Mittwoch, November 27

Der Wettlauf im Bereich künstliche Intelligenz führt zu einem massiven Ausbau der Infrastruktur. Das wirkt sich positiv auf die Auftragslage von Industriekonzernen aus, besonders für Equipment zur Stromversorgung von Rechenzentren. Diese Aktien gehören auf die Watchlist.

Ist es nur ein Intermezzo? Oder spielt sich an den amerikanischen Börsen eine grössere Trendwende ab? Diese Frage stellt sich, wenn man das Kursbild seit der Publikation der Inflationsdaten vom vergangenen Donnerstag betrachtet: Die Riesen aus dem Tech-Sektor bekunden Mühe, während der Gesamtmarkt an Dynamik gewinnt.

Der Nasdaq 100 mit den grössten Tech-Werten hat gestern Dienstag marginal fester geschlossen. Von den Superschwergewichten konnten sich nur Apple und Amazon knapp im Plus halten. Der marktbreite S&P 500 ist demgegenüber 0,6% vorgerückt. Das Blue-Chip-Barometer Dow Jones Industrial konnte einen Tagesgewinn von satten 1,8% verbuchen.

Möglicherweise spielen Donald Trumps steigende Chancen bei den Präsidentschaftswahlen eine Rolle. Die grosse Story für die Märkte ist momentan vermutlich aber eine andere: Die Inflation lässt nach und die Zinsen sinken. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, einer der diesbezüglich wichtigsten Indikatoren, hat sich seit Anfang Woche weiter ermässigt und ist auf weniger als 4,2% gefallen; den tiefsten Stand seit Mitte März.

Wie auf Kommando ziehen derweil die Preise für Edelmetalle an. Gold hat am Dienstag mit 2468.84 $ am Spotmarkt ein neues Rekordhoch markiert. Seit Anfang Jahr hat der Preis fast 20% zugelegt. Silber verspürt ebenfalls Auftrieb. Die Minenaktien im VanEck Gold Miners ETF (GDX) rücken vor.

Praktisch perfekt dazu passen die Avancen von Häuserbauern im SPDR S&P Homebuilders ETF wie Lennar, D.R. Horton und KB Home. Auch das ist ein Marktsegment, das in der Regel besonders sensitiv auf Veränderungen im Zinsumfeld reagiert.

Zur Erinnerung: Wie die US-Statistikbehörde am Donnerstag berichtete, ist der Index der Konsumentenpreise (Consumer Price Index, CPI) im Juni gegenüber dem Vorjahr weiter auf 3% gesunken, nach 3,3% im Mai. Die Kernrate, bei der Nahrungsmittel und Energie ausgeklammert werden, hat sich von 3,4% auf 3,3% ermässigt. Beide Kennzahlen lagen leicht unter den Prognosen der Ökonomen (mehr dazu hier und hier).

Der CPI-Report war für die Börsen das Signal zu einer eindrücklichen Rotation, die sich diese Woche bisher fortsetzt. Aktien aus den Sektoren Informationstechnologie und Kommunikationsdienste wie Microsoft, Apple, Nvidia, Alphabet und Meta Platforms hinken hinterher, während andere Sektoren wie Industrie, Grundstoffe, Immobilien, Finanzen, Energie und Gesundheit voranmarschieren.

«Wir hatten drei bessere Datensätze, und wenn man ihren Durchschnitt nimmt, ergibt sich ein ziemlich gutes Tempo», kommentierte US-Notenbankchef Jerome Powell den Rückgang der Inflation seit April. Der rückläufige Trend «stärke etwas das Vertrauen» des Fed, dass die Dinge nachhaltig in die richtige Richtung gehen, sagte er Anfang Woche vor dem Economic Club in Washington.

