Donnerstag, Dezember 26


Stilkritik

Eine Doppelgängerin der Model-Ikone Kate Moss läuft für das Label Marine Serre an der Pariser Fashion Week. Das ruft verschiedene Reaktionen hervor.

Als Kate Moss 14 Jahre alt war, wurde sie als Model entdeckt. Als Denise Ohnana 14 Jahre alt war, wurde sie als Kate Moss entdeckt. So schreibt sie es in einem der ersten Posts ihres Instagram-Profils «IamnotKateMoss». Ohnana hat eine ganze Karriere auf dieser Ähnlichkeit aufgebaut. Sie ist bei einer Agentur für Lookalikes unter Vertrag, postet fleissig Bilder von Shootings und Veranstaltungen, für die sie als Moss gebucht wurde – und wird immer mehr zu Kate Moss.

Die Outfits, aber auch die Bewegungen und die Mimik gleichen sich immer mehr an. Natürlich, beim genauen Hinschauen merkt man dann schon: Ohnanas Nase ist etwas länger. Am typisch cool-genervten Ausdruck des britischen Models kann sie auch noch arbeiten. Und sowieso ist sie rund 30 Jahre jünger als das Original.

Ist das echt?

Aber dennoch: Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Nun hatte «Fake Moss» einen Durchbruch: Sie wurde als Model für die Show des französischen Labels Marine Serre gebucht. Das sorgte für Aufsehen online und in der Fachpresse.

Die Meinungen sind geteilt. Während die Kommentare auf Ohnanas Profil sich sehr positiv zeigen, macht ein Post der Lookalike vom 13. Februar 2024, in dem sie sich an ihre Hater wendet und sie bittet, damit aufzuhören, deutlich, dass einige nicht gerade glücklich darüber sind, dass es ihr Idol mehr als einmal gibt.

Hochstapelei oder Verwirrspiel?

Das Ganze ist eine seltsame Mischung aus klassischem Verwirrspiel und klassischer Hochstapelei à la Kellers «Kleider machen Leute» oder Highsmiths «Der talentierte Mr. Ripley». Oder, wie man heutzutage sagt: ein «Fake».

Aber die Menschen im Allgemeinen und Internet-Affine im Besonderen erfreuen sich an allem Aufsehenerregenden. Und eine so grosse Ähnlichkeit fällt natürlich in dieses Bereich.

Was den Lebensstil angeht, sind die beiden allerdings sehr verschieden: Während Kate Moss immer wieder durch Drogen- und Alkoholexzesse auffällt, stählt Ohnana ihren Körper durch Krafttraining; alle Inszenierungen mit Wodkaflaschen sind «fake». Im November 2019 startete sie ein zweites Instagram-Profil, auf dem sie sich als Fitnessmodel zu etablieren versuchte. Bereits im Dezember blieben die Posts aus, während ihr Kate-Moss-Lookalike-Stream wächst und gedeiht.

Kate Moss schweigt

Und was sagt die echte Kate Moss dazu? Wie man es von dem Model gewohnt ist: gar nichts. In ihrer ganzen Karriere, die nun bereits bald 40 Jahre andauert, gab sie nur sehr wenige Interviews. Ohnana hat sie auch nie getroffen (obwohl sie sich das sehr wünscht, wie sie schreibt). Zumindest waren sie jetzt am selben Ort, Moss besuchte ebenfalls die Paris Fashion Week: Ihre Tochter Lila lief als Model für Stella McCartney und Vivienne Westwood.

Hier weiss man nun auch nicht genau, ob das Aussehen oder der Name des Nachwuchsmodels den Ausschlag für dieses Engagement gab. Aber an Nepotismus ist man eher gewöhnt als an Doppelgängerinnen.

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