Freitag, Oktober 18

Neue Fonds erlauben es, mit Kleinstbeträgen in Flughäfen, Autobahnen und Stromnetze zu investieren, die nicht an der Börse kotiert sind. Anleger sind aber gut beraten, das Kleingedruckte zu lesen.

Veraltete Stromnetze, marode Brücken, ungenügende Kommunikationsnetze. Das sind nur einige Beispiele für Infrastrukturen, die weltweit dringend erneuert und ausgebaut werden müssten. Der Investitionsbedarf beläuft sich global auf Tausende Milliarden Franken. Regierungen in verschiedenen Ländern haben schon vor Jahrzehnten damit begonnen, private Beteiligungsgesellschaften an Bord zu holen, um die Staatsbudgets bei Infrastrukturprojekten zu schonen.

Oft, aber nicht immer mit zufriedenstellenden Ergebnissen: In England kritisierte der politisch links stehende «Guardian» vor etwas mehr als einem Jahr, dass ausländische Investmentgesellschaften inzwischen mehr als 70 Prozent der britischen Wasserwirtschaft kontrollierten und durch fragwürdige Geschäftspraktiken Wasserknappheiten und Umweltschäden verursachten.

In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul beklagen sich Passagiere einer von einer Private-Equity-Gesellschaft betriebenen U-Bahn-Linie über Waggons, die zu Stosszeiten so überbelegt seien, dass man kaum noch atmen könne. Dennoch scheint der Trend zu privatem Kapital bei öffentlichen Infrastrukturvorhaben ungebrochen.

«Einmalige finanzielle Anreize»

Die weltgrösste Investmentgesellschaft Blackrock hat jüngst die Infrastruktur-Fondsgesellschaft Global Infrastructure Partners für 12,5 Milliarden Dollar übernommen. Der Blackrock-Chef Larry Fink sprach im Nachgang von einer anstehenden globalen Infrastrukturrevolution. Die politischen Entscheidungsträger begännen gerade erst, «einmalige finanzielle Anreize» für neue Infrastrukturtechnologien und -projekte zu schaffen.

Aus Anlegersicht bringen Infrastrukturinvestitionen etliche Vorteile mit sich: Sie werfen im Idealfall langfristig konstante Renditen ab, sie dienen als Inflationsabsicherung und erzeugen auch in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs konstante Einnahmen. Das stärkt die Widerstandsfähigkeit des Portfolios in turbulenten Phasen. Manche Projekte profitieren von monopolähnlichen Stellungen auf dem Markt. Ausserdem fördern Regierungen, wie Fink herausstrich, entsprechende Projekte mit steuerlichen Anreizen und Subventionen.

Bisher waren private Infrastrukturfonds allerdings fast ausschliesslich institutionellen Anlegern wie Pensionskassen sowie superreichen Anlegern vorbehalten. Wer in nicht börsenkotierte Flughäfen, Abwasseranlagen und Datencenter investieren wollte, musste nicht selten einen Millionenbetrag oder wenigstens mehrere hunderttausend Franken aufwenden. Die Aufsichtsbehörden wollten so verhindern, dass sich Kleinanleger mit den komplexen Anlageprodukten die Finger verbrennen.

Swiss Life Asset Managers lanciert einen Infrastrukturfonds

Das ändert sich nun aber. Die Staaten können es sich nicht mehr leisten, auf das Geld von Privatanlegern zu verzichten. Die Europäische Union hat Anfang Jahr die Hürden für Kleinanleger massiv reduziert. Seit dem 10. Januar gibt es keinen Minimalbetrag mehr, den Anleger aufbringen müssen, um in langfristige Investmentfonds (Eltif) zu investieren.

Der Schweizer Vermögensverwalter Swiss Life Asset Managers hat dies zum Anlass genommen, einen neuen Infrastrukturfonds namens Privado Infrastructure zu lancieren, der Anleger bereits ab 1000 Franken beziehungsweise Euro investieren lässt. Der Fonds investiert unter anderem in nicht börsenkotierte Privatkliniken, Glasfasernetzbetreiber, Autobahnen, Batteriespeicheranlagen, Flughäfen, Abfallverbrennungsanlagen, Kleinwasserkraftwerke und Fernmeldetürme in ganz Europa und Nordamerika. Unter anderem ist das Vehikel auch am Bau des neuen Terminal 1 des New Yorker Flughafens JFK beteiligt.

