Donnerstag, November 28


The Market Risk Barometer

Die Konsolidierung an den Börsen hält an, das Risk Barometer fällt erneut. Diese Woche stehen die Einkaufsmanagerindizes und der EZB-Zinsentscheid im Fokus der Anleger.

Der Kampf gegen die Inflation gestaltet sich zäh – und langwierig. So lag die Gesamtinflation in der Eurozone im Mai bei 2,6% und damit über den prognostizierten 2,5%, während die Kernrate 2,9% erreichte, nach 2,7% im April. Dennoch dürfte die EZB am Donnerstag ihre von den Märkten erwartete Zinssenkung beschliessen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks waren die jüngsten Zahlen etwas erfreulicher. Das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsbarometer, die Core Personal Consumption Expenditures (PCE), entsprach mit einer Jahresveränderung von 2,8% im April exakt den Erwartungen der Ökonomen. Allerdings sorgten falkenhafte Aussagen von Fed-Vertretern, die weitere Zinserhöhungen nicht vollends ausschliessen wollten, für Gegenwind. Die geringe Nachfrage bei einer Auktion neuer US-Staatsanleihen liessen die US-Bondrenditen nach oben klettern, was ebenfalls für Nervosität sorgte.

Der SMI entzieht sich dem Abwärtstrend

Aber auch Unternehmensnachrichten sorgten zur Wochenmitte für Gegenwind: Die Ergebnisse der Technologiekonzerne Salesforce und Dell verfehlten die Markterwartungen und die Guidance vermochte ebenfalls nicht zu überzeugen, was im gesamten Technologiesektor Verkaufsdruck auslöste. Angesichts der hohen Bewertung vieler Branchenvertreter erstaunt die heftige Reaktion auf verfehlte Erwartungen nicht.

Nach der starken Vorwoche zeigte die IT-Branche mit einem Verlust von 1,8% die schlechteste Performance unter den elf globalen Sektoren. Die Sektoren Industrie (–0,9%) und Grundstoffe (–0,5%) gehörten ebenfalls zu den schwächsten Segmenten.

Immerhin: Drei Sektoren bereiteten Freude. Energie (+1,7%), Immobilien (+1,7%) sowie Versorger (+1,2%) zeigten eine ansprechende Wochenperformance. Der Gesamtmarkt – gemessen am Weltaktienindex von MSCI – gab 0,8% nach.

Auch aus regionaler Sicht überwogen die Verlierer. Überdurchschnittliche Verluste erlitten die Schwellenländer (–3,1%), die nicht zuletzt unter dem schwachen Abschneiden Chinas (–3%) litten. Aber auch der technologielastige Nasdaq 100 (–1,4%) musste Federn lassen.

Einzig der Swiss Market Index vermochte sich mit einem Zuwachs von 0,6% dem allgemeinen Abwärtstrend zu entziehen. Nach einer langen Durststrecke hat der hiesige Leitindex zuletzt den Rückstand zum S&P 500 und zum Euro Stoxx 50 verringert. «Ich bin zuversichtlich, dass der Schweizer Markt in den nächsten Monaten nach oben ausbrechen wird», äusserte sich Lorenz Reinhard, Co-Head Schweizer Aktien von Pictet, kürzlich gegenüber The Market optimistisch.

Risk Barometer fällt erneut

Das Risk Barometer von The Market ist derweil erneut gefallen und zwar von 59 auf 57 Zähler, womit es nur noch wenig über dem langfristigen Mittelwert notiert. Die Signale des Barometers sind erfahrungsgemäss primär beim Erreichen von Extremwerten aufschlussreich, bewegt es sich wie jetzt im neutralen Korridor, sind jedoch Konjunktur- und Unternehmensdaten für den Börsenverlauf entscheidend.

Für den Rückgang waren vor allem zwei Komponenten entscheidend: der Vix und die zyklischen Aktien. Der Volatilitätsindex Vix, der die erwartete Volatilität auf den US-Leitindex S&P 500 abbildet, hat im Wochenverlauf zugenommen, was auf eine Abnahme der Risikofreude schliessen lässt. Verstärkt wurde das Signal durch das enttäuschende Abschneiden der zyklischen Aktiensegmente, die zuletzt klar hinter der defensiveren Konkurrenz zurückgeblieben waren.

Ein positives Gegengewicht bildete die erhöhte Nachfrage der Marktteilnehmer nach Call-Optionen, deren Wert überdurchschnittlich stark von einem Kursanstieg des zugrundeliegenden Vermögenswertes profitiert. Put-Optionen, die typischerweise zur Absicherung eingesetzt werden, standen weniger hoch im Kurs. Da aber die negativen Signale überwogen, nahm das Barometer insgesamt leicht ab.

Ausblick: EZB dürfte den Leitzins senken

Für Impulse könnte diese Woche die Publikation der Einkaufsmanagerindizes sorgen, die Aufschluss geben dürften über den Zustand der Weltwirtschaft.

Am Donnerstag tagt zudem die Europäische Zentralbank. Obschon der Disinflationstrend ins Stocken geraten ist, dürften die Währungshüter in Frankfurt den Leitzins um 25 Bp senken. Die EZB-Vertreter haben sich in den vergangenen Wochen deutlich für eine Lockerung der Geldpolitik ausgesprochen, so dass eine Kehrtwende vom Markt ungnädig aufgenommen würde.

Morgen Dienstag werden die Schweizer Inflationsdaten publiziert. Gemäss Datenanbieter Bloomberg erwarten die Marktteilnehmer für den Mai eine Jahresveränderung der Konsumentenpreise von 1,4%. Gegen einen weiteren Rückgang der Inflationsrate spricht unter anderem der seit Jahresbeginn schwächere Franken, der die Importpreise nicht mehr dämpft.

Zudem dürften Anpassungen bei Mieten und den administrierten Preisen in den kommenden Monaten für Preisdruck sorgen. «Als Folge davon sollte die mittelfristige Inflation im Wesentlichen auf dem Zielniveau der Schweizerischen Nationalbank bleiben», schreiben die Ökonomen von der Zürcher Kantonalbank.

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