Montag, September 30

Am Sonntag kommender Woche ist laut Kennern ein Auftritt des geistlichen Oberhaupts der Exiltibeter im Hallenstadion vorgesehen. Tibetische Organisationen in der Schweiz halten sich noch bedeckt.

Offiziell verkündet ist es noch nicht, doch die Anzeichen verdichten sich: Der Dalai Lama wird Ende kommender Woche die Schweiz besuchen. Aus dem Umfeld der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz – Tibet war am Dienstag zu vernehmen, dass sich das geistliche Oberhaupt der Tibeter am übernächsten Samstag und Sonntag, 24. und 25. August, in der Schweiz aufhalten werde. Am Sonntag kommender Woche ist ein öffentlicher Auftritt im Hallenstadion in Zürich vorgesehen. Der Vertrag mit der Hallenstadion AG sei bereits unterschrieben, am Mittwoch soll der Vorverkauf der Tickets beginnen.

Philipp Musshafen kann diese Informationen nicht bestätigen. Der CEO der Hallenstadion AG sagt am Telefon lediglich: «Wir sind in Gesprächen mit der Tibeter-Gemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein. Das Datum am Sonntag nächster Woche wäre noch frei.» Die Anfrage sei jedoch sehr spät eingetroffen. Für das Hallenstadion und seine Partner wäre das «brutal kurzfristig, aber machbar», sagt Musshafen. Man müsste innert Tagen nicht nur den Verkauf organisieren, sondern auch genügend Personal für die Veranstaltung und die Technik dahinter aufbieten.

Die Sache mit dem Knaben auf Youtube

Kenner der tibetischen Diaspora in Zürich und in der Schweiz äussern sich ähnlich. Die Informationen über die angekündigte Reise des Dalai Lama in die Schweiz änderten sich täglich, so heisst es. Die Situation sei vergleichbar mit Ende Juni, als der 89-Jährige für eine Knieoperation in die USA reiste und in einem Hotel am Flughafen Zürich einen Zwischenstopp einlegte. Damals habe man bis kurz vor der Landung des Dalai Lama auch nichts Genaueres erfahren.

Wie Bilder auf der deutschsprachigen Website des Dalai Lama zeigen, haben ihm damals Hunderte von Tibetern die Ehre erwiesen. Die Menschen standen Spalier an der Strasse, führten traditionelle Tänze auf, beteten für das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Und auch jetzt dürfte die Begeisterung für den geistlichen Anführer der Exiltibeter gross sein. In der tibetischen Community hat sich der anstehende Besuch bereits herumgesprochen. Man könne es kaum erwarten, bis der Vorverkauf der Tickets für den Auftritt im Hallenstadion endlich losgehe, so heisst es.

In der Schweiz leben schätzungsweise über 8000 Menschen, die ursprünglich aus Tibet stammen. Mehr Tibeter ausserhalb Tibets leben nur in Indien, den USA und in Nepal. Die Zürcher Diaspora hat sich auch im vergangenen Jahr als treue Gefolgschaft des Dalai Lama erwiesen. Dieser hatte weltweit für eine Welle der Empörung gesorgt, nachdem ein unvorteilhaftes Video um die Welt gegangen war: Auf dem Filmchen ist zu sehen, wie der Dalai Lama in seinem Exil im nordindischen Dharamsala einen Knaben vor laufender Kamera darum bittet, ihm die Zunge zu lutschen. Der Knabe zögert, hält kurz inne, macht es nicht – worauf ihn der Dalai Lama herzlich umarmt.

Treue Anhänger in der Schweiz

In Zürich solidarisierten sich daraufhin Hunderte von Tibetern an einer Kundgebung mit ihrem geistlichen Anführer. Rot, weiss und gelb leuchteten damals die Tibet-Flaggen auf dem Werdmühleplatz. Die Demonstranten summten vor sich hin, laut und immer lauter. Kinder, Junge, Alte standen zusammen und riefen: «Long live Dalai Lama!» Für sie war klar: Die «Schmutz-Kampagne» in den sozialen Netzwerken war ein Werk der chinesischen Propaganda.

Die Tibeter-Gemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein, die den anstehenden Besuch des Dalai Lama mitorganisiert, wollte sich am Dienstag auf Anfrage nicht äussern. Man werde die Öffentlichkeit in den kommenden Tagen informieren, hiess es. Auch das Tibet-Büro in Genf, die offizielle Vertretung des Dalai Lama und der tibetischen Exilregierung in Zentral- und Osteuropa, wollte keine näheren Angaben machen zur anstehenden Reise des Dalai Lama.

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