero, die Private-Equity-Gesellschaft Lightrock der Fürstenfamilie Liechtensteins, die amerikanische Softwarefirma Salesforce sowie die Swisscom beteiligt.
Der Ex-Chef Heuberger wird weiterhin in beratender Funktion im Unternehmen tätig sein, wie South Pole im November mitgeteilt hat. Innerhalb des Verwaltungsrates wurde die Position von Cornelius Walter gestärkt, der als Vizepräsident die Verbesserung der Unternehmensführung sowie des Risiko- und Qualitätsmanagements unterstützen soll. Walter ist auch Berater des Investitionsvehikels Lightrock.