Der Musikanlass dient als Bühne für hemmungslos ausgelebten Israel-Hass. Auch in der Schweiz. Ein unwürdiger Vorgang.

In Basel wurde 1897 mit dem Zionistenkongress der Grundstein für einen Staat Israel gelegt. 128 Jahre später kann man das fast nicht mehr glauben. In der ganzen Stadt sieht man derzeit Sprayereien und Plakate, die der einzigen Demokratie im Nahen Osten einen Genozid vorwerfen. Garniert mit den üblichen diffamierenden Abscheulichkeiten – und dem Wunsch, dass dieses Land ausgelöscht wird. «From the river to the sea.»

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Die Häufung dieser antisemitischen Botschaften hängt damit zusammen, dass nächste Woche in Basel der Eurovision Song Contest (ESC) stattfinden wird. Ausgerechnet dieser Grossanlass, von angeblich besonders progressiven Kreisen für ihre Anliegen verpolitisiert, dient nun als Drehscheibe für hemmungslos ausgelebten Israel-Hass.

Die kantonalen Sicherheitsbehörden, durchaus erfahren in Events dieser Grössenordnung, betonen zwar, dass sie gut vorbereitet seien, aber trotzdem geht die Angst um. Die Angst vor antisemitischen Handlungen und Anschlägen. Das ist nicht der Fehler der Polizei. Es wird alles unternommen, damit nichts passieren wird. Die Stadt wird zur Festung. Videoüberwachung inklusive. Aber das Korps ist chronisch unterbesetzt.

Fragwürdiger ist die Rolle von Politik und Medien. Seit Monaten wird im ganzen Land eine Euphorie herbeigeredet und herbeigeschrieben, die es so womöglich gar nicht gibt.

Wo es Probleme geben könnte, bedienen die Veranstalter –Basel-Stadt, die SRG oder die European Broadcast Union – das immergleiche Narrativ. In einem «Awareness-Programm» werden «muslimische Menschen», «asiatisch gelesene Menschen», aber auch «Sint*izze und Rom*nja» als besonders schützenswerte Gruppen beschrieben, die häufig unter Diskriminierung litten. Juden werden noch knapp in einem Halbsatz erwähnt.

Das dürfte kein Zufall sein. Solange ein Fest der Vielfalt, ein Fest der Queerness ansteht, ist die Duldung von ein bisschen Antisemitismus okay? Es wirkt so, als hätte man die Bilder aus dem letzten Jahr in Malmö, als Israel-Hass auf den Strassen zelebriert und die israelische Sängerin bedroht wurde, gar nicht präsent.

Natürlich: Gegen Israel-Hass verwahrt sich die Politik glaubhaft, aber gerade an einem für das Land geschichtsträchtigen Ort wie Basel ist das zu wenig. Gerade wenn man bedenkt, dass der Kanton schon nach dem 7. Oktober und auch am letzten Zionistenkongress-Jubiläum vor drei Jahren schlecht reagiert hat.

Darum stellt man sich die Frage: Wieso beklagt niemand, dass mit Yuval Raphael die israelische Teilnehmerin, eine Überlebende des Hamas-Massakers am 7. Oktober, einen eigenen Sicherheitsdienst braucht? Dass es schändlich ist, dass in der Stadt so viele antisemitische Parolen zu sehen sind? Oder dass sogenannte propalästinensische Kreise für den Finaltag eine grosse Kundgebung beim Stadtcasino ankündigen? Also genau dort, wo jener Zionistenkongress stattfand, nach dem Theodor Herzl in sein Tagebuch notierte: «In Basel habe ich den Judenstaat gegründet.»

Es ist zu wenig, wenn von Politikern auf die Demonstrationsfreiheit hingewiesen wird. Die soll, natürlich, gewahrt werden. Mit der Botschaft müsste man dennoch nicht einverstanden sein. Vor allem, wenn sie von Gruppierungen wie ESCalate kommen, die Israel nur in Anführungszeichen schreibt. Und wenn man weiss, dass lokale studentische und linksautonome Organisationen diesen Hass auch noch unterstützen. Sie haben den ESC in den letzten Jahren für sich entdeckt.

Die Juso oder die antisemitisch eingestufte BDS-Bewegung wissen, dass viele Teilnehmer der Musikshow diese verirrte Geisteshaltung teilen. Sonst ist man selbstverständlich super rücksichtsvoll und immer dabei, jede Mikro-Kritik als Diskriminierung zu skandalisieren. Und jeden Wahnsinn als normal zu taxieren. Alles ist erlaubt.

Ausser, man ist Israelin – und will einfach nur singen.

Dass Raphaels Auftritt in Basel verhindert werden will – und gerade die SRG sich nicht klarer gegen die Drohungen positioniert –, ist befremdlich.

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