Montag, Oktober 7

Tokyo Metro, Japans grösster U-Bahn-Betreiber, soll an die Börse. Vieles deutet darauf hin, dass das für alle ein Gewinn sein wird.

In Japan nimmt der grösste Börsengang des Jahres Fahrt auf: Am Montag legte die bisher staatliche U-Bahn-Gesellschaft Tokyo Metro die Preisspanne für den für den 23. Oktober geplanten Börsengang auf 1100 bis 1200 Yen fest. Der Marktwert wird auf mehr als 600 Milliarden Yen geschätzt, was rund 4 Milliarden Dollar entspricht.

Die beiden bisherigen Eigentümer, das japanische Finanzministerium und die Stadt Tokio, sollen ihre Anteile auf 26,7 beziehungsweise 23,3 Prozent reduzieren. Sie dürfen auf einen Geldregen hoffen.

Es wäre der grösste Börsengang in Japan seit dem Debüt von Softbank Corp., dem japanischen Mobilfunknetz des Technologieinvestors Softbank Group. Damals sammelte Softbank 21 Milliarden Dollar ein.

Den Boom nutzen

Das Angebot gilt als ein Zeichen für den wachsenden Willen von Aktionären privater Firmen, im Zuge des jüngsten Börsenbooms einen Teil ihres Besitzes zu versilbern.

Zwar gab es in den vergangenen Jahren im Schnitt hundert Börsengänge, aber sie waren meist klein. Im Oktober bieten sich nun Anlegern gleich zwei grössere Gelegenheiten, sich an Erfolgen der Japan AG zu beteiligen. Denn zwei Tage nach Tokyo Metro bringt der US-Investmentfonds Carlyle Group den Messgerätehersteller Rigaku Holdings für 109,6 Milliarden Yen an die Börse.

Tokyo Metro gilt dabei als eines der Kronjuwelen des öffentlichen Sektors. Sie betreibt das grössere und profitablere der beiden U-Bahn-Netze Tokios: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Gesellschaft bei durchschnittlich 6,5 Millionen Fahrgästen pro Tag einen Umsatz von 390 Milliarden Yen und einen Betriebsgewinn von 76 Milliarden Yen.
Dies entspricht einer Gewinnmarge von 19,5 Prozent.

Das allein ist schon eine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Börsengang. Ein zweiter vielversprechender Faktor ist die lange Geschichte der Bahnprivatisierung in Japan.

Privatisierung hat sich schon in der Vergangenheit ausbezahlt

1987 wurde die Staatsbahn in sechs Regionalgesellschaften für den Personenverkehr und eine für den Güterverkehr aufgeteilt und an Investoren verkauft. Seitdem fahren einige der Gesellschaften nicht nur Gewinne ein, sondern sind auch pünktlich und wagen Grossinvestitionen wie den Bau einer Magnetschwebebahn zwischen Tokio und den Industriemetropolen Nagoya und Osaka.

Vieles deutet darauf hin, dass die erneute Privatisierung ebenfalls ein Erfolg sein wird.

Zum einen gilt der Grossraum Tokio, also Tokio und angrenzende Präfekturen, mit 38 Millionen Einwohnern als grösste Megacity der Welt. Das Millionenheer der Pendler wird dabei meist von privaten Bahnlinien in die Stadt gebracht. Eine teilprivatisierte U-Bahn-Gesellschaft wird sich darauf konzentrieren, die Massen im dichten Takt durch das relativ kompakte Stadtgebiet zu bewegen.

Zum anderen muss sich Tokyo Metro auch dort gegen Konkurrenz beweisen müssen, zum Beispiel die S-Bahnen der ehemals staatlichen JR East. Das Unternehmen steht also nicht nur unter dem Druck von Regierung, Bevölkerung und Wirtschaft, täglich Qualität zu liefern, sondern teilweise auch unter dem Druck des Wettbewerbs.

Mitarbeiter profitieren ebenfalls

Das Management setzt daher nicht nur darauf, die Kosten durch Strukturreformen um 15 Prozent unter das Niveau von 2018 zu senken. Die Gruppe arbeitet auch an einem «neuen Sprung nach vorn», um mehr Passagiere anzuziehen. Dazu gehören der Bau neuer Strecken, die Schaffung von Ausflugsmöglichkeiten und Immobilienprojekte, die neue Lebensstile fördern sollen.

Doch nicht nur private Investoren sollen vom Kronjuwel profitieren, sondern auch die Mitarbeiter. 2 Prozent der Anteile sind für die Belegschaft reserviert.

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