An den Terminmärkten gilt ein erster Zinsschritt an der übernächsten Fed-Sitzung von Mitte September als so gut wie sicher. Vereinzelt wird darüber spekuliert, dass Powell die Geldpolitik sogar schon beim nächsten Zinsentscheid vom 31. Juli lockern könnte. Im Handel mit Fed Fund Futures wird inzwischen sogar eine Wahrscheinlichkeit von 60% für drei Schritte bis Ende Jahr eingepreist. Vor einer Woche wurden die Chancen dafür auf bloss 25% beziffert.

Besonders spannend ist vor diesem Hintergrund der Kurssprung, den kleinkapitalisierte Werte in den letzten Tagen gemacht haben. Der Small-Cap-Index Russell 2000 hat seit dem CPI-Bericht mehr als 10% zugelegt. Allein gestern Dienstag preschte er 3,4% vor.

Was steckt hinter dieser substanziellen Bewegung? Ein Blick auf die Zusammensetzung des Russell 2000 zeigt, dass Aktien aus dem Gesundheitssektor – namentlich Biotech- und Medtech-Werte – mit knapp 18% das grösste Gewicht im Index ausmachen. Auch in diesem Segment ist die Performance historisch betrachtet dann überdurchschnittlich gut, wenn die Zinsen sinken.

Ob sich hier wirklich ein Umbruch anbahnt, wird sich zeigen. Mit der anlaufenden Saison der Unternehmensberichte werden die Märkte den Fokus in den kommenden Tagen verstärkt auf die Fundamentaldaten richten. In der heutigen Ausgabe befasst sich «The Pulse», deshalb mit einem Thema, das bei den Ergebnispräsentationen erneut viel zu reden geben wird: dem Boom bei den Kapitalinvestitionen im Zusammenhang mit Anwendungen künstlicher Intelligenz – und wer davon profitiert.

Der Kapazitätsausbau läuft auf Hochtouren

Heute Mittwoch geht es los. Mit dem niederländischen Halbleiterausrüster ASML präsentiert der erste bedeutende Tech-Konzern das Quartalsergebnis. Mit der taiwanischen Chipschmiede TSMC und dem Streaming-Pionier Netflix rapportieren im Verlauf der Woche zwei weitere prominente Vertreter aus dem Sektor über den Geschäftsgang.

Schon jetzt ist klar, dass vor allem ein Thema interessieren wird: künstliche Intelligenz. Konkrete Zahlen zu den Einnahmen mit KI-Anwendungen sind bisher rar und dürften es auch diese Berichtssaison bleiben. Der beste Indikator zur Entwicklung des Booms sind damit weiterhin die Investitionen in Rechen- und Speicherkapazitäten von Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta Platforms.

Wie eine Auswertung mit Hilfe des Datendiensts S&P Global Market Intelligence ergibt, rechnen Analysten damit, dass die Kapitalausgaben der vier Branchenriesen für IT-Infrastruktur dieses Jahr 40% auf nahezu 170 Mrd. $ zunehmen und nächstes Jahr weitere 10% auf über 186 Mrd. $ steigen. Der Grossteil bezieht sich auf Investitionen in Rechenzentren, im Fall von Amazon dürfte schätzungsweise die Hälfte auf IT-Infrastruktur entfallen.

Eine ähnliche Entwicklung – wenn auch auf bedeutend niedrigerem Niveau – spielt sich bei anderen Tech-Konzernen wie Apple, Oracle, IBM, Salesforce und SAP ab. In die Aufrüstung ihrer Anlagen investieren müssen ebenso Immobiliengesellschaften, die auf Data Center spezialisiert sind. Dazu zählen mitunter Equinix, Digital Realty und Iron Mountain.

«Eine der heissesten Debatten in der Investment-Gemeinde ist derzeit die Frage, ob all die KI-Kapitalinvestitionen in Rechenzentren am Ende zu Überkapazitäten im Stil der Internet- und Telecomblase von 2000 führen oder ob die KI-Nachfrage ausreicht, um die Ausgaben zu rechtfertigen», meinen die Analysten von Deutsche Bank.

