Die Pünktlichkeit soll sich 2025 deutlich verbessern, verspricht der Flughafen-CEO Lukas Brosi.
Der Flughafen Zürich ist eine Wachstumsmaschine. Passagierzahlen, Umsatz, Konzerngewinn – alle Parameter zeigen stets nach oben. Auch jetzt scheint es wieder so, da der Flughafen bei seiner Jahresbilanz am Freitag Rekordwerte verkündet.
Doch wirklich rosig ist die Bilanz nur, wenn man die lange Dauer im Blick hat. Das wissen die Flughafenverantwortlichen nur zu gut. Fünf Jahre ist es her, da legte der Flughafen ein ähnlich gutes Resultat vor wie jetzt. «Nur hat das damals niemanden interessiert», sagt der Flughafen-CEO Lukas Brosi. Die guten Zahlen von 2019 gingen unter, weil die Pandemie das lange Wachstum brutal abstürzen liess.
Nun, im Frühling 2025, ist dieser Schatten endgültig verscheucht. Der Flughafen vermeldet ein Konzernergebnis von 327 Millionen Franken. Das sind 23 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Bei den Passagierzahlen ist das Vorkrisenniveau von 2019 zu 99 Prozent wieder erreicht. 31,2 Millionen Passagiere sind über den Flughafen Zürich geflogen. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 8 Prozent mehr. Wobei die Verantwortlichen stets betonen, Wachstum sei kein Selbstzweck, sondern bilde das Bedürfnis der Gesellschaft ab.
«Die Schreckensbilder werden sich nicht wiederholen»
Der Flughafenchef Brosi ist zuversichtlich, dass auch der Prozess des Wiederhochfahrens vollständig abgeschlossen ist. In der Pandemie entliess die Flugbranche Personal, dieses fehlte, als das Wachstum wieder anzog. Verspätungen, Probleme mit dem Gepäck und lange Wartezeiten an Spitzentagen waren die Folge. Damit soll es jetzt ein Ende haben.
Natürlich könne es punktuell zu Wartezeiten kommen, «wenn an Spitzentagen 115 000 Leute im System drin sind». Aber er verspricht: «Die Schreckensbilder werden sich nicht wiederholen.»
Vor allem die langen Warteschlangen bei der Sicherheitskontrolle gaben zu reden. Die lange erwarteten 3-D-Scanner kommen nach wie vor nicht im grossen Stil zum Einsatz. Erst im nächsten Jahr soll es so weit sein. Die Probephase hat gemäss Brosi länger gedauert als erwartet, war aber erfolgreich.
Selbst beim politisch drängendsten Thema, den Flügen nach 23 Uhr, verspricht der Flughafenchef Verbesserungen. Der Flughafenbetrieb dauert von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr. Die halbe Stunde von 23 bis 23.30 Uhr darf der Flughafen für den Verspätungsabbau nutzen, er ist aber dazu angehalten, die Zahl dieser Flüge möglichst zu begrenzen. In jüngster Zeit war die Zahl der späten Flüge hoch, was dem Flughafen im letzten Herbst einen Rüffel von der Kantonsregierung beschert hat.
Nun spricht Brosi von einem «Trendbruch», der in den ersten Monaten des Jahres feststellbar sei: Im Januar 2025 gab es 118 Starts nach 23 Uhr – im Januar 2024 waren es 158. Diesen Februar waren es 86 Flüge gegenüber 102 im Vorjahr. Auch die allgemeine Pünktlichkeit hat sich verbessert.
Die Kritiker des Flughafens erhalten den Druck allerdings aufrecht. Eine kantonale Volksinitiative, die die Betriebszeiten fix auf 23 Uhr limitieren will, ist zustande gekommen. Der Flughafen hält sie zwar für widerrechtlich, weil nur der Bund Betriebszeiten festlegen dürfe. Doch der Regierungsrat hat sie für gültig erklärt. Das Volksbegehren wird demnächst im Kantonsrat diskutiert. Brosi spricht von einem «direkten Angriff auf die guten Verbindungen, die die Schweiz mit der Welt hat».
Die Stadt Zürich stellt sich gegen den Flughafen
Widerstand spürt der Flughafen schliesslich auch von Gemeinden im Kanton Zürich. Mehrere haben sich in den letzten Wochen gegen Teile des überarbeiteten Sachplans Infrastruktur Luftfahrt des Bundes gestellt, darunter auch die Stadt Zürich. Mit dem Sachplan regelt der Bund, wie ab Kloten geflogen werden darf.
In der Kritik stehen die geplanten Südstarts geradeaus bei Nebel und Bise. Normalerweise drehen Flugzeuge, die Richtung Süden und damit in Richtung der Stadt Zürich starten, unmittelbar nach dem Start nach Osten ab, um dichtbesiedeltes Gebiet zu schonen. Doch bei Nebel und Bise will der Bund Ausnahmen erlauben zugunsten von Effizienz und Sicherheit.
Die Idee ist an sich nichts Neues. Sie figuriert schon länger im Sachplan – auch wenn sie bisher noch nicht umgesetzt ist. Der Zürcher Stadtrat taxiert sie als «nicht tragbar», aufgrund der Lärmbelastung und des erhöhten Risikos für dichtbesiedelte Gebiete. Das letzte Wort hat der Bund.
Bei allen Erfolgen sieht sich der Flughafen somit in einem steten Ringen – um Verbesserungen, die am Schluss allen zugutekommen würden, auch den Anwohnern. Doch die dazu nötigen Verfahren brauchen Jahre bis Jahrzehnte. Und sie werden durch Einsprachen immer wieder verzögert.
So liegen beispielsweise seit langem Konzepte bereit, die die Anflugrouten in grosser Höhe einfacher gestalten sollen. Doch die Gerichte haben diese Verfahren sistiert: Sie verlangen vom Bundesrat zuerst einen Grundsatzentscheid zum Fliegen in den Nachtstunden. Dies ist der Grund, warum der Sachplan jetzt überarbeitet wird.
Immerhin kommt in das Projekt Pistenverlängerungen etwas Bewegung. Diese sollen die Abläufe ebenfalls verbessern – das kantonale Stimmvolk hat vor einem Jahr Ja dazu gesagt. Im Herbst wird der Flughafen beim Bund dafür ein Plangenehmigungsgesuch einreichen.
Bis zur Realisierung wird es allerdings auch im besten Fall Mitte der dreissiger Jahre. Mit aufwendigen Verfahren und Einsprachen ist zu rechnen.