Der Konflikt um das Limmathaus geht in die nächste Runde: Der Klub bleibt bis 2027. Doch für das Coworking-Angebot in der Stadt ist das eine schlechte Neuigkeit.
Die Erleichterung ist Jürg Burkhardt an diesem Mittwochmorgen anzuhören. Nachdem es während dreier Jahre so ausgesehen hatte, als müsste er sein «X-tra» nach mehr als einem Vierteljahrhundert dichtmachen, hat sich nun alles zum Guten gewendet – zumindest fast alles.
Vorerst sei die Existenz seines Musikklubs jedenfalls gesichert. Und das sei die Hauptsache, sagt Burkhardt: «Das fühlt sich erst einmal sehr, sehr gut an.»
Ursprünglich hätte der Klub das Limmathaus per Ende 2023 verlassen müssen, weil der Vertrag auslief. Nach einer Auseinandersetzung vor einer Schlichtungsbehörde hat sich die Stiftung Limmathaus als Eigentümerin bereit erklärt, das Pachtverhältnis mit dem «X-tra» bis 2027 zu verlängern.
Ab dann wird das «X-tra» an einem neuen Standort Konzerte und Partys veranstalten. Man habe nun auch eine gute Lösung für ein neues Lokal in Aussicht, sagt Burkhardt. Zu den Details könne er allerdings noch nichts sagen, da man sich gerade in einer «entscheidenden Verhandlungsphase» befinde. Wenn alles klappe, könne er im Laufe des Jahres über das weitere Vorgehen informieren.
Nun wird es erst 2029 mit dem Coworking im Impact Hub losgehen können.
«Problematische Situation» für den Impact Hub
Der neue Plan fürs Limmathaus sieht vor, dass das geschichtsträchtige Gebäude erst nach dem Auszug des «X-tra» 2027 saniert und auf den Einzug des Startup-Netzwerks Impact Hubs vorbereitet wird. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Umbauarbeiten bereits 2024 beginnen.
Für ihn sei diese Lösung gut, sagt Burkhardt. Seine Mitarbeitenden wüssten nun endlich, dass es weitergehe. Das gebe ihnen Sicherheit. Und er könne dank der Einigung wieder mit der nötigen Gewissheit planen. Im Moment befinde sich das Programm für den Herbst 2024 in Arbeit.
Bis 2027 bleibt also alles, wie es war. Für den Impact Hub ist das hingegen eine schlechte Nachricht. Das Unternehmen betreibt derzeit Coworking-Angebote an drei Standorten in der Stadt Zürich: in den Viaduktbögen, im stillgelegten Kraftwerk Selnau und am Sihlquai. Aus den beiden letztgenannten Liegenschaften muss der Impact Hub demnächst ausziehen: aus dem Kraftwerk Mitte 2027, aus der Liegenschaft am Sihlquai Ende 2026.
Eigentlich sollte der Impact Hub im Jahr 2027 vom Sihlquai ins umgebaute Limmathaus umziehen. Doch daraus wurde nichts, weil Jürg Burkhardt und das «X-tra» sich gegen den Rauswurf wehrten. Nun droht dem Impact Hub eine Periode von zwei Jahren, während deren man bloss einen von drei Standorten betreiben könne, nämlich jenen in den Viaduktbögen. Das sagt Christoph Birkholz, einer der Mitgründer des Impact Hub.
Günstige Bedingungen seien rar
Birkholz spricht von einer «dramatischen Situation». Zwar stehe man seit einiger Zeit mit der Stadt Zürich in Kontakt, um nach Alternativen zu suchen. Es gebe für die zwei Jahre aber noch keine konkreten Pläne. «Am besten wäre es für uns natürlich, wenn wir die Verträge in den bisherigen Liegenschaften im Kraftwerk und am Sihlquai verlängern könnten», sagt Birkholz.
Klappt das nicht, kann der Impact Hub seinen Kulturbetrieb und die Förderung von nachhaltigen Jungunternehmen nicht weiterführen. «Wir haben Existenzängste», sagt Birkholz.
Paradoxerweise gleicht die Lage des Impact Hub nun derjenigen, in der sich bis vor kurzem das «X-tra» befunden habe: Weil seine Geschäftspartner vor allem junge Unternehmen und Kulturbetriebe seien, sei der Impact Hub auf günstige Bedingungen angewiesen. Diese seien derzeit aber sehr rar.