Ihrer Ansicht nach geht im Tech-Sektor momentan so etwas wie «FOMO» oder «Fear of missing out» um: Die grossen Tech-Konzerne haben Angst, im KI-Wettlauf etwas zu verpassen respektive in Rückstand zu geraten, und fahren ihre Investitionen hoch. «Wir denken deshalb, dass einer der grossen Player nervös werden und seine Investitionspläne kürzen wird, aber wahrscheinlich nicht vor 2025 oder später», schreiben die Analysten von Deutsche Bank.

Im Epizentrum des Booms

Aus einer globalen Perspektive konzentriert sich der Markt für Rechenzentren vorab auf die Vereinigten Staaten. Gemessen an der erforderlichen Kapazität zur Stromversorgung der Anlagen entfällt auf die USA ein Anteil von annähernd 60%. Mit deutlichem Abstand folgen Deutschland, Grossbritannien und China.

Das Zentrum der Branche ist Virginia. Im Norden des US-Bundesstaates befinden sich gemäss Daten von Goldman Sachs rund 300 Rechenzentren mit einem Energie-Kapazitätsbedarf von fast 4000 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Das Schweizer Kernkraftwerk Gösgen verfügt über eine installierte Kapazität von rund 1000 MW.

Die Anfänge von Virginia als bevorzugter Standort für Data Center gehen in die Sechzigerjahre zurück, als das Pentagon die Entwicklung des Internets förderte. Anfang der Neunzigerjahre schlossen sich verschiedene Telecom-Netzwerkanbieter zusammen und schufen im Bundesstaat einen der ersten Anknüpfungspunkte für das Internet. 1996 verlegte der Online-Pionier AOL seinen Sitz nach Loudoun County im Norden Virginias.

In den folgenden Jahren entwickelte sich die Region zu einem Infrastrukturzentrum für die Telecom- und Internetbranche. Sie wurde deshalb auch als das Silicon Valley des amerikanischen Ostens bezeichnet. Bis heute sprechen verschiedene Pluspunkte für den Standort: relativ günstiges Land, gute Anschlussmöglichkeiten ans Internet und – vor allem – niedrige Energiekosten.

Wurden im vergangenen Jahrzehnt vor allem Rechenzentren für Cloud-Dienste im Allgemeinen gebaut, hat sich der Trend zuletzt mit dem Aufkommen generativer künstlicher Intelligenz akzentuiert. Wie stark die Branche wächst, verdeutlicht der Stromverbrauch. Gemäss der US-Energiebehörde EIA hat sich die Elektrizitätsnachfrage in Virginia seit 2016 verdoppelt, während sie sich für die USA nur graduell erhöht hat.

Analysiert man die Daten genauer, ist der Anstieg hauptsächlich auf die Kategorie Gewerbe zurückzuführen, wozu Rechenzentren zählen. Im Gegensatz dazu hat der Stromverbrauch von Haushalten und Industrie in den letzten zehn Jahren stagniert.

Die Elektrizitätsnachfrage aus dem Gewerbe war letztes Jahr zwar leicht rückläufig. Das hat damit zu tun, dass es beim Anschluss von Rechenzentren ans Stromnetz zu Engpässen gekommen ist und neue Anlagen vermehrt auch in benachbarten Bundesstaaten gebaut werden. Doch dieses Jahr geht der Aufwärtstrend bereits wieder weiter.

Einen guten Anhaltspunkt dazu gibt der Versorger Dominion Energy. Er beliefert einen Teil von Virginia mit Elektrizität und erzielt knapp ein Viertel der Einnahmen aus dem Stromverkauf mit Rechenzentren. Seit 2019 hat er 94 Anlagen ans Netz angeschlossen, allein dieses Jahr sollen zusätzliche 15 Anlagen hinzukommen.