Christoph Gisler, Leiter Infrastruktur bei Swiss Life Asset Managers, sagt: «Wenn Sie schon einmal in London oder in Paris U-Bahn gefahren sind, bemerken Sie, dass es auch im Westen Raum für Verbesserung gibt bei der öffentlichen Infrastruktur.» Auch neuere Berichte über sanierungsbedürftige Brücken in Deutschland würden den Investitionsbedarf verdeutlichen.

Das Ziel von Swiss Life Asset Managers sei es, mit dem neuen Infrastrukturfonds ein «Hochdividendenprodukt» für langfristige Investitionen zu schaffen, das nach einer Anlaufzeit von ein paar Jahren jährlich 4 bis 5 Prozent Dividenden ausschütte. Die Nettorendite soll sich auf 6 bis 9 Prozent pro Jahr belaufen. Swiss Life Asset Managers verfüge über mehr als ein Jahrzehnt an Erfahrung bei nicht börsenkotierten Infrastrukturanlagen.

Anleger sollten allerdings auch das Kleingedruckte gut lesen. Die Gebühren des Fonds sind um ein Vielfaches höher als bei einem passiv verwalteten Indexfonds (ETF) an der Börse. Wer weniger als 100 000 Franken investiert, zahlt 1,9 Prozent Gebühren jährlich. Bis zu einer Million Franken sind es 1,6 Prozent. «Das ist für einen aktiv verwalteten Fonds, der in nichtkotierte Unternehmen investiert, fair», sagt Gisler. Die Gebühren deckten die Kosten für die Suche und die Prüfung geeigneter Infrastrukturprojekte beziehungsweise Unternehmen, die Mitwirkung in deren Verwaltungsrat sowie die laufende Wertgenerierung ab.

Anleger müssen sich auch bewusst sein, dass sie ihre Fondsanteile nicht einfach jederzeit zu Geld machen können. Pro Jahr können Anteilsinhaber maximal 15 Prozent ihres Investments zurückziehen. Dabei wird jeweils eine Rücknahmegebühr zugunsten der im Fonds verbleibenden Anleger von 2,5 Prozent fällig. Anders als viele Privatmarktgesellschaften verlangt Swiss Life Asset Managers aber keine leistungsabhängige Performance-Gebühr. Mit einzukalkulieren sind auch allfällige Provisionen der vertreibenden Bank.

Anlagehorizont: mindestens acht Jahre

Der Fonds ist auf eine Laufzeit von fünfzig Jahren angelegt. Gisler betont, Privatinvestoren sollten mindestens mit einer Anlagedauer von acht Jahren rechnen. Je länger, desto besser. Zu beachten ist auch, dass der Fonds die Renditen durch die Aufnahme von Fremdkapital erhöht, was in schlechten Zeiten zusätzliche Risiken mit sich bringen kann.

Für Schweizer Anleger gibt es zudem Währungsrisiken: Die Fondswährung ist Euro. Wenn der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung sinkt, schmälert das die Rendite. Eine Währungsabsicherung für den Fonds ist bislang nicht vorgesehen, man sei hierfür aber offen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch das politische Risiko: Staatliche Akteure haben sich in der Vergangenheit manchmal nicht an Verträge mit privaten Investoren gehalten oder haben die Bedingungen im Nachhinein geändert, vor allem in Schwellenländern.

Als Zielgrösse für den Fonds peilt Swiss Life Asset Managers 750 Millionen Euro über fünf Jahre an, wenigstens aber 50 Millionen. Wenn man bedenkt, dass Eltif-Fonds in Europa in den vergangenen knapp zehn Jahren weniger als 3 Milliarden Euro von Privatanlegern anziehen konnten, ist das ein ambitiöses Ziel. Angesichts der nun gestrichenen Mindesteinlagen von 10 000 Euro sollte dieses aber eher zu erreichen sein.

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