Mittwoch, April 30

LKW und Busse stossen besonders viel CO2 aus. Doch schaffen es die Hersteller kaum, umweltfreundliche Alternativen auf den Markt zu bringen. Eine positive Ausnahme ist die Schweiz.

Wenn es um den klimafreundlichen Fahrzeugverkehr geht, spricht alles über das Elektroauto. Dabei geht eines vergessen: 30 Prozent des globalen CO2-Ausstosses des Sektors stammen nicht von Personenwagen. Sondern von schweren Last- und Lieferwagen sowie von Bussen mit einem Gewicht von mindestens 6,5 Tonnen. Zwar machen diese nur 3 Prozent aller Strassenfahrzeuge aus. Doch weil sie im Gegensatz zu PKW im Dauereinsatz stehen, emittieren sie besonders viel CO2.

In einer diese Woche publizierten Analyse warnt die Klimaschutzorganisation Carbon Tracker, dass die Hersteller bei der Umstellung auf klimafreundliche Modelle im Rückstand liegen. Gemäss dem Report gibt es dafür insbesondere einen Grund: Während der Markt bei Personenfahrzeugen stark fragmentiert ist, sieht es bei schweren Nutzfahrzeugen anders aus. Global kontrollieren zehn Produzenten über 70 Prozent des Marktes, darunter Volvo, Daimler, Traton (Volkswagen) und Iveco aus Europa , Paccar aus den USA, Hino (Toyota) aus Japan und Tata aus Indien. Nur einer – der chinesische Gigant BYD – setzt ausschliesslich auf Elektromotoren.

Tesla kommt nicht in die Gänge

Im Markt mangelt es laut Carbon Tracker darum an aufstrebenden Unternehmen, welche den traditionellen Herstellern die Stirn bieten – so, wie das Tesla beim Personenwagen schaffte. Zwar ist Elon Musks Konzern mit dem «Semi» genannten Modell auch bei den Lastern aktiv. Doch dieses droht bei Tesla Teil der immer länger werdenden Reihe von nicht eingehaltenen Versprechen zu werden.

Dabei ist die Stossrichtung aus politischer Sicht klar. Im Februar hat die EU ihre Emissionsziele für Transportfahrzeuge noch einmal verschärft. Auch in den USA gelten zunehmend strenge Regeln. Gemäss Berechnungen von Carbon Tracker müssten zwischen 2024 und 2035 über 13 Millionen emissionsfreie Transportfahrzeuge vom Band laufen, damit die internationalen Klimaziele eingehalten werden können – also über eine Million pro Jahr. 2023 jedoch wurden weniger als 100 000 emissionsfreie schwere Transporter und Busse hergestellt. Das sind nicht einmal 2 Prozent der weltweiten Produktion.

Die Analysten von Carbon Tracker bemängeln insbesondere, dass viele Hersteller zwar freiwillige Vereinbarungen zum Klimaschutz unterschrieben. Keiner der grossen Produzenten habe sich aber gleichzeitig klare, kurzfristige Ziele zur Emissionsverminderung gesetzt. Aus Sicht der Studienautoren sind freiwillige Vereinbarungen unglaubwürdig, wenn sie keine solchen Reduktionsziele umfassen.

Das Schneckentempo in der Entwicklung lässt sich an den neusten Verkaufszahlen für Europa ablesen, die ebenfalls diese Woche publiziert wurden. Sie belegen: Der Elektro-Lastwagen ist noch immer eine Nische. Von den über 85 000 schweren Fahrzeugen, die im ersten Quartal dieses Jahres verkauft wurden, hatten 95 Prozent einen Dieselmotor, so der Verband der europäischen Hersteller.

Die Schweiz als Vorbild

Immerhin gibt es europäische Länder, die weiter sind als andere. In Schweden, Dänemark und Norwegen erreichen Elektro-LKW Marktanteile zwischen 5 und 10 Prozent. Und noch ein Land sticht heraus: die Schweiz. Bei den besonders schweren Gefährten mit einem Gewicht von mehr als 16 Tonnen liegt das Land mit einem E-Laster-Marktanteil von über 6 Prozent gar an der Spitze.

Was muss geschehen, damit sich das Wachstum beschleunigt und andere Länder mitziehen? Aus Sicht der Studienautoren gilt es, als erstes die Logistik auf kurzen und mittleren Strecken zu elektrifizieren. Das lasse sich mit der bereits existierenden Batterietechnologie bewerkstelligen. Gleichzeitig sei ein starker Ausbau des Ladenetzes nötig.

Die Schweiz könnte auch hier eine Vorreiterrolle spielen. Letztes Jahr präsentierte der Winterthurer E-Lastwagen-Entwickler Designwerk eine Weltneuheit: Eine Ladestation samt einer containergrossen Batterie. Sie soll dafür sorgen, dass stromhungrige Laster nicht das Netz zusammenbrechen lassen, wenn sie auf den Autobahnraststätten gleichzeitig nachladen wollen.

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