Viele Schweizer Kantone passen sich an die OECD-Mindeststeuer an. Dabei gibt es überraschende Entwicklungen.

Im Kanton Zürich hat das Stimmvolk am vergangenen Wochenende eine Senkung der Unternehmenssteuern abgelehnt. Damit bleibt Zürich der Kanton mit den zweithöchsten Firmensteuern in der Schweiz. Während sich in Zürich nichts ändert, bewegt sich jedoch in anderen Kantonen einiges. Das zeigt der Bericht «Clarity on Taxes» der Beratungsfirma KPMG.

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Leichter Rückgang der Steuersätze

Zwei Kantone, nämlich Basel-Landschaft und Tessin, haben die Unternehmenssteuersätze auf 2025 hin reduziert. Mit 2,5 bis 3 Prozentpunkten fiel die Entlastung höher aus als der geplante 1 Prozentpunkt in Zürich. Im gesamtschweizerischen Durchschnitt sind die Unternehmenssteuersätze leicht auf 14,4 Prozent gesunken.

Allerdings hat sich bei den Durchschnittssätzen seit der gesamtschweizerischen Steuerreform (Staf) von 2020 nicht mehr viel verändert. Viel passiert hingegen unter der Oberfläche: Die Kantone passen sich an die OECD-Mindeststeuer an, die die Schweiz im Jahr 2024 nach einer Volksabstimmung eingeführt hat.

Einerseits erhöhen einige Kantone nun laut dem KPMG-Bericht die Firmensteuern leicht. Ein Beispiel dafür ist der Kanton Schaffhausen. Er hat für Unternehmen eine progressive Steuer eingeführt: Firmen mit viel Gewinn zahlen einen höheren Steuersatz als Unternehmen mit wenig Gewinn. Für Gesellschaften mit einem Gewinn von mehr als 15 Millionen Franken erhöht sich der Steuersatz damit effektiv auf rund 15 Prozent.

Kantone wollen Steuern nicht dem Bund überlassen

Die Motivation hinter diesem Vorgehen ist klar. Für Grossunternehmen greift seit 2024 der OECD-Mindeststeuersatz von 15 Prozent. Indem Schaffhausen seinen kantonalen Steuersatz auf dieses Niveau hin erhöht, kann er die zusätzlichen Steuereinnahmen selbst behalten. Wenn er dies nicht täte, würde die Differenz zu den 15 Prozent über eine Ergänzungssteuer abgeschöpft – und davon müsste Schaffhausen einen Viertel an den Bund abtreten.

Auch andere Kantone haben deshalb ihr Steuersystem angepasst. Einen progressiven Steuertarif hat ebenfalls die Waadt eingeführt – Grossunternehmen zahlen dadurch nun effektiv 14,7 Prozent. Ähnliche Schritte haben die Kantone Genf und Basel-Stadt unternommen. Mithin wollen einige Kantone die Zusatzeinnahmen aus der OECD-Mindeststeuer selbst einstreichen, statt sie mit dem Bund zu teilen. Das ist auch eine Reaktion auf Bestrebungen von Bundespolitikern, einen grösseren Anteil der Ergänzungssteuer für den Bund abzuzweigen.

Im Fokus stehen dabei die Grossunternehmen. Das ist nachvollziehbar. Kleine Firmen zahlen nur wenig Steuern. Laut der KPMG-Studie stammen rund 90 Prozent des Aufkommens bei den Unternehmenssteuern von Firmen, die mehr als 1 Million Gewinn machen.

Beliebte Subventionen

Anderseits wollen viele Kantone im Standortwettbewerb attraktiv bleiben. Über den Steuersatz ist das nur noch eingeschränkt möglich, weil die OECD-Regeln den Mindestsatz von 15 Prozent vorschreiben und viele Steuervergünstigungen nicht mehr zulässig sind. Aber das OECD-Regelwerk erlaubt bestimmte Subventionen. Davon machen die Kantone nun rege Gebrauch.

Ein Beispiel dafür ist Basel-Stadt, wo die Stimmbevölkerung am vergangenen Wochenende ein Standortförderpaket, das vor allem Grossfirmen zugutekommt, befürwortet hat. Über einen Fonds werden unter anderem innovative Tätigkeiten unterstützt.

Zudem führt der Kanton Graubünden sogenannte qualifizierte Steuergutschriften ein. Firmen können die Vergünstigungen beantragen, wenn sie einen bedeutenden Beitrag an die Steigerung der Wertschöpfung im Kanton leisten oder ihre Forschung und Entwicklung stärken. Ähnliche Förderprogramme sind in den Kantonen Zug oder Luzern geplant.

Mithin versuchen die Kantone nun, sich mit Subventionen im Standortwettbewerb um Grosskonzerne gut zu positionieren.

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