Sonntag, Dezember 22

Ab 2025 soll der Bundesrat in einem neuen Jet um die Welt fliegen. Nach mehreren Pannen bei den älteren Maschinen des Bundes erhofft sich der Bundesrat nun «eine deutlich grössere Reichweite und mehr Autonomie».

Der Bundesrat bekommt einen neuen Jet. Er soll rund 103 Millionen Franken kosten und Ende Jahr vom kanadischen Hersteller Bombardier Business Aircraft ausgeliefert werden. Voll einsatzfähig ist die Maschine des Typs Global 7500 aber erst Ende 2025, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte.

Den Kauf des Jets hatte der Bundesrat bereits im vergangenen Jahr beschlossen. Im Communiqué schrieb der Bundesrat nun, er habe sich über den «Stand der Beschaffung des Staatsluftfahrzeugs» informieren lassen. Mit dem neuen Jet befinde man sich auf dem neusten technologischen Stand bezüglich Sicherheit, Effizienz und Leistung. Was in der Mitteilung des Bundesrats jedoch fehlte, war der Verweis auf die wechselhafte Vorgeschichte dieser Beschaffung.

Von Pannen und «wenig nachgefragten» Jets

Erst 2019 nahm der Lufttransportdienst des Bundes (LTDB) einen neuen Jet des Typs Pilatus PC-24 in Dienst. Die Maschine war der erste Business-Jet, der in der Schweiz entwickelt und gebaut wurde. Bei der Vorstellung des Prototyps im Jahr 2014 sagte der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer: «Ich platze fast vor Stolz, dass das in unserem Land möglich ist.»

Schon im Frühjahr 2022 beauftragte der Bundesrat das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) jedoch, den Jet wieder zu verkaufen.

Damals hiess es vom Bundesrat, der Jet sei «nur wenig nachgefragt» worden. Weil der Jet noch kaum gebraucht war und sich in einem sehr guten Zustand befand, erhoffte sich die Regierung einen hohen Verkaufspreis. Tatsächlich erzielte Armasuisse einen Gewinn. Konkrete Zahlen nannte das Bundesamt damals nicht.

Nach dem Verkauf der Pilatus PC-24 verfügt der LTDB noch über zwei weitere Flugzeuge. Die Citation Excel 560XL des amerikanischen Herstellers Cessna und die Falcon 900EX des französischen Dassault-Konzerns. Beide haben in den vergangenen Jahren Schlagzeilen provoziert.

Als Bundesrätin Simonetta Sommaruga Ende Juli 2021 von einer Konferenz in London zurückfliegen wollte, streikte ein Triebwerk der Citation Excel vor dem Start. Die Maschine musste auf dem Flughafen Northolt repariert werden. Die Bundesrätin wurde von der Falcon 900EX abgeholt und zurück in die Schweiz geflogen.

Im selben Monat reiste der damalige Bundespräsident mit der Falcon 900EX nach Japan. Über dem lettischen Luftraum kam es zu Problemen mit einem Triebwerk, die Maschine musste umkehren. Bundespräsident Parmelin reiste per Linienflug an die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele nach Tokio.

Wenige Monate später, im November 2021, folgte die nächste Panne. Aussenminister Ignazio Cassis reiste mit der Falcon 900EX zu einem Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen in Schanghai. Wegen technischer Probleme bei einem Zwischenhalt in Sibirien, musste der Jet zurück nach Moskau. Das Treffen mit dem chinesischen Aussenminister sagte Cassis schliesslich ab.

Langstreckenflüge ja oder nein?

Der Kauf der Bombardier Global 7500 sollte diese Pannenserie eigentlich beenden. Doch schon als der Bundesrat die Maschine der Öffentlichkeit vorstellte, regten sich skeptische Stimmen. Es hiess, die Maschine sei für Langstreckenflüge ab Bern nur bedingt geeignet.

Ist die Global 7500 vollgetankt und mit 19 Passagieren voll besetzt, benötigt die Maschine eine 1755 Meter lange Startpiste. Auf dem Flughafen Bern misst die Startpiste allerdings nur 1730 Meter.

Als Reaktion auf entsprechende Medienberichte veröffentlichte das VBS auf seiner Website eine «Richtigstellung» und schrieb, die Bombardier Global 7500 werde Langstrecken ab Bern fliegen. Derzeit werden laut Angaben des VBS 98 Prozent der Flüge des LTDB ab diesem Flughafen betrieben.

Zudem könne auch kein Charterflugzeug unter Volllast ab Bern starten. Das VBS schrieb weiter, sollte die Maschine dennoch voll ausgelastet zum Einsatz kommen, werde sie ab dem Militärflugplatz Payerne abfliegen. So wie dies mit anderen Jets bereits jetzt ein bis drei Mal pro Jahr geschehe. Dafür verlängert sich die Anreise um eine Viertelstunde.

Bis die Global 7500 voll einsatzbereit ist, wird das Boden- und Luftpersonal für die Nutzung des neuen Jets geschult. Im Sommer und Herbst 2025 ist laut dem Bundesrat zudem der Einbau eines Selbstschutzsystems vorgesehen, das den Jet vor tragbaren Flugabwehrsystemen schützt. Danach erhofft sich der Bundesrat «eine deutlich grössere Reichweite und mehr Autonomie» – und vermutlich auch das Ende von Schlagzeilen über abgesagte Staatsbesuche, Zwischenlandungen und den «Pannenjet» Falcon 900EX. Der soll nämlich weiterhin fliegen.

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