«In den vergangenen Jahren hat sich das Wachstum um mehrere Grössenordnungen beschleunigt», sagte Dominion-CEO Bob Blue bei der Präsentation der Quartalszahlen Anfang Mai. Verantwortlich dafür macht er drei Faktoren: Erstens die steigende Zahl von Rechenzentren, zweitens die zunehmende Grösse der Anlagen und drittens das schnellere Tempo, mit dem sie auf volle Kapazität hochgefahren werden.

«Für etwas Kontext: In der Vergangenheit hatte ein einzelnes Rechenzentrum in der Regel einen Bedarf von 30 MW oder mehr», erklärte Blue. «Inzwischen erhalten wir jedoch einzelne Anfragen mit einem Bedarf von 60 bis 90 MW oder mehr, und das ist noch nicht alles. Wir erhalten regelmässig Anfragen zur Versorgung grösserer Data-Center-Standorte, die mehrere Gebäude umfassen und eine Gesamtkapazität von 300 MW bis hin zu mehreren tausend MW erfordern.»

Die Profiteure aus der Industrie

Virginia ist ein Extrembeispiel. Doch die Entwicklung im US-Gliedstaat illustriert, was sich auch in anderen Regionen der Vereinigten Staaten und weltweit abspielt. Die Energieagentur IEA in Paris prognostiziert, dass «der globale Strombedarf in den nächsten drei Jahren schneller steigen und bis 2026 um durchschnittlich 3,4% jährlich zunehmen wird.»

Der entscheidende Punkt ist, dass dieser Trend nicht nur mit dem Wirtschaftswachstum generell zu tun hat: «Speziell in den Industrieländern sowie in China wird die Stromnachfrage durch die fortschreitende Elektrifizierung des Wohn- und Verkehrssektors sowie durch eine beträchtliche Ausweitung des Rechenzentrum-Sektors angetrieben», heisst es im IEA-Bericht.

An der Börse dürfte das Thema Strominfrastruktur demnach weiter an Relevanz gewinnen. Es ist zwar gut möglich, dass auf den gegenwärtigen Investitionsboom im Tech-Sektor früher oder später eine Verdauungsphase folgt. Die neuen KI-Modelle benötigen enorm viel mehr Energie als bisherige Anwendungen. Das heisst, der Druck ist massiv, kleinere Modelle mit geringerem Verbrauch zu entwickeln, Data-Center-Anlagen zu optimieren und Rechenleistung auf Endgeräte wie Smartphones und PCs zu übertragen.

Dennoch sind die mittel- bis langfristigen Aussichten im Bereich Elektrifizierung intakt. Die Verlagerung von IT-Infrastruktur in die Cloud hat bislang erst rund ein Viertel bis ein Drittel der Arbeitsprozesse erfasst, künstliche Intelligenz wird sich auf mehr und mehr Bereiche des Alltags ausbreiten.

Durch den fortlaufenden Ausbau von Rechenkapazitäten ergeben sich somit spannende Gelegenheiten für Investments – auch ausserhalb des Tech-Sektors. Offensichtliche Bereiche sind erneuerbare Energien und amerikanische Gasförderer. Zu den Profiteuren zählt beispielsweise ebenso der deutsche Baukonzern Hochtief.

Reichlich Potenzial eröffnet sich zudem, wenn es darum geht, die Energienachfrage von Rechenzentren sicherzustellen, zu überwachen und zu optimieren. «Annähernd 50% des Stromverbrauchs in einem typischen Rechenzentrum können durch Produkte und Dienstleistungen von Kapitalgüterunternehmen beeinflusst werden», halten die Analysten von Bernstein Research fest.

Auf einer ersten Stufe zählen dazu Unternehmen, die Lösungen zur Stromverteilung offerieren: vom Anschluss ans Netz über Transformer und Schaltsysteme bis zur Elektrizitätsversorgung der einzelnen Server. Am besten positioniert ist hier Vertiv. Der US-Konzern erwirtschaftet 75% seines Umsatzes mit Data Center und deckt ein breites Spektrum an Infrastrukturdiensten ab. Allerdings nimmt die Bewertung bereits viel Wachstum vorweg.

