Sonntag, Oktober 20

Der Preis für Gold erreicht 2024 ein Rekordhoch nach dem anderen. Jüngst hat er die Marke von 2700 Dollar pro Unze übersprungen. Was dahintersteckt und was Sparer und Anleger beachten sollten.

Der Goldpreis erklimmt Rekord um Rekord. Ende vergangener Woche kostete das Edelmetall zum ersten Mal mehr als 2700 Dollar pro Unze und stieg im Handel bis auf die Marke von 2722 Dollar.

Seit Jahresbeginn hat der Preis damit um 32 Prozent zugelegt. Noch beeindruckender ist die langfristige Entwicklung. Vor zehn Jahren kostete eine Unze Gold noch 1248 Dollar, vor zwanzig Jahren waren es erst 424 Dollar.

Starke Nachfrage nach Gold

Das Edelmetall ist also überaus begehrt. Die Nachfrage kommt dabei sowohl von Zentralbanken als auch von Privatanlegern und der Schmuckindustrie. Für den jüngsten Preisschub gibt es mehrere Ursachen:

US-Präsidentschaftswahlen werfen Schatten voraus: Die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen gelten als einer der Hauptgründe für das jüngste Rally beim Goldpreis. Laut Alim Remtulla, Chefstratege Devisenhandel bei der EFG Bank, ist der jüngste Anstieg nicht zuletzt auf die wachsenden Chancen von Donald Trump bei den Wahlen zurückzuführen.

Dies hat damit zu tun, dass für den Fall einer Wahl von Trump mit höheren Zöllen und Staatsausgaben zu rechnen ist. «Potenzielle Handelskonflikte dürften das globale Wachstum bremsen, so dass die Zentralbanken die Zinsen senken und niedrig halten müssen», sagt Remtulla. Dies wiederum würde die Attraktivität von Gold im Vergleich mit anderen Geldanlagen weiter erhöhen. Das Edelmetall wirft schliesslich weder Zinsen noch Dividenden ab – wenn die Zinsen aber ohnehin niedrig sind, fällt dieser Makel gegenüber anderen Vermögensanlagen wie Aktien oder Anleihen weniger stark ins Gewicht.

Niedrigere Zinsen: Ein weiterer Faktor für den steigenden Goldpreis dürften zudem die jüngsten Leitzinssenkungen von Zentralbanken gewesen sein. Laut einer Analyse des World Gold Council (WGC), einer Branchenvereinigung von Goldminen-Unternehmen, war die Abschwächung des Dollars ein entscheidender Faktor für den jüngsten Anstieg des Goldpreises. Laut der WGC-Analytikerin Louise Street wurde diese wiederum durch die unerwartet starke Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte der US-Notenbank Federal Reserve verursacht.

Angespannte geopolitische Lage: Eine wichtige Rolle dürften auch die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine spielen. «Gold wird traditionell als sicherer Hafen betrachtet, weil es in Zeiten wirtschaftlicher, politischer und geopolitischer Unsicherheiten seinen Wert behält oder sogar steigert», sagt Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler beim Technologiekonzern Heraeus. Gold gelte als Wertspeicher in unsicheren Zeiten. Zudem wird ihm auch ein Vermögensschutz in Zeiten höherer Inflation zugesprochen.

Zentralbanken haben weiterhin Gold gekauft: Laut der WGC-Analytikerin Louise Street wird der Goldpreis zudem weiterhin massgeblich von den Käufen der Zentralbanken beeinflusst. In den Jahren nach der Corona-Pandemie seien die Zentralbanken zu immer wichtigeren Käufern geworden.

Eine Versicherung für Krisen

Mit Goldanlagen liessen sich also in den vergangenen Monaten hohe Erträge erzielen. In einem Anlageportfolio erfüllt das Edelmetall traditionell aber vor allem die Rolle einer Versicherung für Krisenzeiten.

«Gold zeigt oft in Phasen von Marktvolatilität oder Rezessionen eine überdurchschnittliche Performance, während es in Zeiten starken Wirtschaftswachstums und hoher Zinssätze eher stagniert», sagt Zumpfe. Angesichts der zahlreichen globalen Risiken sei Gold momentan attraktiv.

Laut Damian Gliott, Mitgründer des Finanzberatungsunternehmens Vermögens-Partner, eignet sich Gold auch gut zur Diversifikation in einem Anlageportfolio, also zur Streuung von Risiken. Der Preis des Edelmetalls entwickelt sich schliesslich oft anders als derjenige von Aktien. Gliott empfiehlt, das Edelmetall als Beimischung in einem Anlageportfolio einzusetzen. Anleger könnten beispielsweise fünf oder maximal zehn Prozent ihrer Gelder in Gold investieren. Im Gegensatz zu Aktien, mit denen Anleger Anteile an Unternehmen erwerben, sei Gold aber keine produktive Anlage.

Vor- und Nachteile von Gold

Um mit Goldanlagen Rendite zu erzielen, müssen Anleger auf Preissteigerungen hoffen. «Das derzeitige Umfeld ist perfekt für Gold, aber mit den hohen Gewinnen in solch kurzer Zeit ist auch das Enttäuschungspotenzial gestiegen», sagt Gliott.

Robert Leitner, Leiter Research Asset Management bei der VZ Depotbank, hält die Rendite- und Risikoeigenschaften von Gold indessen langfristig betrachtet für «nicht sehr attraktiv». Es habe in der Vergangenheit lange Phasen gegeben, in denen Gold deutlich schlechter abgeschnitten habe als Aktien oder Anleihen. «Die Kurse von Rohstoffen bewegen sich oft sprunghaft, entweder aufgrund eines kurzfristigen Nachfragebooms oder aufgrund eines Angebotsschocks», sagt er.

Die WGC-Analytikerin Street weist darauf hin, dass sich die Nachfrage nach Gold in den vergangenen Jahrzehnten geografisch verlagert hat. Der Anteil der Nachfrage aus Asien sei in den vergangenen Jahren konstant gewachsen und liege heute bei rund 60 Prozent. Um den Aufwärtstrend der Preise aufrechtzuerhalten, müssten stärkere Investitionen aus dem Westen getätigt werden.

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