Sonntag, November 24

Im vergangenen Jahr investierten Anleger fast 2000 Milliarden Dollar in börsengehandelte Fonds. ETF sind eine der erfolgreichsten Finanzinnovationen der letzten Dekade. Doch mit dem Erfolg steigen auch die Risiken im Sektor.

ETF sind eine der erfolgreichsten Finanzinnovationen der letzten Dekaden. Seitdem 1987 der erste ETF lanciert wurde, konnten die börsengehandelten Anlagefonds ihr verwaltetes Vermögen auf fast zehn Billionen Dollar erweitern. Auch das letzte Jahr war ein Rekordjahr: Weltweit flossen fast 2000 Milliarden Dollar in ETF.

Ein rasantes Wachstum

ETF-Vermögen weltweit, in Milliarden Dollar

Längst nicht nur passives Investieren

Die Grundidee von ETF ist so simpel wie genial: Ein handelbarer Fonds, der meist passiv einen bestimmten Aktienindex nachbildet. Privatinvestoren können so ein breit gestreutes Portfolio aufbauen, ohne die hohen Gebühren für aktiv verwaltete Fonds zu bezahlen. Für eine passive Investmentstrategie eignen sich ETF somit besonders gut: Anteile am gesamten Markt werden über lange Zeit gehalten.

Doch der ETF-Boom hat auch Anlageprodukte hervorgebracht, die dieser Strategie immer mehr widersprechen und Risiken für Investoren erhöhen. So existieren heute derivative ETF, die teilweise einen fünffachen Hebel auf bestimmte Indizes ansetzen. Sogenannte inverse Fonds beruhen ebenfalls auf Derivaten und setzen auf den Kursrückgang eines zugrunde liegenden Indexes oder Fonds.

Insbesondere gehebelte und inverse ETF erfreuten sich im letzten Jahr grosser Beliebtheit. Die investierten Vermögen in diese Fonds stiegen um knapp 33 Prozent auf 121 Milliarden Dollar. Diese hochriskanten Anlageprodukte eignen sich allerdings eher für das schnelle Trading als für das langfristige Halten.

Was wird überhaupt gehandelt?

Ein ebenfalls neuer Trend sind Themen-Fonds, die bestimmte Nischen und Trends abbilden. Auch diese thematischen ETF erlebten im vergangenen Jahr einen Höhenflug – das verwaltete Vermögen stieg um etwa 20 Prozent auf 441 Milliarden Dollar.

Nicht nur gehen Investoren mit Themen-ETF teilweise riskante Branchenwetten ein, auch gilt es bei thematischen Fonds genau zu überprüfen, wie der ETF bestimmte Trends abbildet. So haben beispielsweise die zwei «Work from Home»-ETF von den Anbietern Direxion (WFH) und Blackrock (IWFH) im letzten Jahr sehr unterschiedlich abgeschnitten. WFH legte um 11,4 Prozent zu, während IWFH einen Kursverlust von fast 25 Prozent verzeichnete.

Gleiches Thema, unterschiedliche Performance

Kursverlauf des WFH-ETF und IWFH-ETF, indexiert, in Punkten

Obwohl beide ETF das gleiche Etikett hatten, hielten die Fonds sehr unterschiedliche Unternehmensanteile. Während WFH fast ausschliesslich in Videokommunikation und andere Technologieunternehmen investierte, die Heimarbeit ermöglichten, enthielt IWFH auch Aktien von Videospielherstellern, Lieferservices und Streaminganbietern.

Trotz neuen riskanten Trends ermöglichen es ETF Privatanlegern auch heute noch, mit niedrigen Gebühren in einen breiten Markt zu investieren – die Nachfrage bleibt anscheinend ungebremst. Es lohnt allerdings, insbesondere in Zeiten des anhaltenden ETF-Booms, die alte Börsenregel im Kopf zu behalten: Kaufe nicht, was du nicht verstehst.

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