Donnerstag, Dezember 26

Grosse Teile der Schweizer Maschinenbauindustrie kämpfen mit deutlichen Rückgängen beim Bestellungseingang. Beim Branchenverband Swissmem herrscht ebenfalls Verunsicherung.

Bei der Berner Maschinenbaufirma Bystronic ist die Stimmung gedrückt. Wegen der schlechten Auftragslage musste das Unternehmen Ende Januar für 170 von 570 Mitarbeitern am Hauptsitz in Niederönz ein erstes Mal die Kurzarbeit verlängern. Doch diese Massnahme reicht nicht aus. Wie die Firma am Donnerstag bekanntgab, sollen in den kommenden Monaten 210 Arbeitsplätze abgebaut werden.

Weltweites Kostensenkungsprogramm

Dabei handelt es sich um ein weltweites Kostensenkungsprogramm. Der Konzernchef Alex Waser sagte, man schaue neben Niederönz auch die Standorte der Firma in Deutschland, Italien, China und in den USA an. Insgesamt arbeiteten Ende vergangenen Jahres noch rund 3500 Personen für die Firma, deren Maschinen zum Schneiden und Biegen von Blech eingesetzt werden. Hundert Arbeitsplätze wurden bereits im vergangenen Jahr abgebaut.

Bystronic macht zu schaffen, dass viele Industrieunternehmen wegen der stark gestiegenen Zinsen mit Investitionen in ihren Maschinenpark zuwarten. Im vergangenen Jahr brach der Bestellungseingang der Firma um über einen Fünftel auf 794 Millionen Franken ein. Dank einem noch hohen Auftragsbestand aus dem Vorjahr beschränkte sich der Rückgang beim Umsatz auf 8 Prozent. Der Konzernerlös erreichte damit noch 930 Millionen Franken.

Nicht in allen Absatzmärkten kriselt es

Der schlechte Geschäftsgang von Bystronic ist in der Schweizer Maschinenbauindustrie kein Einzelfall. Der Branchenverband Swissmem, dem neben Maschinenherstellern auch Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie angehören, sprach gleichentags von einem branchenweiten Rückgang der Auftragseingänge von 8 Prozent. Erst um 1 Prozent bildete sich 2023 laut seinen Angaben der Gesamtumsatz zurück.

Je nach Absatzmarkt entwickelten sich die Geschäfte der Swissmem-Mitgliedsfirmen aber sehr unterschiedlich. Stark unter Druck stünden Firmen, die Textilmaschinen oder Komponenten für die Autoindustrie herstellten, so hiess es. Auch Firmen aus der Stahl- und Aluminiumbranche hätten mit Gegenwind zu kämpfen. Deutlich weniger vom Abschwung betroffen sind laut dem Verband Industrieunternehmen mit Kunden aus der Luftfahrt und dem Uhrensektor.

Im Schlussquartal verlangsamte sich der Rückgang der Auftragseingänge auf 4 Prozent. Swissmem rechnet trotz diesem Hoffnungsschimmer aber weiterhin mit einem anspruchsvollen Umfeld. «Es ist zu früh, um von einer Entwarnung zu sprechen», sagte der Verbandspräsident Martin Hirzel an einer Medienkonferenz. Die Durststrecke werde wohl noch eine Weile anhalten.

Markante Abnahme auch bei der Profitabilität

Auch bei Bystronic bleibt man pessimistisch gestimmt. Das Unternehmen stellt für 2024 einen weiteren Umsatzrückgang sowie eine Verschlechterung der Profitabilität in Aussicht. Im vergangenen Jahr gelang es ihm dank ersten Kostensenkungsmassnahmen, die Umsatzrendite auf Stufe Betriebsergebnis (Ebit) von 4,7 auf 5,8 Prozent zu steigern. Allerdings hatte die Profitabilität der Firma 2018 und 2019 noch auf doppelt so hohem Niveau gelegen.

Waser, der Bystronic als CEO seit April 2013 leitet und per Anfang Juli 2024 in den Ruhestand treten wird, begründete den deutlichen Rückgang bei der Profitabilität mit markant gestiegenen Herausforderungen im Chinageschäft. Bis vor fünf Jahren habe man im Reich der Mitte noch viel Geld verdient. Inzwischen werde dort nur noch eine schwarze Null erzielt.

Chinesische Konkurrenten holen auf

Bystronic macht wie anderen westlichen Maschinenherstellern zu schaffen, dass chinesische Konkurrenten technologisch aufgeholt haben und mit ihren Produkten den Weltmarkt im Tiefpreissegment offenbar regelrecht überschwemmen. Dennoch will sich Bystronic nicht aus China zurückziehen. Die Firma versucht es den chinesischen Konkurrenten gleichzutun und aus ihrem Werk in China selbst günstige Maschinen beispielsweise in die USA zu exportieren.

Ob diese Strategie aufgehen wird, ist offen. An seiner Bilanzmedienkonferenz musste sich das Unternehmen die Frage gefallen lassen, warum es sich angesichts des grossen Preisdrucks und der Überkapazitäten nicht aus dem chinesischen Markt zurückziehe.

Bystronic ist eines der ersten Unternehmen aus der MEM-Branche, das seinen Geschäftsabschluss publiziert hat. Investoren werden sich in den kommenden Wochen auf die Präsentation weiterer dürftiger Zahlen einstellen müssen. Laut Branchenbeobachtern könnten auch weitere Restrukturierungen angekündigt werden.

Swissmem sieht allerdings bis anhin keine Anzeichen für eine Kündigungswelle. Es gebe eine grosse Zurückhaltung, selbst bei der Kurzarbeit, sagte der Verbandsdirektor Stefan Brupbacher. Allerdings, schränkte er ein, würden Zahlen dazu von den Arbeitsämtern mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten veröffentlicht.

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