Platz für die Familie und das Hobby. Zwischen Tradition und Moderne findet das behutsam sanierte Chalet eines bekannten Architekten die perfekte Balance.
Im Abendlicht leuchten die Spitzen der Dents du Midi, der markanten Bergkette im Unterwallis, die über der Gemeinde Champéry thront. Das Chalet von Jacques Richter, einem erfolgreichen und bekannten Architekten aus Lausanne, befindet sich oberhalb des Dorfes. Zusammen mit seiner Frau hatte er seit einigen Jahren eine kleine Ferienwohnung in dem Bergdorf, das über eine reiche touristische Tradition verfügt. Dann suchten sie nach einem Ort, an dem sie Zeit mit Familie und Freunden verbringen konnten.
Das Chalet, das die Aufmerksamkeit des Paares erregte, war in einem schlechten Zustand, und alles musste renoviert werden. Eine ideale Gelegenheit, um unter Berücksichtigung des Stils der Region einen Ort zu schaffen, der wirklich zu ihnen passte.
Jacques Richter hat 1993 zusammen mit Ignacio Dahl Rocha das Architekturbüro RDR Architectes ins Leben gerufen. Heute realisiert das Architekturbüro mit Büros in Lausanne, Madrid und Buenos Aires internationale Grossprojekte.
Das 1920 erbaute Chalet, das damals für den Sommertourismus konzipiert worden war, hatte mehrere Umbauten erfahren und dreimal den Besitzer gewechselt. Mit Blick auf den Zustand kam der Architekt rasch zu dem Entschluss, einen grösseren Umbau vorzunehmen: «Das Konzept bestand von Anfang an darin, einen warmen und gemütlichen Ort zu schaffen, der aber vor allem praktisch und funktional sein sollte. Das Chalet sollte Platz für unsere Kinder, Enkelkinder und Freunde bieten, aber auch perfekt funktionieren, wenn man allein oder als Paar unterwegs ist», erzählt Richter.
Vom Zeitpunkt des Kaufs im Jahr 2012 über die Planung des Projekts und die Erteilung der Baugenehmigung bis hin zur Bauphase musste sich das Paar bis zum Sommer 2014 gedulden. Als es endlich so weit war, organisierte es für die ganze Familie ein schönes Fest und weihte das erneuerte Chalet ein.
Vom ursprünglichen Gebäude sind nur das Untergeschoss und ein Teil des Erdgeschosses erhalten geblieben. Darüber hinaus musste alles neu gedacht werden, einschliesslich der Holzkonstruktion. Zwei neue Flügel wurden an den Seiten des Chalets hinzugefügt. Auf der Westseite befindet sich der neue Haupteingang mit einer Besuchertoilette, auf der Ostseite die neue Küche und eine Bibliothek mit TV-Lounge als Verlängerung des Hauptwohnzimmers.
Atelier für den Gitarrenbau
Das Erdgeschoss des Chalets profitiert von einer sehr grosszügigen Terrasse mit einem Holzdeck. Der Sockel der Terrasse aus gefärbtem Beton fügt sich organisch in die Umgebung ein. Von hier ist die Sicht auf die weite Landschaft und die Dents du Midi perfekt. «Unter dieser Terrasse konnte ich ein Projekt verwirklichen, das mir schon lange am Herzen lag: eine Werkstatt für den Bau von Gitarren, ein Büro und ein gut schallisolierter Raum zum Musizieren», sagt Richter. Um natürliches Licht in die Werkstatt zu bringen, entstand ein grosser Schacht, der in die Holzverkleidung der Terrasse integriert wurde.
Bei der Aussenfassade wurden die bestehenden Teile aus Naturstein im Parterre beibehalten und an den beiden neuen Flügeln ergänzt. Die gesamte Aussenverkleidung des Chalets oberhalb des Steinsockels besteht aus unbehandeltem, rohem Lärchenholz. Mit seiner warmen Farbe verleiht dieses Äussere dem Chalet eine schöne Identität. Dank den für die Chalets im Val d’Illiez charakteristischen grosszügigen Vordächern und dem Dach in Pfeifenform wird die Verkleidung dem Zahn der Zeit standhalten. Die Balkone des Chalets wurden mit einem traditionellen Palins-Design realisiert, während die Brüstung der Terrasse, ebenfalls aus Holz, zeitgemässer interpretiert wurde.
