Montag, Dezember 30

Viele Ausstatter von Küchen dürften die gegenwärtige Absatzflaute nicht eigenständig überleben. Der Branchenriese Franke profitiert indes von tiefen Taschen.

Firmen, die Möbel und Elektrogeräte für Küchen herstellen, machten während der Pandemie goldene Geschäfte. Viele Konsumenten wollten damals ihr Zuhause verschönern.

Doch mittlerweile ist die Branche wegen des schwachen Vertrauens der Verbraucher sowie der rückläufigen Tätigkeit im Wohnbau tief gefallen. Immer stärker zeichnet sich ab, dass längst nicht alle Anbieter die gegenwärtige Absatzkrise eigenständig überleben werden.

Geschäfte mit Dunstabzugshauben

Am Montag wurde bekannt, dass Wesco, der Wettinger Anbieter von Dunstabzugshauben, vom Branchenschwergewicht Franke übernommen wird. Wie viel Franke für die Firma mit 280 Mitarbeitenden und einem letztjährigen Umsatz von knapp 100 Millionen Franken bezahlt, bleibt das Geheimnis der beiden Parteien.

Offiziell wird der Verkauf von Wesco mit der Nachfolgeregelung begründet. Es gebe in seinem familiären Umfeld keine Nachfolge, lässt der Inhaber Beat Ernst verlauten, der beim 1960 gegründeten Unternehmen die zweite Generation vertritt.

Allerdings dürfte die Firma, die ausser in der Schweiz auch in Deutschland (via Berbel Ablufttechnik) prominent vertreten ist, froh sein, noch rechtzeitig bei einem potenten Konkurrenten Unterschlupf gefunden zu haben. Auch Franke produziert Dunstabzugshauben für die Küche, aber längst nicht nur.

Verkäufe sinken um zweistelligen Prozentsatz

Der Konzern, der sich im Besitz des Unternehmers Michael Pieper und seiner zwei Kinder befindet und den Sitz ebenfalls im Aargauischen hat, gehört mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Franken zu den führenden europäischen Ausstattern von Küchen.

Doch auch an ihm geht die branchenweite Flaute nicht spurlos vorüber. Der Geschäftsbereich Franke Home Solutions, in dem die Produkte für nicht professionelle Küchen zusammengefasst sind, erlitt im vergangenen Jahr einen Umsatzeinbruch von 14 Prozent.

Anders als in Vorjahren veröffentlichte der Konzern diesen Sommer keine Halbjahreszahlen. Bereits das letztjährige erste Semester war schwach verlaufen. Franke sprach seinerzeit von einem «deutlichen» Umsatzrückgang im Bereich Home Solutions.

Branchenweite Überkapazitäten

Vergangenen Mai gab Franke zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft Artemis, in der weitere Vermögenswerte der Familie Pieper eingebracht sind, bekannt, dass keine Aussicht auf eine schnelle Markterholung bestehe.

An dieser Einschätzung dürfte sich bis heute nichts geändert haben. In der Branche der Küchenausstatter ist besonders mit Blick auf den deutschen Markt von erheblichen Überkapazitäten die Rede. Dadurch könnte es zu weiteren Fusionen und Übernahmen kommen.

Franke hat den Vorteil, einen Eigentümer mit tiefen Taschen zu haben. Artemis rühmt sich selbst damit, über eine «solide, schuldenfreie Finanzlage» zu verfügen. Die Eigenkapitalquote erreichte per Ende vergangenen Jahres fast 68 Prozent.

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