Ein nennenswertes Exposure zum Markt für Rechenzentren haben ausserdem Schneider Electric aus Frankreich, nVent Electric aus Grossbritannien sowie Eaton. An der Schweizer Börse wird ebenso ABB profitieren, allerdings in etwas geringerem Umfang. Besonders wichtig: Diese Unternehmen sind auch sonst gut für den strukturellen Trend zur Elektrifizierung aufgestellt.

Das Gleiche gilt für Hersteller von Equipment zur Stromversorgung. Aus dieser Kategorie erwirtschaftet der US-Konzern Powell Industries mehr als 10% im Markt für Data Center. Chancen auf Wachstum sollten sich in den kommenden Jahren auch für Branchennachbarn wie Wesco und Hubbell ergeben.

Eine weitere Möglichkeit für Investments bietet sich bei Anbietern, die auf die Lüftung und Klimatisierung (Kühlung) von Gebäuden spezialisiert sind. Das französische Unternehmen Legrand weist einen Umsatzanteil von 15% mit Rechenzentren aus. Weitere Namen sind Modine, Carrier und Johnson Controls. Zwei Schweizer Vertreter aus diesem Segment sind Meier Tobler und Belimo.

Ein entscheidender Aspekt ist schliesslich auch, dass die Elektrizitätsversorgung eines Rechenzentrums nicht unterbrochen wird. Gefragt sind deshalb Notstromgeneratoren, wo Caterpillar rund 40% des Weltmarkts für Data Center kontrolliert. Konzernweit macht dieses Geschäft jedoch nur einen geringen Teil der Einnahmen aus.

Grösser ist der Effekt auf dem Umsatz bei der britischen Rolls-Royce-Gruppe. Weitere Anbieter im Bereich Notstromversorgung für Rechenzentren sind EnerSys und Cummins.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Zum Auftakt des Parteikonvents der Republikaner in Milwaukee hat Donald Trump den US-Senator J.D. Vance als Vizekandidaten erkoren. Die Wahl stösst in konservativen Kreisen der Tech-Branche auf Applaus, zumal Vance sich vor seiner politischen Karriere als Venture-Capital-Investor versuchte – mit durchwachsener Bilanz. Das Tech-Magazin «404» erklärt in diesem Hintergrundbericht, was sich Wagniskapitalgeber wie Marc Andreessen und Peter Thiel von Vance hinsichtlich weniger Regulierung bei künstlicher Intelligenz erhoffen.
  • Sie haben es sich wohl auch schon hin und wieder gefragt: Wer steckt eigentlich hinter all diesen merkwürdigen Inseraten, die jeweils unter den Artikeln auf den Internetseiten vieler Medienhäuser erscheinen? Die Tech-Publikation «The Verge» geht dazu in einer investigativen Reportage der Spur der Firma AdVon und ihres Gründers Ben Faw nach, der das Web mit Werbe-Ramschbeiträgen überflutet.
  • Der Preis von Lithium ist nach der grossen Hausse der Jahre 2021/22 tief gefallen. Doch das Metall bleibt das wichtigste Element für leistungsfähige Batterien und ist damit ein Schlüssel für die Wende zu einer Energiewirtschaft mit weniger CO2-Ausstoss. Das Online-Magazin «Noema» befasst sich mit den verblüffenden Eigenschaften von Lithium und seiner wundersamen Geschichte.
  • Und falls Sie vier Minuten Zeit haben: Der chinesische Hersteller DJI ist mit einer seiner neusten Drohnen die Route abgeflogen, die Bergsteiger vom Basiscamp des Mount Everest bis zum Gipfel auf knapp 8850 Meter führt. Die Hintergrundmusik zum Video ist etwas kitschig, doch die Bilder sind teilweise atemberaubend.

