Sonntag, Februar 2

Der Open-AI-Gründer sieht sich als Opfer eines Datenklaus durch die chinesische Firma Deepseek. Das Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen.

Eine Firma wird mutmasslich Opfer eines Diebstahls – und die halbe Welt ergeht sich in Schadenfreude. Der KI-Zampano Sam Altman machte diese Woche die Erfahrung, dass die Chinesen in seinen Kernkompetenzen mindestens so gut beschlagen sind wie er selbst. Das KI-Modell des chinesischen Startups Deepseek spielt in derselben Liga wie das Top-Modell von Altmans Firma Open AI, kostete aber nur einen Bruchteil davon. Der Grund sei ein Datenklau, behauptet Altman. Die Chinesen hätten ihr Modell widerrechtlich am Modell von Open AI trainiert.

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Buhlen um Staatshilfe für die Tech-Giganten

Der Spott lässt nicht lange auf sich warten: «Um Himmels willen, jemand hat Open AI bestohlen», titelt das «Wall Street Journal» in gespielter Empörung. Dass sich das Mitleid mit Altman in engen Grenzen hält, hat er sich selbst zuzuschreiben. Um sein Sprachmodell Chat-GTP schlau zu machen, weidete er das digital verfügbare kulturelle Erbe der Menschheit aus. Urheberrechte ignorierte er geflissentlich. Nicht einmal die Stimme von Scarlett Johansson war sicher vor seinem Zugriff. Sky, die Sprachassistentin von Chat-GPT, sprach im exakt gleichen Tonfall wie die Hollywood-Ikone. Open AI hat deshalb eine Reihe von Klagen am Hals.

Doch Altman wäre nicht Altman, wüsste er den Deepseek-Schock nicht für seine Zwecke zu nutzen. Am Donnerstag warb er bei einem Treffen mit Politikern und Regierungsvertretern in Washington um staatliche Unterstützung für die Tech-Industrie. Die 100-Milliarden-Dollar schwere Offensive für neue Datenzentren in den USA sei nun dringlicher denn je.

Investor mit sicherem Gespür für Hypes

Kommende Woche geht Altman auf eine weltweite Tournee, um Investorengelder anzulocken. Tokio, Delhi, Dubai und Deutschland sind die Stationen. Am weitesten fortgeschritten sind die Gespräche mit der japanischen Softbank. Deren Chef Masayoshi Son will bis zu 25 Milliarden Dollar in Open AI stecken.

Einen Deal beim Treffen morgen könnte Altman als Erfolg feiern. Vor allem wäre er aber ein Alarmsignal. Softbank zeichnete sich in der Vergangenheit durch ein sicheres Gespür aus, Hypes aufzusitzen. Ein Milliardenabschreiber bei der konkursiten Co-Working-Firma We Work zeugt davon. Falls es noch einen Beweis brauchte, dass KI zur Blase geworden ist: Der Einstieg von Softbank ist ein untrügliches Indiz.

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