Die Bündner beenden die Zeit des Norwegers in der Schweiz mit einem 4:0-Sieg in der Serie gegen den EVZ. Match 4 gewinnt der HCD 5:2.
Zur Faszination der Play-offs gehört, dass die beiden selben Teams während mindestens vier Partien immer wieder aufeinandertreffen. Nicht nur die Resultate, sondern auch die Geschichten dieser Partien werden mitgenommen. Für die Begegnung zwischen dem HC Davos und dem EV Zug bedeutete das für die Zentralschweizer wenig Gutes. Sie hatten alle drei Partien verloren und reisten deshalb mit dem ominösen Messer am Hals zu Spiel 4 nach Davos.
Das 0:4 am Dienstag vor eigenem Publikum hatte nicht nur den treuen Anhang, sondern auch den Coach Dan Tanges ratlos zurückgelassen. Der 46-jährige Norweger wird den EVZ am Ende nach sieben grösstenteils erfolgreichen Jahren mit den Titeln 2021 und 2022 verlassen und in seine schwedische Wahlheimat zurückkehren. Der gewöhnlich äusserst besonnene Eishockeylehrer fand nach der dritten Niederlage ungewöhnlich deutliche Worte. Auf dem Sender MySports sagte er: «Ich habe in dieser Halle hier schöne Momente erlabt. Uns hat in den vergangenen Jahren ausgezeichnet, dass wir eine Gruppe von Spielern hatten, die immer zusammengestanden sind und für einander gekämpft haben. Heute haben wir das Gegenteil getan.»
Was ist nur los mit dem EVZ. In den vergangenen Jahren waren die Zentralschweizer gewissermassen der Muster-Verein der Liga. Geführt von einer Gruppe von Männern, die ihrer Vision folgten und dabei auch bemerkenswerte Geduld zeigten, bauten die Zuger kontinuierlich eine Mannschaft auf, die auf Jahre hinaus nur noch schwer zu schlagen schien. Glaubte man.
Bereits in der Regular Season kämpften der EVZ mit zuletzt kaum mehr bekannten Problemen. Man führte die unter anderem auch den Ausfall von Leonardo Genoni zurück. Der Torhüter mit Meister-Garantie verpasste den ersten Teil der Qualifikation wegen einer Verletzung. Der 37-jährige Zürcher absolvierte nicht einmal die Hälfte der Qualifikationspartien. In diesen zeigte er mehrmals Schwächen, die man so von ihm nur selten gesehen hat. Im Sommer hatte er den Vertrag um drei Jahre bis Ende der Saison 2027 verlängert. Seine Schwächen hat in Zug niemand ernsthaft beunruhigt. Wenn es wirklich zählt, dann pflegt Genoni zu liefern. Doch in diesen Play-offs zeigte auch er ungewohnte Schwächen. Mit 88,42 gehaltenen Schüssen bewegte er sich weit unter seinen üblichen statischen Werten und war damit nur die Nummer 8 unter den zwölf eingesetzten Torhütern.
Doch diesmal stach die Magie Genonis nicht mehr. Am Donnerstagabend endete die Saison des EVZ und auch die Zeit von Dan Tagnes in Zug. Andres Ambühl entschied den Match mit dem 5:2. gut drei Minuten vor Schluss ins verlassene Zuger Tor. Genoni hatte seinen Platz einem sechsten Feldspieler überlassen.
Tagnes verfolgte die Szene regungslos und mit stoischer Miene. Bereits im November hatte er die Klubführung in Kenntnis davon gesetzt, dass er nach dieser Saison in seine schwedische Wahlheimat zurückkehren werde. Gegenüber der «Zuger Zeitung» sagte er: «Viele Menschen sehen nur Siege und Niederlagen. Doch in meinem Leben gibt es viel mehr als nur Hockey.» Er möchte seiner Tochter ein guter Vater sein, und er habe seine Familie in letzter Zeit nicht so unterstützen können, wie er das gerne gewollt hätte.»
Noch vor Weihnachten stellte der EVZ seinen Nachfolger vor. Michael Liniger wird die Mannschaft ab der kommenden Saison führen. Der Emmentaler war 2022 als Assistent zum Coachingstaff von Tagnes gestossen. Der CEO Patrick Lengweiler sagte damals: «Mich Michael Liniger schreiben wir kein neues Buch, sondern ein weiteres Kapitel – gemeinsam werden wir unser langfristiges Konzept weiterverfolgen und an unserer Vision festhalten.» Auch der umsichtige Geschäftsführer hat aber kaum damit gerechnet, dass er Liniger die Mannschaft in einer zumindest kleinen Krise übergeben müsste.
Wie es in Zug weitergeht, ist offen. Es wird nicht ganz einfach, dieses 0:4 in der Serie gegen den HCD und Tanges ehemaligen Assistenzcoach Josh Holden zu verkraften. Die Bündner spielten kompakt und leidenschaftlich wie ein Titelanwärter. Im Spiel 4 steckten die Bündner den Ausfall von Adam Tambelini ohne Leistungsabfall weg. Der Kanadier hatte in den ersten drei Spielen gegen Zug mit sechs Toren in drei Partien geprägt. Beim Handshake nach dem Match umarmten sich die beiden einstigen Kollegen, die zu Freunden geworden sind, innig. Doch der Norweger vergass auch nicht, sich bei den Schiedsrichter zu bedanken, obwohl diese sein Team mit einem zweifelhaften Doppel-Ausschluss kurz vor Schluss auf die Verliererstrasse gebracht hatten.
Doch ein Mann wie Dan Tagnes weiss genau, dass es nicht Schiedsrichter-Fehler sind, die eine Play-off-Serie entscheiden. Der EVZ war nach einer schweren Saison mit vielen Verletzten nicht bereit für den hungrigen HCD. Die Bündner stehen als erster Halbfinalist fest und habe gegen den EVZ gezeigt, dass ihr Hunger mit dem Sieg im Viertelfinal kaum gestillt ist.
Dan Tagnes hatte vor dem Match von seinen Spielern mehr Disziplin gefordert. Er wolle ein Team sehen, das gewinnen wolle. Darüber habe man in den vergangenen acht Monaten gesprochen. Stattdessen schiebe man sich die Schuld nun gegenseitig zu. Zumindest der Match in Davos begann für die Zuger besser. Erstmals in dieser Serie gingen sie in Führung. Doch nur eine Minute später glich Zadina den Match wieder aus.