Freitag, März 21

Die Eishockey-Saison endet für den EVZ unerwartet früh. Doch das abrupte Ende des norwegischen Trainers in der Schweiz wird sein Erbe nicht beflecken.

Ohne Regung im Gesicht und mit verschränkten Armen verfolgte Dan Tangnes die letzten Sekunden des Play-off-Viertelfinals des EV Zug in Davos. Die Geste signalisierte: «Hier kann ich nichts mehr tun. Es ist vorbei, meine Zeit in der Schweiz abgelaufen.» Gut zwei Minuten vor Schluss hatte der Davoser Teamsenior Andres Ambühl zum 5:2 ins verlassene Zuger Tor getroffen. Die Frage nach dem Sieger in Spiel und Serie war geklärt. Es war ein unpassendes Ende der Zeit des Norwegers Tangnes als Headcoach des EVZ.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Als Tangnes vor sieben Jahren vom schwedischen Spitzenteam Linköping zum EV Zug stiess, war er gerade 39 Jahre alt, ein Jüngling im Geschäft der alten Herren. Er war die Entdeckung des Zuger Sportchefs Reto Kläy, ein stiller Schaffer, der über die eigene Person nur wenig Aufhebens macht. So tickt auch Tangnes. Er strahlt Autorität aus, ohne diese demonstrieren zu müssen. Er hebt sich von den vielen Selbstdarstellern ab, die sich auf den Trainerbänken der National League tummeln.

Nach der Schlusssirene in Davos reihte Tangnes sich in die Reihe seiner Spieler ein und gratulierte jedem Davoser zur Halbfinal-Qualifikation. Ganz am Ende traf er auf Josh Holden, den HCD-Trainer, der seine Karriere an der Bande als Assistent von Tangnes in Zug gestartet hatte. Die beide umarmten sich länger, als das üblich ist. Tangnes sprach dem Kanadier ein paar Worte ins Ohr. Holden hatte seine Spielerkarriere ein Jahr vor Tangnes Ankunft im EV Zug beendet und danach seine Coaching-Karriere im Zuger Nachwuchs begonnen.

«Davos war das klar bessere Team»

Tangnes sagte nach dem Match zum TV-Sender MySports: «Momentan bin ich einfach enttäuscht und leer. Es ist nicht das Ende, das wir uns gewünscht haben. Nicht nur in Bezug auf die Resultate, sondern auch wie wir gespielt haben. Davos war das klar bessere Team. Wir konnten sie nie echt herausfordern. Man muss Josh und seinem Team gratulieren.»

Die Aussage ist bezeichnend für Tangnes. In einem Moment, in dem es eigentlich um ihn und seine Gefühle gegangen wäre, sprach er von seinem Team und zollte dem Gegner Respekt. Später sagte Tangnes, er nehme einige sehr schöne Erinnerungen mit, die er in den vergangenen sieben Jahren in der Schweiz gesammelt habe. Er verlässt die Liga auf Augenhöhe mit anderen Trainerlegenden wie John Slettvoll (Lugano), Bill Gilligan (Bern) oder Conny Evensson (Kloten), die ähnliche Meisterteams geformt hatten wie er in Zug.

Dass Tangnes Zug nach sieben überaus erfolgreichen Jahren mit einem Cup-Sieg, zwei Meistertiteln und einer Final-Qualifikation verlassen wird, steht bereits seit einiger Zeit fest.

Bereits im November hatte er die Klubführung davon in Kenntnis gesetzt, dass nach dieser Saison in seine schwedische Wahlheimat zurückkehren werde. Gegenüber der «Zuger Zeitung» sagte er: «Viele Menschen sehen nur Siege und Niederlagen. Doch in meinem Leben gibt es viel mehr als nur Hockey.» Er wolle seiner Tochter ein guter Vater sein. Er habe seine Familie in letzter Zeit nicht so unterstützen können, wie er das gerne gewollt hätte. Offensichtlich spürte Tangnes frühzeitig, dass sich ein Zyklus seinem Ende entgegen neigt.

Michael Liniger soll sein Erbe weitertragen

Tangnes Nachfolge ist längst geregelt, und sie garantiert auch, dass sein Erbe in Zug weiterleben wird. Noch vor Weihnachten hat der EVZ Michael Liniger als Nachfolger vorgestellt. Der Emmentaler war 2022 als Assistent zum Zuger Coaching-Team gestossen. Der CEO Patrick Lengwiler sagte: «Mit Michael Liniger schreiben wir kein neues Buch, sondern ein weiteres Kapitel – gemeinsam werden wir unser langfristiges Konzept weiterverfolgen und an unserer Vision festhalten.»

Lengwiler hat wohl kaum damit gerechnet, dass er Liniger die Mannschaft in einer kleinen Krise wird übergeben müssen. Der EVZ hat in den vergangenen Monaten nur selten sein übliches Eishockey gespielt. Vom ersten Bully der Saison an haperte es. Verletzungen behinderten das Team auf seinem Weg durch die Qualifikation.

Es begann mit dem längeren Ausfall von Leonardo Genoni, dem Torhüter, der 2o19 gewissermassen mit einer Meister-Garantie aus Bern nach Zug gekommen war. Vor seinem Wechsel hatte der Zürcher im Tor des SCB noch den ersten Titel Tangnes› in Zug verhindert. Genoni sagte nach dem Match in Davos, der Coach sei einer der Gründe gewesen, die ihn damals zum Wechsel nach Zug bewegt habe.

Das Beispiel des SCB, der das Schweizer Eishockey unmittelbar vor den Zuger Meistertiteln mit drei Titeln in vier Jahren geprägt hatte, ist eine Warnung für den EVZ. Es gibt ein Bild, das stark an jenes am Donnerstagabend zwischen Tangnes und Holden erinnert. Der Berner Coach Kari Jalonen sprach Tangnes nach dem Play-off-Final 2019 Trost und Zuversicht zu. Kurz darauf stürzte er mit SCB selbst ab. In der Euphorie des Erfolgs hatten die Berner es verpasst, die Mannschaft und das Umfeld rechtzeitig zu erneuern.

In diese Falle dürfte der EVZ nicht tappen. Tangnes› freiwilliger Abgang trotz weiterlaufendem Vertrag verhindert das und entbindet den EVZ auch von der schwierigen Aufgabe, den Erfolgscoach nach dem 0:4 im Viertelfinal gegen Davos infrage zu stellen. Der EVZ war in den vergangenen Jahren der Muster-Verein in der Liga. Mit bemerkenswerter Geduld und einer klaren Vision hatte die Klubführung um den CEO Lengwiler und den Sportchef Kläy die Zentralschweizer kontinuierlich zu einer Mannschaft aufgebaut, die auf Jahre hinaus nur schwer zu schlagen schien. Am Donnerstag endete diese Phase und eine neue beginnt. Doch Dan Tangnes Erbe in der Schweiz bleibt davon unbefleckt.

Exit mobile version