Sonntag, Oktober 6

Die Zürcher zeigen eine unterirdisch schlechte erste Halbzeit. Danach retten sie glückhaft einen Punkt. Der FCZ-Mannschaft fehlt die Stilsicherheit eines Spitzenklubs. Ist Ricardo Moniz auf dem Irrweg?

Zwei Wochen hatte der FCZ-Trainer Ricardo Moniz Zeit gehabt, um den Match gegen Luzern vorzubereiten. Am Freitag schwärmte er von der Arbeit mit Staff und Spielern und sprach mit Blick auf Sonntag von einem Sechs-Punkte-Spiel, das man unbedingt gewinnen müsse. Schliesslich wolle man «als Spitzenklub der Ambition gerecht werden, die Meisterschaft zu gewinnen». Moniz wurde einmal mehr seinem Ruf als Mann der deutlichen Worte gerecht.

Was am Sonntag an Taten folgte, waren dann aber 45 Minuten Kläglichkeit. Moniz hat die Angewohnheit, ständig in seiner Coaching-Zone herumzutigern und dabei einen Schreibblock im Arm zu halten und sich Notizen zu machen wie ein Schulmeister, der das Verhalten seiner Eleven beurteilt. Was er sich notiert, bleibt sein Geheimnis. Aber alle unter den 16 200 Zuschauern im Letzigrund konnten sehen, dass weder die Einstellung der Spieler noch das System noch die Aufstellung stimmten.

Will der Trainer Spiele gewinnen oder herumpröbeln?

Das Glück des FCZ war, dass Luzern dem Führungstor keinen zweiten Treffer folgen liess. Moniz wechselte in der Pause gleich vier Spieler ein und stellte das System um. Der FCZ wurde etwas besser, die Aktionen waren etwas klarer. Juan José Perea traf per Kopf zum 1:1-Schlussresultat.

Es war, als hätte Moniz in der ersten Hälfte ein wenig herumgepröbelt und einer Phantasie nachgelebt, die niemand verstehen konnte. In der Pause hatte er sich vielleicht an einen seiner Standardsätze erinnert, dass er «immer jedes Spiel gewinnen» wolle. «Jeder hat gesehen, dass wir etwas ändern müssen», sagte Mirlind Kryeziu nach dem Match. Der Verteidiger hatte die erste Halbzeit auf der Ersatzbank verbracht.

Auch die FCZ-Tradition, dass ein U-21-Spieler wie Nevio Di Giusto oder Labinot Bajrami einen Einsatz bekommt, wenn er den Profivertrag unterschrieben hat, wurde fortgeführt: mit dem 20-jährigen Daniel Denoon in der Startaufstellung. Dieser blieb quasi unsichtbar. Es wird spannend zu beobachten sein, wann der junge Denoon seine nächsten Spielminuten bekommt.

Woher der FCZ-Präsident Ancillo Canepa nach dem Match im TV-Interview seine Zufriedenheit hernahm, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Vielleicht lag die Gelassenheit daran, dass er bis zum nächsten Meisterschaftsspiel in Basel zwei Wochen in die Ferien fährt.

Der FCZ bleibt ein nervöses Gebilde ohne Stabilität und Zutrauen. Das wurde am Sonntag mit dem Vierfachwechsel deutlich, in den letzten Wochen gab es immer wieder Nebengeräusche und Merkwürdigkeiten, die trotz den gewonnenen Punkten irritierten. Der FCZ-Sportchef Milos Malenovic sah sich deshalb vor dem Spiel veranlasst, im Fernsehen über die Nervosität im Klub zu sprechen. Seine Botschaft: Alles sei von den Medien aufgebauscht, der FCZ sei eben ein interessanter Verein, man sei «sehr gut unterwegs» und bespreche alles intern.

Vor allem die Degradierung des jungen Stürmers Bajrami in die U 21 hatte jüngst für Schlagzeilen gesorgt. Im Cup-Spiel in Zug hatte sich dieser abschätzig geäussert, als er ein- und kurz danach ausgewechselt worden war. Sein Vater warf daraufhin einen Schirm in Richtung Trainerbank. Nun sagte Malenovic, man sei kurz davor, Bajrami an einen anderen Verein auszuleihen. Erst im letzten Winter hatte der frühere GC-Junior nach langem Gezerre einen Profivertrag unterzeichnet.

An der Medienkonferenz am Freitag hatte sich Moniz im Fall Bajrami unversöhnlich gezeigt. Es gebe für den Spieler keinen Weg zurück in die Mannschaft, sagte der Niederländer auf Nachfrage der NZZ. Das lässt aufhorchen bei einem Trainer, der von sich behauptet, dass am Tag nach dem Spiel immer alles vergessen sei. Zu diesem Thema passt die Ein- und Auswechslung von Jonathan Okita gegen Guimarães. Okita spielte nun gegen Luzern ohne jedes Selbstvertrauen und musste in der Pause raus.

Auch der Wutausbruch von Moniz während der Partie gegen Lausanne ist längst vergessen. Drei FCZ-Assistenten mussten ihn zurückhalten, um ein Handgemenge zu verhindern.

Hohe Betriebstemperatur – nun soll das Kader verkleinert werden

Die Betriebstemperatur im FC Zürich ist weiterhin hoch. Offen bleibt, ob das ganze Gebilde nicht Gefahr läuft, zu überhitzen. Nach aussen scheint es so, dass die Verantwortlichen ganz anderer Meinung sind und die Arbeit von Moniz zukunftsgerichtet und das Fortkommen des FCZ auf bestem Weg ist. «Momentan sind wir sehr zufrieden», sagte Malenovic. Und Canepa fand, man habe schliesslich einen Trainer, damit er Entscheide fälle, wie Moniz das tue.

In den kommenden Tagen wird der FCZ das 34-Mann-Kader verkleinern. Da der Klub keinen einzigen Profi verkaufen konnte und das Europacup-Schaufenster fehlt, will Moniz mit 22 bis höchstens 26 Spielern arbeiten. Das soll genügen für weitere Experimente, Ein- und Auswechslungen oder den einen oder anderen Punktgewinn. Wie sagte Moniz doch: «Wir wollen diese Meisterschaft gewinnen.»

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