Blick in die Weite
Im Erdgeschoss befindet sich ein Nebeneingang mit direktem Zugang zum Skiraum: «Ein unabdingbares funktionales Element in einem Bergchalet», findet der Architekt. Dieser Eingang wird zu jeder Jahreszeit genutzt: im Winter, um sich für den Skisport auszurüsten, und im Sommer für Bergtouren oder für Ausflüge mit dem Mountainbike. Der Haupteingang im Parterre befindet sich an der Nordseite des Chalets.
Er führt direkt zu der beeindruckenden Halle mit Panoramafenster und Blick auf die Alpen, dann zu den Wohnräumen. In Verlängerung des Wohnzimmers befindet sich ein verglaster, aber nicht beheizter Wintergarten. Hier gibt es Fondue und Raclette, damit der Duft sich nicht im ganzen Haus ausbreitet. Diese Wintergärten, die sich stets an den Westfassaden befinden, sind ein weiteres prägendes Merkmal des Chaletbaus im Val d’Illiez.
Im ersten Stock haben die drei Schlafzimmer jeweils ein eigenes Badezimmer. Im obersten Stockwerk unter dem Dach vervollständigen ein viertes Schlafzimmer, ein Badezimmer sowie ein Kinderzimmer das Programm des Ruhebereichs.
Sowohl im Innen- als auch im Aussenbereich wurde nach Möglichkeit auf die Verwendung natürlicher Materialien aus der Umgebung geachtet. So wurde für die Böden im Eingangsbereich, im Esszimmer und in der Küche sowie für alle Badezimmer der Stein von Salvan verwendet, der aus einem Steinbruch südlich der Dents du Midi stammt, ein schöner, mattgrüner Stein.
Tradition und Moderne
Der zentrale Teil des Erdgeschosses, in dem der durchgehende Kamin und der historische Speckstein integriert sind, ist ebenfalls mit Salvan verkleidet. Der Anblick eines Kaminfeuers ist auch ein prägendes Element der Identität eines jeden Chalets: «Zwischen Wohn- und Esszimmer habe ich ein grosses, durchgehendes Cheminée platziert. Meine Frau geniesst es, mit dem Rücken zum Feuer zu essen», sagt Jacques Richter und lacht. «Für mich muss man in einem Chalet unbedingt das Holz atmen.»
So liess der Architekt alle Innenverkleidungen aus wärmebehandelter und gebürsteter Fichte fertigen. Der offene Dachstuhl ist von unten aus sichtbar. Im Wohnzimmer und in den Schlafzimmern wurde Eichenparkett verlegt. Die Teakholzküche hat die Firma Acuba aus Lausanne gefertigt, mit der das Architekturbüro schon zahlreiche Projekte realisiert hat.
An den Wänden hängen die Werke mehrerer Künstler, die mit Richter befreundet sind. Im Wohnzimmer an der Wand zieht ein seltsamer Gegenstand den Blick auf sich, ein Soundboard aus Holz, das als Resonanzlautsprecher dient. «Mein Freund Jeanmichel Capt, Geigenbauer in Le Brassus, hat es mit Holz aus den Jurawäldern gefertigt. Er war es, der mich in den Geigen- und den Gitarrenbau eingeführt hat.»
Zeitlos eleganter Stil
Das ganze Interieur erscheint als sanfte Mischung aus alpiner Tradition und nordischem Design. «Ich habe mich schon immer vom skandinavischen Design der 1950er und 1960er Jahre angezogen gefühlt und habe versucht, hier möglichst viele Stücke dieser Vintagemöbel zu integrieren, die ich über Jahre hinweg aufgespürt und gesammelt habe», sagt Jacques Richter.
Der zeitlos elegante Stil hat einen modernen Touch, der perfekt zu einer Einrichtung in den Bergen passt. Das Teakholz der Möbel harmoniert mit den für die Kücheneinrichtung ausgewählten Hölzern, die auch für das Bücherregal und die Sitzbank in der Lese-/TV-Ecke verwendet wurden. Dieses Chalet bietet jeglichen Komfort – und noch viel mehr. Vor allem aber haben sich die Richters damit einen Herzenswunsch erfüllen können: Jeweils an Weihnachten kommt nun die ganze Familie zusammen, um gemeinsam zu feiern.