Und zum Schluss noch dies: Office Apocalypse

Künstliche Intelligenz ist im Silicon Valley das Top-Thema. Auf der Jagd nach dem «nächsten grossen Ding» sitzt das Geld locker. Gemäss dem Datendienst PitchBook konnten US-Startups im zweiten Quartal 55,6 Mrd. $ an Mitteln aufnehmen, 47% mehr als im ersten Quartal. Haupttreiber sind bedeutende Investments in junge KI-Firmen, darunter 6 Mrd. $ für xAI von Elon Musk sowie 8,6 Mrd. $ für den Cloud-Infrastrukturanbieter CoreWeave, an dem Nvidia beteiligt ist.

Auf Wachstum fokussiert, breiten sich KI-Startups in San Francisco aus. OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, hat schon letzten Herbst angekündigt, im Mission-Bay-Quartier gut 46’000 Quadratmeter Bürofläche zu mieten. Der Rivale Anthropic hat sich mehr als 22’000 Quadratmeter als Untermieter am Hauptsitz der Kollaborations-App Slack gesichert. Im Mai hat Scale AI einen Mietvertrag für rund 16’000 Quadratmeter im Bürogebäude von Airbnb unterschrieben.

Grosse Arbeitgeber in der Stadt verlangen von ihrer Belegschaft derweil, dass sie einen Teil ihres Pensums wieder im Büro absolvieren müssen; darunter Salesforce, Uber, Visa und Wells Fargo. Beim Cloud-Software-Anbieter Salesforce zum Beispiel, dessen Büroturm seit 2018 über alle anderen Gebäude ragt, müssen reguläre Mitarbeitende seit gut einem Jahr während drei Tagen in der Woche vor Ort präsent sein.

Dennoch steckt der Immobilienmarkt San Franciscos nach wie vor in einer tiefen Krise. Eine vierteljährliche Untersuchung des Maklers Cushman & Wakefield ergibt, dass 34,5% der Büroliegenschaften in der Golden Gate City leer stehen. Das ist ein landesweiter Rekord. Vor einem Jahr belief sich die Leerstandsquote bereits auf überdurchschnittlich hohe 28,1%. In der Zeit vor der Pandemie waren es bloss etwa 5%. In keiner anderen US-Grossstadt wütet die Apokalypse im Markt für Geschäftsgebäude schlimmer.

Das Problem hat mir einer Kombination aus mehreren Faktoren zu tun: Erstens ziehen viele Arbeitnehmer weiterhin Work-from-Home-Arbeitsmodelle vor. Zweitens kam es in den letzten Jahren zu zahlreichen Entlassungen in der Tech-Branche. Gemäss der Website Layoffs.fyi haben seit Anfang 2022 mehr als 530’000 Leute den Job verloren, wobei es vor allem bei Alphabet, Meta, Amazon, Tesla, Microsoft und Salesforce grössere Kürzungen gab. Generell für Druck sorgen die hohen Zinsen.

Wie schwierig die Situation ist, belegen auch andere Studien. Gemäss dem Immobiliendienstleister CBRE betrug die Leerstandsquote in San Francisco per Ende Juni sogar 36,8%. Doch möglicherweise ist das Schlimmste demnächst überstanden. «Es ist zu erwarten, dass die Vermietungstätigkeit für den Rest des Jahres robust bleibt», hält CBRE in einem Report zum Immobilienmarkt der Stadt fest. «Die Leerstandsquote dürfte den Höhepunkt bald erreichen und die Mietpreise sollten sich in den nächsten Quartalen stabilisieren.»

Das klingt nach einer spannenden Ausgangslage für Schnäppchenjäger. Aufhorchen lässt deshalb die Nachricht, dass Ian Jacobs auf ein Comeback der City wettet. Der vormalige Protegé von Warren Buffett ist ein Spross der Reichmann-Immobiliendynastie aus Toronto, die in den Siebzigerjahren ein Vermögen mit dem Kauf von Immobilien in New York machte, als die Stadt beinahe bankrottging.

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