Freitag, Oktober 18

Zur Herstellung der Corona-Impfstoffe auf mRNA-Basis werden Bakterien eingesetzt. Ihr Erbgut kann im Impfstoff nachweisbar sein. Ist das schlimm? Ein Beitrag aus der Rubrik «Hauptsache, gesund».

Vergangenen Herbst ist publik geworden, dass die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 Bruchstücke von bakterieller DNA enthalten. Kanadische Forscher hatten diese in den Corona-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna entdeckt – und das angeblich in erheblichen Mengen. Bei den DNA-Funden handelt es sich um Überbleibsel von sogenannten Plasmiden. Das sind aus Bakterien stammende DNA-Ringe, die zur Produktion der mRNA-Impfstoffe verwendet werden und im anschliessenden Reinigungsprozess nicht vollständig entfernt werden konnten.

Die Berichte der Kanadier haben grosse Wellen geschlagen, die bis heute nicht abgeebbt sind. Die ersten Reaktionen folgten dabei dem gängigen Muster: Während die einen von Fake News sprachen, sahen die anderen die eigenen Verschwörungstheorien bestätigt. Unter den kritischen Stimmen befinden sich auch einige meiner Bekannten und Freunde, die aus Überzeugung mehrmals geimpft sind.

Wie diese Leute zu Recht sagen, hat DNA – gleich welchen Ursprungs – in den Impfstoffen nichts zu suchen. Denn es ist nicht auszuschliessen, dass diese in das menschliche Erbgut eingebaut wird und hier zu Störungen der Proteinsynthese führt. Eine mögliche Folge davon könnte ein erhöhtes Risiko für Autoimmunkrankheiten und Krebs sein, sagte der amerikanische Krebsforscher Richard Buckhaults von der University of South Carolina bei einer Senatsanhörung warnend. Ob solche Befürchtungen gerechtfertigt sind, lässt sich bis jetzt nicht mit Sicherheit sagen.

Keinen Grund zur Sorge sehen die für die Zulassung und Überprüfung der Impfstoffe zuständigen Behörden. «Swissmedic und anderen Zulassungsbehörden ist das prozessbedingte Vorhandensein von Plasmid-DNA-Resten in mRNA-Impfstoffen bekannt», erklärt Swissmedic auf Anfrage. Wie sie hinzufügt, gebe es keine Grenzwerte für Rückstände von Plasmid-DNA in mRNA-Impfstoffen, weder in der Schweiz noch in anderen Ländern. Die Firmen hielten sich bei ihren Berechnungen und Kontrollen jedoch an den Richtwert der WHO von 10 Nanogramm pro Impfdosis. Dieser Wert würde bei den in der Schweiz zugelassenen Impfstoffen eingehalten, so Swissmedic.

Laut dem deutschen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gibt es bis dato keine Anhaltspunkte dafür, dass Nebenwirkungen in Verbindung mit DNA-Restmengen in den zugelassenen Covid-19-mRNA-Impfstoffen in Verbindung stehen könnten. Den Vorwurf, die mRNA-Impfstoffe seien mit erheblichen Mengen an bakterieller DNA verunreinigt, weist die Behörde zurück. Vielen Untersuchungen zu mutmasslichen Kontaminationen der mRNA-Impfstoffe lägen methodische Mängel zugrunde. Eine Plasmid-DNA-Restmenge sei aber in kleinen, als unschädlich geltenden Mengen unterhalb eines für die Zulassung festgelegten Grenzwerts vorhanden, räumt das PEI in einem Informationsschreiben für medizinische Fachkräfte ein.

Dass solche Argumente die verunsicherten Patientinnen und Patienten zu beruhigen und die Debatten zu besänftigen vermögen, scheint wenig wahrscheinlich. Besser, als sich auf die Angaben der Pharmafirmen zu verlassen und die Messergebnisse der Kritiker wortreich in Zweifel zu ziehen, wäre es jedenfalls, diesen in eigenen Untersuchungen auf den Grund zu gehen. Denn Daten sind sehr viel überzeugender als Worte.

In der wöchentlichen Rubrik «Hauptsache, gesund» werfen die Autorinnen und Autoren einen persönlichen Blick auf Themen aus Medizin, Gesundheit, Ernährung und Fitness. Bereits erschienene Texte finden sich hier.

Folgen Sie der Wissenschaftsredaktion der NZZ auf X (ehemals Twitter).

Exit mobile version